| # taz.de -- Bauernproteste in Rumänien: Unzufrieden mit der Vereinbarung | |
| > Auch in Rumänien protestieren Landwirte und Lkw-Fahrer. Die Regierung | |
| > sichert finanzielle Unterstützung zu – trotzdem halten die | |
| > Demonstrationen an. | |
| Bild: Traktorblockade in Afumati, Rumänien | |
| Berlin taz | Die Forderungen der Protestierenden wurden zu 99 Prozent | |
| erfüllt, erklärte der rumänische Premierminister Marcel Ciolacu am Montag. | |
| Ähnlich äußerte sich auch Landwirtschaftsminister Florin Barbu nach den | |
| Verhandlungen mit einer Delegation der protestierenden Landwirte. Die | |
| hatten zusammen mit Lkw-Fahrern eine Woche lang Zufahrtswege zur Hauptstadt | |
| Bukarest, wichtige Verkehrsverbindungen, Grenzübergänge und den | |
| Schwarzmeerhafen Konstanza blockiert. Doch trotz Verhandlungen: Die | |
| Proteste gehen weiter. | |
| Zehntausende Landwirte und Lkw-Fahrer beteiligten sich landesweit an einem | |
| über soziale Medien organisierten Protest. Es ging gegen die Finanzpolitik | |
| der Regierungskoalition von Sozialdemokraten und Liberalen. Die | |
| Protestierenden beklagten vor allem zu teure Versicherungen und zu hohe | |
| Kraftstoffpreise sowie die erhöhten Steuern. | |
| Den Landwirten machen die gesunkenen Getreidepreise zu schaffen, sie | |
| fordern einen Importstopp von Weizen aus der Ukraine. Gleichzeitig | |
| verlangen sie eine effektive Kontrolle der ukrainischen Getreidetransporte | |
| durch Rumänien – in Richtung Schwarzes Meer. | |
| Nach zähen Verhandlungen zwischen der Delegation der Protestierenden mit | |
| Landwirtschaftsminister Florin Barbu wurden Förder- und | |
| Finanzierungsmaßnahmen vereinbart. Landwirte sollen wegen der Dürreschäden | |
| eine staatliche Unterstützung von 100 Euro je Hektar Ackerland erhalten. | |
| Auch eine Subventionierung des Stromverbrauchs zu 50 Prozent aus | |
| öffentlichen Mitteln wurde zugesichert, ebenso eine auf ein Jahr begrenzte | |
| Aussetzung fälliger Ratenzahlungen. | |
| ## Kritik an der Polizei | |
| Viele der Teilnehmer an den Protesten erklärten, sie seien mit den | |
| erzielten Vereinbarungen nicht zufrieden und würden ihre Aktionen | |
| fortsetzen. | |
| Die [1][rechtsnationalistische Allianz für die Vereinigung der Rumänen | |
| (AUR)] und die radikale Partei SOS-Rumänien versuchten die Proteste | |
| politisch zu instrumentalisieren. Es kam allerdings zu keinem | |
| Schulterschluss zwischen den unzufriedenen Landwirten, den Lkw-Fahrern und | |
| den Rechtsextremisten – auch nicht, nachdem einzelne polizeiliche | |
| Übergriffe bekannt wurden. | |
| Der Vorsitzende der [2][rechtsradikalen AUR-Partei, George Simion], | |
| kritisierte den Umgang der Polizei mit den Demonstranten. Um die Vorfälle | |
| zu klären, forderte er eine Sondersitzung des Parlaments. | |
| Kritik an dem harten Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen einzelne | |
| Protestierende kam allerdings auch aus den Reihen der Zivilgesellschaft. Am | |
| Dienstag wurden dutzenden von Lkw-Fahrern, die in Konstanza die | |
| Zufahrtsstraßen zum Schwarzen Meer blockierten, die Fahrerlaubnis entzogen. | |
| In den sozialen Medien zirkuliert ein Video, in dem ein Polizist einen | |
| Protestierenden mit einer gezückten Maschinenpistole bedroht. Eine | |
| Antikorruptionsaktivistin wurde wegen einer kritischen Äußerung in einem | |
| Medienkanal zeitweilig festgenommen. Gegen mehrere Teilnehmer der | |
| Demonstrationen wurden Strafverfahren wegen Anstachelung zur Gewalt | |
| eingeleitet. | |
| Die Proteste gingen am Mittwoch weiter, sowohl in Bukarest und anderen | |
| Großstädten als auch in der Nähe der Grenzübergänge. | |
| Landwirtschaftsminister Florin Barbu reagierte harsch und bezeichnet jene, | |
| die weiter protestierten, als Unruhestifter. | |
| 17 Jan 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| William Totok | |
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