| # taz.de -- Probleme mit E-Autos im Winter: E-Autos nur eine Schönwettertechni… | |
| > Stehende Busse in Oslo, Supercharger ohne Strom in Chicago: Bei Frost | |
| > verbrauchen Batteriefahrzeuge mehr Energie, das Laden dauert oft länger. | |
| Bild: Kälte setzt auch E-Autos zu: Volvo lädt auf in Tigard im US-Bundesstaat… | |
| Berlin taz | In Chicago fallen bei tiefstem Frost einige Ladesäulen von | |
| Tesla aus, in Norwegens Hauptstadt Oslo reduziert Winterkälte von minus 20 | |
| Grad die Reichweiten der [1][250 städtischen Elektrobusse] – einige bleiben | |
| liegen. Öko-Kritiker triumphieren, die [2][FAZ beschreibt die E-Mobilität] | |
| als eine „Schönwettertechnik, die nur unter Idealbedingungen Freiheit | |
| garantiert“. Tatsächlich kommt alles, was mobil ist, bei Winterwetter ins | |
| Rutschen, auch Verbrenner-Fahrzeuge. Deshalb entstand einst der legendäre | |
| Slogan der Bahn: [3][„Alle reden vom Wetter. Wir nicht“.] | |
| Die Vorfälle mit den Superchargern in den USA sind offenbar | |
| Kinderkrankheiten der E-Mobilität, die jedoch zu bewältigen sind. Denn rein | |
| physikalisch, darauf weist EnBW als großer Betreiber von Ladeparks hin, sei | |
| Kälte bei Schnellladern sogar von Vorteil, weil die Kabel aufgrund der | |
| hohen Ladeströme stets aufwendig gekühlt werden müssten. | |
| Gleichwohl zieht sich der Ladevorgang bei kühlen Temperaturen oft in die | |
| Länge. „Im Winter dauert das Laden an unseren Stationen im Mittel zehn | |
| Prozent länger als im Sommer“, sagt ein EnBW-Sprecher. Das aber liegt nicht | |
| an den Ladesäulen, sondern an den Fahrzeugen. Deren | |
| Batteriemanagementsystem reduziert nämlich die Ladeleistung, bis die | |
| Batterie auf eine ausreichend hohe Temperatur aufgeheizt wurde. Würde bei | |
| niedrigen Temperaturen zu schnell geladen, würde das die Zellen schädigen. | |
| Aus diesem Grund werden die Akkus nur in einem Temperaturfenster etwa | |
| zwischen 15 und 35 Grad mit maximaler Leistung geladen. Die optimale | |
| Ladetemperatur der Batterie variiert etwas, abhängig vom Typ – denn auch | |
| bei Lithium-Ionen-Akkus gibt es Varianten der Zellchemie. Da die Ladedauer | |
| bei Kälte von den Fahrzeugen und Nutzerverhalten abhängt, gibt es in der | |
| Praxis Unterschiede. Manche Ladevorgänge gingen bei Kälte genauso schnell | |
| vonstatten wie im Sommer, bei anderen schlage die Kälte umso mehr zu Buche, | |
| heißt es bei EnBW. | |
| ## Batterie braucht „Wohlfühltemperatur“ | |
| Die Unterschiede ergeben sich vor allem aufgrund der Vorkonditionierung der | |
| Batterie. Konkret heißt das, dass diese erwärmt oder bei Bedarf auch | |
| gekühlt wird. Immer mehr Fahrzeugmodelle nehmen diese Vorkonditionierung | |
| heute bereits während der Fahrt vor. Das kann per Knopfdruck oder auch | |
| automatisch geschehen, wenn das Navigationssystem eine Schnellladestation | |
| ansteuert. | |
| Wer jedoch sein E-Fahrzeug nach langem Stillstand bei Kälte zur Ladesäule | |
| bringt, muss auf die Vorkonditionierung warten – und das dauert. Da die | |
| Batterie während längerer Fahrt ohnehin erwärmt wird, sei es „effektiver, | |
| eine Ladung mit hoher Leistung abends nach der Fahrt als morgens vor der | |
| Fahrt vorzunehmen“, erklärt dazu der [4][ADAC]. | |
| Nicht nur das Laden dauert bei Kälte länger, auch der Energieverbrauch des | |
| Stromers nimmt deutlich zu – zumindest so lange, bis die Batterie ihre | |
| „Wohlfühltemperatur“ erreicht hat. Wenn es draußen knackig kalt ist, | |
| schnellt speziell auf Kurzstrecken der Verbrauch in die Höhe – das | |
| [5][Problem der norwegischen E-Busse]. Der ADAC ermittelte im Praxistest | |
| für 23 Kilometer Fahrt bei minus sieben Grad nach Start mit kaltem Akku je | |
| nach Fahrzeugmodell einen Mehrverbrauch zwischen 38 oder 107 Prozent. Im | |
| Durchschnitt aller getesteten Elektroautos ergab sich ein Mehrverbrauch von | |
| 70 Prozent. Das sei „kein Ruhmesblatt für die Autohersteller“, so der ADAC. | |
| Fazit des Autoclubs: „Vermeiden Sie kurze Fahrten mit langen Standzeiten | |
| dazwischen, da der Innenraum und die Batterie abkühlen und immer wieder neu | |
| aufgeheizt werden müssen.“ Um dem Akku nicht zu viel Energie zu entziehen, | |
| sei es zudem ratsam – sofern möglich – das Auto und die Batterie | |
| vorzuheizen, wenn das Fahrzeug noch am Stromnetz hängt. | |
| ## Auch Verbrenner brauchen bei Kälte mehr Sprit | |
| Je länger die Fahrtstrecke ist, umso geringer wird der prozentuale | |
| Mehrverbrauch. Im Praxistest mit mehreren Fahrzeugen, die ganzjährig im | |
| Dauereinsatz auf öffentlichen Straßen unterwegs waren, hätten diese im | |
| Winter 25 bis 31 Prozent mehr verbraucht als im Sommer, so der ADAC. | |
| Der Automobilclub weist zugleich darauf hin, dass auch Verbrenner im Winter | |
| mehr Sprit verbrauchen – Benziner im Mittel 15 Prozent zusätzlich, Diesel | |
| 24 Prozent. Strenger Frost ist für Dieselfahrzeuge ohnehin kritisch. | |
| Ein wichtiges Thema bei E-Autos ist ferner der Stromverbrauch im Stau bei | |
| Kälte, wenn Innenraum und Batterie weiter auf Temperatur gehalten werden | |
| müssen. Der ADAC schätzt bei Temperaturen zwischen minus 9 und minus 14 | |
| Grad den Leistungsbedarf beim VW E-up im Schnitt auf rund zwei Kilowatt, | |
| beim Renault Zoe auf drei Kilowatt. Damit reiche die Batterie der Fahrzeuge | |
| für rund 15 bis 17 Stunden Stillstand. | |
| 2 Feb 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /E-Autos-in-Norwegen/!5653464 | |
| [2] https://www.faz.net/aktuell/technik-motor/im-bus-erfroren-19464819.html | |
| [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Alle_reden_vom_Wetter._Wir_nicht. | |
| [4] https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/info/elektroauto-re… | |
| [5] /Ausfaelle-bei-E-Bussen/!5746789 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernward Janzing | |
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