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# taz.de -- Betrunkene Grüne zeigt Hitlergruß: Pegel halten für die Polit-Ka…
> Eine Berliner Bezirkspolitikerin fuhr betrunken Auto und zeigte den
> Hitlergruß. Sie trat daraufhin zurück. Ihr Karriereende muss das nicht
> bedeuten.
Bild: Fahrer anhalten ist ziemlich gemein von der Polizei, vor allem, wenn sie …
Ein bedauerliches Malheur ist der grünen Berliner Bezirkspolitikerin
(Charlottenburg-Wilmersdorf) Jutta Boden unterlaufen. Als sie auf der A 115
vor den Toren Berlins wegen Verdachts auf Trunkenheit [1][von der Polizei]
angehalten und [2][kontrolliert] wurde, wusste sie sich in ihrer Not nicht
anders zu helfen, als den rechten Arm zu heben und diese Geste auch noch
folgerichtig mit [3][„Heil Hitler“] zu untermalen.
Später gab sie an, sie habe sich von den Beamten „unkorrekt behandelt“
gefühlt, was zwei Fragen aufwirft: Erstens: Was mag sie mit „unkorrekt“
meinen? Hierzu schweigen bislang die Quellen, sodass wir die der
Spekulation anzapfen: Die Polizei hat sie gestoppt, obwohl sie in dem
Moment gar nicht halten wollte, denn sie war gerade so schön im Flow. Das
beschnitt ebenso ihre Freiheit wie die streng gehaltene Bitte, ins
Polizeifahrzeug umzusteigen, um zum Autobahnrevier in Michendorf gebracht
zu werden. Denn auch da wollte sie gar nicht hin.
Diese Gemengelage kann dann schon mal als faschistischer Akt bewertet
werden, insbesondere, wenn einem dabei 1,34 Promille die Sinne und das
analytische Vermögen schärfen.
## Keine gute Idee: Ein Hitlergruß
Was jedoch direkt zu Frage Nummer zwei führt: Ist der Hitlergruß ein
angemessenes Mittel, um eine vermeintliche oder tatsächliche
Ungerechtigkeit zu kommentieren? Als ironische Antwort auf so empfundenes
nazihaftes Verhalten des Gegners, im Einzelfall theoretisch durchaus
denkbar, dürfte Boden damit in diesem Falle eher falschgelegen haben. Ein
„Freundys, echt jetze, ich fühle mich von euch unkorrekt behandelt, eins,
zwei hopp, und frei heraus die Dienstnümmerchen auf den Tisch“ wäre hier
wohl angebrachter gewesen. Das sieht Boden nun offenbar selbst so, indem
sie angibt, „unangemessen und inakzeptabel reagiert“ zu haben, und ihr
Mandat niederlegt.
Aber das muss längst nicht das Ende der Karriere bedeuten. Denn einen
tröstenden Lichtstreif am Horizont bietet in dieser für sie trüben Stunde
die so lange wie langmütige Historie im Straßenverkehr einschlägig
aufgefallener Politiker. Schneller als gedacht steigt so ein im Suff
gefallener Rauschengel wieder auf wie Phönix aus der Flasche.
Bestes Beispiel für die Gnade des Herrn und seiner irdischen Gerichte war
Otto Wiesheu: Herausragend in einer ohnehin schon spektakulären Serie der
Trunkenheitsfahrten von CSU-Granden, hatte der damalige Generalsekretär der
Partei im Jahr 1983 mit 1,99 Promille einen Menschen totgefahren und einen
anderen schwer verletzt. Der erzwungene Rücktritt von diesem Amt eröffnete
damals nur den Weg zum nächsten, und zwar dem des bayerischen
Staatsministers für unter anderem Trunkenheit und Verkehr, wir korrigieren:
Technologie und Verkehr. Knast ist doch für Schwarzfahrer, arme Schlucker
ohne Auto. Später wurde er Vorstandsmitglied bei der Deutschen Bahn AG.
## Einfach weiterbrettern
Das und noch viel mehr (UN-Generalsekretärin, Bundeskanzlerin, Weinkönigin)
kann Jutta Boden ebenfalls werden, wenn sie nur den wichtigsten
konservativen Grundsatz beherzigt: Freiwillige (!) Rücktritte,
Entschuldigungsgelaber, Einsicht und öffentlicher Kniefall, diese verdammte
Demut der Schuldigen, eine Krankheit linker Politiker, ist dem Fortkommen
bloß hinderlich. Jedes zusätzliche Promille kann eine weitere Stufe auf der
politischen Karriereleiter bedeuten.
Auch mindestens Sach-, besser noch Personenschäden infolge der
Trunkenheitsfahrt lassen die Täter schneidiger und entschlossener wirken.
Das sind Eigenschaften, die bei vielen Wählenden gut ankommen, während am
windelweichen Angehaltenwerden ohne Unfall der weibische Ruch von
Waldorfschule, Weinschorle und warmen Wannenbädern hängt. Wer bei Gelb
bremst, zeigt Wankelmut; Scholzomat, Tempomat, Schwachmat.
Besser lässt sich Frau Boden ihre Aussagen noch mal in aller Ruhe durch den
Kopf gehen: Ihre frisch auf- und flugs gleich wieder untergetauchte
Zwillingsschwester saß am Steuer; der Bluttest ist bis zur B-Probe
vollkommen irrelevant; den rechten Arm hat sie gehoben, um sich am Kopf zu
kratzen, also die Schwester, die hat immer so trockene Kopfhaut, und
überhaupt war das alles nur ein Missverständnis: Sie hat gar nicht „Heil
Hitler“ gesagt, sondern „zwei Liter“. Natürlich Mineralwasser.
29 Jan 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Uli Hannemann
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