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# taz.de -- Pro-Tesla-Kampagne in Grünheide: Nicht immer nur dagegen
> Gemeindemitglieder dürfen über die Erweiterung der Gigafactory abstimmen.
> Eine Gruppe von Schülern wirbt im Rahmen einer Kampagne für ein „Ja“.
Bild: Tesla verteilt Schokolade während seiner „Road Show“ Anfang Januar
Grünheide taz | In Grünheide läuft der Wahlkampf auf Hochtouren. „Sei
dabei“ steht auf einem orangen Plakat an einer Laterne, „für Technologie
und Fortschritt“. Die Aufforderung wird unterstrichen von einer
Roboterhand, die das Victory-Zeichen formt. Mit diesem Plakat wird um
Zustimmung geworben: „Ja zu B-Plan 60“.
Zur Abstimmung steht nicht etwa der Landtag, der in Brandenburg erst im
September gewählt wird, sondern [1][die Erweiterung der benachbarten
Tesla-Fabrik]. Der Elektroautobauer will seine Betriebsgelände nochmal um
hundert Hektar erweitern, um dort Logistik und Lagerflächen zu errichten.
Dazu müsste ebenso viel Wald im Landschaftsschutzgebiet abgeholzt werden.
Während die Behörden bisher alle Pläne des US-Konzerns trotz Bedenken
durchwinkten, will der Gemeinderat dieses Mal eine Einwohnerbefragung
durchführen, bevor es dem Bebauungsplan zustimmt. Rechtlich bindend ist die
Entscheidung allerdings nicht.
Gegen den Plan mobilisieren [2][die Tesla-Gegner:innen der Bürgerinitiative
Grünheide] mit Plakaten und Haustürgesprächen. Seit einigen Tagen gibt es
nun auch eine Pro-Tesla-Kampagne. Deren orange Plakate wirken dabei auf dem
ersten Blick wie ein weiterer PR-Gag Teslas. Besonders kurios: Die auf dem
Plakat angegebene Website Againsters.com, „Schreibe wogegen Du bist“, führt
dort auf der Startseite ein Textfeld Besucher:innen auf. Auf eine
Eingabe folgen dann fünf durch die künstliche Intelligenz ChatGTP
generierte Gegenargumente.
## Unbefangene KI
So antwortet die KI ganz unbefangen, wenn man „Tesla CEO Elon Musk“
eingibt: „Hast du bedacht, dass Elon Musk eine beeindruckende Erfolgsbilanz
hat bei der Gründung und Leitung von Unternehmen wie SpaceX und Tesla?“
Zwar hat Musk nur SpaceX und nicht Tesla gegründet, aber die Message wird
deutlich: Warum nicht mal mit dem Gegenstandpunkt beschäftigen?
Oder wie es die Betreiber:innen selbst im Impressum formulieren:
„Unsere Initiative soll nicht nur auf Tesla in Grünheide aufmerksam machen,
sondern auf das reflexartige Widerstreben gegen Veränderung, das uns allen
schadet.“
Tatsächlich steht hinter den „Againsters“ keine PR-Abteilung, sondern eine
Gruppe von Jugendlichen, die das örtliche Gymnasium besuchen. Als
Tesla-Fans empfanden sie es als unfair, dass die kritische Bürgerinitiative
so viel mediale Aufmerksamkeit bekommt, und beschlossen kurzerhand, selbst
eine Initiative zu gründen. Gelebte Demokratie also.
Die Kreativität und das Engagement, die die Jugendlichen in die Kampagne
gesteckt haben, sind beeindruckend. Da mag man auch darüber hinwegsehen,
dass die Kampagne sämtliche Tesla-Kritiker:innen als hinterwäldlerische
Fortschrittsfeinde darstellt. So gibt es sogar einen Online-Shop, in dem
die T-Shirt-Modelle „Future Embracer“ und „Tradition Keeper“ angeboten
werden. „Design: bewusst altmodisch. Perfekt für jene, die glauben, dass
Fortschritt überbewertet wird“, heißt es in der Produktbeschreibung des
Letzteren.
24 Jan 2024
## LINKS
[1] /Gigafactory-in-Gruenheide/!5982779
[2] /Ein-Jahr-Tesla-Gigafactory/!5920241
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Tesla
Grünheide
Wassermangel
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Elon Musk
Gewerkschaft
Automobilbranche
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