# taz.de -- Einweihung des Ram-Tempels in Indien: Gefährlicher Hindu-Populismus | |
> Die große Hindu-Show des indischen Premierministers Modi zeigt endgültig: | |
> Indien ist auf dem Weg zu einem hindunationalistischen Staat. | |
Bild: Der indische Premier Narendra Modi kommt, um die Eröffnung eines Tempels… | |
Indiens Bevölkerung ist zu rund 80 Prozent hindustisch, doch aus gutem | |
Grund hat das multireligiöse Land den Säkularismus explizit in seiner | |
Verfassung verankert. Unter den vielfach am Montag auf X (vormals Twitter) | |
geteilten Kommentaren zur populistischen Hindu-Show von Premierminister | |
[1][Narendra Modi] bei der Einweihung des Ram-Tempels in Ayodhya befand | |
sich denn auch die Präambel der Verfassung. Darin ist die Rede „von einer | |
souveränen, sozialistischen, säkularen und demokratischen Republik“. | |
Dieser Zusatz wurde allerdings erst 1977 von der damals autoritär | |
regierenden Indhira Gandhi eingeführt. So wie sich heute ihre | |
Kongress-Partei selbst nicht mehr an den postulierten Sozialismus gebunden | |
fühlt, wollen Modis Hindunationalisten auch nichts mehr vom Säkularismus | |
wissen. Schon seit einiger Zeit ist Indien unter Modi und seiner BJP auf | |
dem Weg, [2][ein hinduistischer Staat zu werden]. | |
Die Modi-Regierung zeigt schon lange, dass sie Muslime für Bürger zweiter | |
Klasse hält. Vom Regierungschef geradezu verhöhnt müssen sich Indiens | |
Muslime jetzt fühlen, wenn er bei der Einweihung des Tempels erklärt, der | |
„Lord“ habe ihn zu einem Instrument gemacht, um alle Bürger Indiens zu | |
repräsentieren. Jetzt beginne eine neue Ära. | |
Doch Modi vereint nicht, sondern er spaltet. Wenn er behauptet, die | |
Einweihung des Tempels sei eine Bewerbung zur Versöhnung, so ist das | |
Gegenteil der Fall. Der Kampf um den umstrittenen Tempel hat das Land | |
gespalten wie kaum ein anderes Ereignis. 1992 zerstörte ein Hindumob die an | |
dieser Stelle stehende Babri-Moschee. In der Folge wurden mindestens 2.000 | |
Menschen getötet. | |
Modis BJP gehörte damals mindestens zu den geistigen Brandstiftern. Und | |
jetzt zelebriert Modi unverhohlen ihren Triumph. Mit der jetzigen | |
Einweihung des von manchen schon als „Hindu-Vatikan“ bezeichneten | |
Tempelkomplexes und deren schamlose Instrumentalisierung für seinen | |
Wahlkampf hebt er die Grenzen zwischen Staat, Regierung und Religion auf. | |
Das zeigt in der Tat eine neue Ära. Indien wird nicht mehr wie früher sein. | |
23 Jan 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Regionalwahlen-in-Indien/!5974080 | |
[2] /Hindu-Nationalismus-in-Indien/!5929885 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
## TAGS | |
Narendra Modi | |
Indien | |
Hindu-Nationalismus | |
BJP | |
Hinduismus | |
Indien | |
Kolumne Fernsicht | |
Kolumne Fernsicht | |
Indien | |
Indien | |
Indien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Beginn der Parlamentswahlen: Der Kampf um das säkulare Indien | |
In der weltgrößten Demokratie wird gewählt. Auf dem Spiel steht die | |
säkulare indische Republik, Premier Modi träumt von einem Hindu-Staat. | |
Gewalt, Demokratie und Landwirtschaft: In Indien sind die Bauern die Guten | |
Ist es möglich, das Vertrauen in demokratische Prozesse durch Tränengas und | |
Gummigeschosse aufrechtzuerhalten? In Indien jedenfalls nicht. | |
Einweihung des Ram-Tempels in Indien: Mit Safran beschmiert | |
Wo einst eine Moschee abgerissen wurde, steht nun ein Hindu-Tempel. Auf | |
Mumbais Straßen feiert man den Hindu-Nationalismus. Ohne moralischen | |
Kompass. | |
Konflikt zwischen Indien und Malediven: Streit zur Freude Chinas | |
Die Malediven fordern den Abzug indischer Militärs, nachdem eine | |
Anzeigenkampagne indischer Zeitungen das Verhältnis beider Staaten belastet | |
hat. | |
Parlament in Indien: Wenn Kritik zur Ruhestörung wird | |
Wegen „Ruhestörung“ wurden in Indien 140 Abgeordnete der Opposition aus | |
Parlamentssitzungen ausgeschlossen. Der Regierung passt das gut. | |
Modis Plan für ein neues Kaschmir: Nach vier Jahren verfassungskonform | |
Der indische Bundesstaat Jammu und Kaschmir hat keinen Sonderstatus mehr, | |
das hat ein Gericht bestätigt. Bis September 2024 sollen Wahlen | |
stattfinden. |