| # taz.de -- Museumssonntag in Berlin: Andrang auf Museen | |
| > Jeden ersten Sonntag im Monat öffnen die Berliner Museen kostenlos ihre | |
| > Pforten für alle. 750.000 Menschen nutzten 2023 diese Möglichkeit. | |
| Bild: Normaler Sonntagsbesuch im Deutschen Technikmuseum | |
| Berlin taz | Jeden ersten Sonntag im Monat öffnen [1][die Berliner Museen | |
| kostenlos] ihre Pforten für jederfrau und jedermann. Welch Freude für die | |
| Berliner:innen. Mit insgesamt 750.000 Besucher:innen im letzten Jahr | |
| wurde der eintrittsfreie Sonntag als Erfolg gefeiert. Je nach Museum können | |
| es am Tag teilweise bis zu 7.000 werden. | |
| Besonders beliebt ist das Deutsche Technikmuseum. Die Zeitkarten sind immer | |
| früh ausgebucht, dabei wird die Buchung frühestens eine Woche im Voraus | |
| freigeschaltet. Jedem der 5.786 Menschen, die sich das Technikmuseum als | |
| erste Kulturveranstaltung des Jahres ausgesucht haben, konnte man am | |
| Sonntag gefühlt persönlich begegnen. Überall wimmelte es von Menschen: | |
| Besucher:innen jeden Alters, mit und ohne Kind durchströmten die | |
| Ausstellungsräume. Wie leer muss sich das Museum wohl im Vergleich dazu an | |
| jedem anderen Sonntag anfühlen, bei nur etwa 2.000 Besucher:innen. Auch | |
| wenn Tiziana Zugaro, Sprecherin des Technikmuseums, gegenüber der taz | |
| versichert, dass der Museumssonntag keinen sogenannten | |
| Kannibalisierungseffekt hätte, so macht es für das individuelle Erlebnis | |
| eben doch einen Unterschied, ob man sich das Areal mit mehreren tausend | |
| anderen teilt. | |
| Bereits gegen Mittag, zwei Stunden nachdem [2][das Museum] überhaupt | |
| geöffnet hatte, waren alle Gaderobenschließfächer belegt, heißt also: die | |
| dicke Winterjacke weiter mit sich rumschleppen. Lange Schlangen in den | |
| Museumscafés, und schon am frühen Nachmittag konnte man in die Gesichter | |
| erschöpfter Besucher:innen blicken. Sogar auf den Stufen im | |
| Ausstellungsraum im dazugehörenden Ladehaus lagen Eltern auf der Suche nach | |
| etwas Ruhe. | |
| Auch das Humboldtforum und das Deutsche Historische Museum (DHM) konnten | |
| sich vor Menschen kaum retten. Im Untergeschoss des DHM, wo gerade die | |
| Verlängerung der Ausstellung „Roads not taken. Oder: Es hätte auch anders | |
| kommen können“ angekündigt worden ist, stand die Luft. Deutsche Geschichte | |
| in Ruhe genießen? Fehlanzeige. | |
| Nur wenige Gehminuten weiter, im Foyer des Humboldtforums, war noch gegen | |
| halb fünf die Schlange sehr lang: Zum Leidwesen der Mitarbeitenden. Für | |
| diese zählt [3][der Museumssonntag] zu den unliebsamsten Arbeitstagen des | |
| Monats. „Hier war die Hölle los“, resümiert einer der Mitarbeitenden, als | |
| sich der „Berlin Global“-Ausstellungsraum gegen frühen Abend endlich | |
| leerte. „Manche lassen sich für den Tag extra krankschreiben“, erzählt er | |
| weiter. | |
| Frisst der Museeumssonntag also seine eigenen Kinder? Jede dieser | |
| Ausstellungen der großen, wie kleinen Museen ist es wert, gesehen und | |
| erlebt zu werden, das Gesehene zu hinterfragen, über den eigenen Horizont | |
| zu blicken oder einfach nur zu staunen. Doch wie gut geht Kulturgenuss und | |
| Wissensbereicherung, umzingelt von Hunderten anderen, bei stickiger Luft | |
| und einem überlasteten Personal? Was die Zahlen angeht, spricht der Tag für | |
| sich. | |
| Aber kann nicht jeder Sonntag ein Museumssonntag sein. Die Nachfrage ist | |
| schließlich da. Warum alles in einen Tag im Monat stopfen? | |
| 9 Jan 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Luise Bartsch | |
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