# taz.de -- Minialbum der Band Die Person: „Hëks Hëks Motherfucker“ | |
> Die Band aus Göttingen hat sich in der Pandemie gegründet. Nun macht sie | |
> Stonerrock aus der Gruft – mit 'nem Arschtrittfaktor vom Teufel. | |
Bild: Mit Fetischmasken in der Findungsphase: Die Person aus Göttingen | |
Von einem packenden Gitarrenriff wird die Hörerin im Song „Mikrodosis | |
Hölle“ in die düsterste Tiefe der infernalen Seite des Rock ’n’ Roll | |
geschmettert. Der Rhythmus wird schneller, Zerrsound setzt ein: „What is | |
your poison / Fragt dich der Teufel“, singt Timeea Bucur, Sängerin der | |
Göttinger Band Die Person. Es ist der Auftaktsong ihres stoner-rockigen | |
Debüts mit dem Titel „Hëks Hëks Motherfucker“. Und der hat es so in sich, | |
dass er sogar vor Kurzem im Radio lief. Dabei steht Die Person noch ganz am | |
Anfang ihrer Karriere. Eine Tour ist erst in Planung fürs neue Jahr. | |
Die Person bestehen aus vier Personen: Neben Sängerin Timeea Bucur spielt | |
Generic Eric an der Gitarre, Sebastian Strzys am Bass und Levent Burggraef | |
sitzt hinter den Drums. Gegründet hat sich Die Person mitten in der | |
Coronapandemie 2021 als „WG-Band“. Die Mitglieder entstammen alle – so | |
Drummer Burggraef – aus der „Ursuppe der Göttinger Musikszene“. Damals n… | |
mit Walter Geyer, einem alteingesessenen Blues- und Jazzbassisten, der nur | |
das Debütkonzert von Die Person erleben sollte: beim allerersten Konzert | |
der Band im Beisein von 50 Zuschauern im Garten eines Freundes. | |
Strzys, der auf Geyers Beerdigung spielte, wurde bald darauf der neue | |
Bassist. Er sei der einzige „mehr oder weniger professionelle Musiker“ von | |
Die Person, spielt auch bei Musicals und Theateraufführungen und arbeitet | |
als Bühnenbildner. Der Rest der Band geht im bürgerlichen Leben Brotjobs | |
nach: als Anwalt, Forstwissenschaftler, im Einzelhandel. Ein großer | |
Vorteil, glaubt Burggraef: „So können wir die Musik machen, auf die wir | |
Bock haben, ohne finanziell darauf angewiesen zu sein.“ | |
Im Sound der Band verbinden sich Elemente von Blues, Hardrock, [1][Goth, | |
Metal, Punk, Psychedelic,] alles fließt in „Hëks Hëks Motherfucker“ | |
zusammen. Und sogar Folk taucht auf: Im zweiten Song „Umbra“ ist die | |
Vertonung eines Gedichts des rumänischen Dichters Adrian Păunescu zu hören. | |
Rockig, schwer und düster komponiert vom verstorbenen Bassisten Geyer. Und | |
voller Inbrunst gesungen von Bucur, die selbst rumänische Wurzeln hat. Der | |
süffisante Titel der EP kommt aus dem letzten Song „Salem Blade Job“ mit | |
harten, eingängigen verzerrten Riffs und einer ironischen Anspielung an die | |
Gruftie-Szene. | |
## Kein Bock auf Majordeal | |
Dieser ist auch Burggraefs Einlauf-Musik zum Auftakt seiner | |
Wrestling-Kämpfe, die er in der Freizeit bestreitet. „Female fronted rock | |
’n’ roll from Göttingen“ lautet die eigene Beschreibung der Band. Etwas, | |
das Sängerin Bucur wichtig ist: „Auf Festivals sind female fronted Bands | |
oft unterrepräsentiert. Klar, das Musikbiz allgemein und die | |
Stonerrockszene speziell ist immer noch sehr männlich dominiert, deswegen | |
ist es wichtig, so etwas zu betonen.“ | |
Vor allem geht es aber darum, Spaß zu haben, Konzerte zu spielen, überhaupt | |
darum, gehört zu werden, etwas gemeinsam erleben und sich als Band | |
weiterzuentwickeln. „Wir haben keinerlei Ambitionen auf einen Majordeal, | |
bei dem man eh nur zu Tode vermarktet wird und Musik macht, die schön | |
klingt“, sagt Bucur. Es dürfe ruhig wehtun, und wenn 20 Leute in einem | |
kleinen Club verschwitzt vor der Bühne stehen und nicht mehr atmen können | |
vom Moshen, erst dann ist Die Person glücklich. | |
„A little stoner as a treat.“ Ein kleiner Stoner zum Genuss, verspricht Die | |
Person. Ein Genuss ist ihr heavy Sound in der Tat. Ein düsterer, | |
dynamischer, energischer und tanzbarer Genuss. Der Stoner-Goth Touch ist | |
dabei deutlich zu spüren, sowohl akustisch als auch ästhetisch: ein | |
Pentagramm ziert das EP-Cover, davor ein verfremdetes Bild des Gitarristen | |
Generic Eric im Anzug. „Auch wenn man eigentlich gar nicht so intellektuell | |
daherkommen und den berühmten Arschtritt-Faktor in der Musik nicht missen | |
wollte, konnte man nicht mehr verleugnen, dass sich hier ein Haufen | |
Künstlertypen gefunden hatte“, heißt es vonseiten der Musiker. Auf | |
Instagram präsentiert sich Die Person in Fetisch-Masken im Göttinger | |
Plattenladen „Vinyl-Reservat“. Noch ist die Newcomer-Band – nicht nur | |
musikalisch – in der Findungsphase. Sie wollen jedenfalls nichts forcieren, | |
aber weitermachen, sich der Welt aufdrängen und im nächsten Jahr möglichst | |
viele Konzerte spielen. [2][Wer Stonerrock mag, für den gibt es „Hëks Hëks | |
Motherfucker“ jetzt schon.] | |
28 Dec 2023 | |
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[2] https://www.amazon.com/Salem-Blade-Job-Explicit/dp/B0CM54XB11 | |
## AUTOREN | |
Ruth Lang Fuentes | |
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