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# taz.de -- Genossenschaft stellt Insolvenzantrag: Energiegewinner eG sucht Aus…
> Zu schnell zu viel gewollt? Die Genossenschaft aus Köln hat sich offenbar
> mit einem Großprojekt übernommen und braucht nun Geld – und gute Ideen.
Bild: Auch Photovoltaik gehört zum Portfolio der Energiegewinner eG
Freiburg taz | Beim Amtsgericht Köln wurde ein bemerkenswerter
Insolvenzantrag gestellt. Er kommt von der [1][Kölner Genossenschaft
Energiegewinner eG], die mit 2.800 Mitgliedern zu den größeren
Energiegenossenschaften in Deutschland zählt. Dass eine [2][Genossenschaft
zum Insolvenzgericht] muss, ist ein eher ungewöhnlicher Vorgang, denn diese
weisen im Vergleich zu anderen Rechtsformen eine extrem niedrige
Insolvenzquote auf.
Die Kölner Genossenschaft betreibt Anlagen mit mehr als 25 Megawatt
installierter Leistung, darunter zahlreiche Solarparks, Windkraftanlagen,
ein Wasserkraftwerk sowie ein E-Carsharing und eigene Ladeinfrastruktur.
Sie hat nach eigenen Angaben 15 Mitarbeiter in der Genossenschaft sowie
rund 40 weitere Mitarbeiter in der Tochtergesellschaft Energiegewinner
Technik GmbH, die sich um Planung, Realisierung und Betrieb der Anlagen
kümmert.
Für ihre Arbeit erhielt die im Jahr 2010 gegründete Genossenschaft [3][vor
drei Jahren den Deutschen Solarpreis von der Organisation Eurosolar und der
Energieagentur NRW.] Um große Worte war das Unternehmen nie verlegen: „Wir
sind Weltverbesserer und wir bleiben bei dem, was wir versprechen“,
schreibt die Firma auf ihrer Internetseite. Doch offenbar hat man den Mund
etwas zu voll genommen. Laut der letzten vorliegenden Jahresbilanzen
schrieb die Genossenschaft schon über Jahre Verluste, teilweise in
Millionenhöhe. Jetzt drohe die Zahlungsunfähigkeit, teilte das Unternehmen
seinen Mitgliedern dieser Tage mit.
In dem Schreiben, das der taz vorliegt, benennt die Genossenschaft konkret
einen Solarpark im fränkischen Bad Rodach als Auslöser der Finanzprobleme.
Die Anlage verfügt über eine installierte Leistung von 2,3 Megawatt und
wurde im Sommer vollendet. Die Firma betont, dass von dem Insolvenzantrag
ausschließlich die Genossenschaft selbst betroffen sei. Die
Tochtergesellschaft Energiegewinner Technik GmbH und die
Projektgesellschaften seien zahlungsfähig und arbeiteten „ganz normal
weiter“.
## Privates Geld fehlt
Auf Anfrage erklärt das Unternehmen, es habe vergleichbare Projekte „in der
Vergangenheit problemlos mit Banken und Mitgliedern finanziert“, doch nun
fehle „auch bedingt durch die [4][Entwicklung von Inflation und Zinsen]“
ein wesentlicher Teil der geplanten Finanzierung durch private Anleger.
Trotz aller Einflüsse von außen dürften die Liquiditätsprobleme zu einem
guten Teil aber hausgemacht sein – zumal es im Sektor der erneuerbaren
Energien durch staatlich garantierte Vergütungen eine sonst in der
Wirtschaft eher unübliche Investitionssicherheit gibt.
Ein Kenner des Kölner Unternehmens, der namentlich nicht genannt werden
möchte, sieht eine Ursache der Probleme darin, dass die Genossenschaft
stärker expandierte, als sie es auf Grundlage ihres Eigenkapitals
eigentlich hätte tun dürfen. In manchen Jahren steigerte die Genossenschaft
ihre Bilanzsumme um 50 Prozent, mitunter sogar um fast 100 Prozent. Statt
mit erfolgreichen Projekten erst einmal Substanz und Eigenkapital
aufzubauen, habe sie sich zu früh an die nächsten Schritte gewagt, heißt
es. Zudem soll die Gesellschaft durch einen Wechsel im Vorstand zeitweise
praktisch führungslos gewesen sein.
Wie die Genossenschaft mitteilt, wurde der Kölner Rechtsanwalt Andreas
Amelung von der Kanzlei AHW zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Jetzt liege der Fokus „auf einer Fortführung der Genossenschaft“, erklärt
das Unternehmen – man arbeite „mit Hochdruck“ an einer Refinanzierung.
14 Dec 2023
## LINKS
[1] https://www.energiegewinner.de/
[2] /Probleme-mit-der-Energiewende/!vn5814284
[3] https://www.eurosolar.de/deutscher-solarpreis/
[4] /Mehrwertsteuer-Wiederanhebung-auf-Gas/!5969586
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Energiewende
Genossenschaften
Insolvenz
Gaspreise
Bayern
Klimakonferenz in Dubai
Schwerpunkt Klimaproteste
Volksentscheid
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