# taz.de -- Öffentlicher Dienst der Länder: Showdown im Tarifpoker | |
> Nach den Warnstreiks beginnen die entscheidenden Verhandlungen für den | |
> öffentlichen Dienst der Länder. Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr | |
> Lohn. | |
Bild: Gewerkschaften machen Druck: Donnerstag beginnen die wohl entscheidenen T… | |
Potsdam dpa/afp | Für die 1,1 Millionen Tarifbeschäftigten der Bundesländer | |
außer Hessen gehen die [1][Tarifverhandlungen] am Donnerstag (13.00 Uhr) in | |
Potsdam in die entscheidende dritte und letzte vereinbarte Tarifrunde. Die | |
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Deutsche Beamtenbund fordern 10,5 | |
Prozent, monatlich jedoch mindestens 500 Euro mehr Geld sowie eine steuer- | |
und abgabenfreie Inflationsausgleichspauschale. | |
Vor der möglichen Schlussrunde machen die Gewerkschaften noch einmal Druck | |
auf die Arbeitgeber. Verdi-Chef Frank Werneke forderte die Länder dazu auf, | |
ein ausreichendes Angebot vorzulegen. „Das Versteckspiel muss jetzt ein | |
Ende haben“, sagte Werneke der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Die | |
Entschlossenheit der Länderbeschäftigten, für ihre Forderungen ernsthaft zu | |
kämpfen, ist im Rahmen der aktuellen Warnstreiks mehr als deutlich | |
geworden“, mahnte Werneke. Die Arbeitgeber müssten den Unmut in den | |
Belegschaften ernst nehmen. | |
In den vergangenen Wochen waren unter anderem Beschäftigte von Unikliniken, | |
Hochschulen und dem Justizwesen für mehr Einkommen in Warnstreiks getreten. | |
Allein in Düsseldorf waren am Dienstag rund 15 000 Arbeitnehmerinnen und | |
Arbeitnehmer in Demonstrationszügen durch die Innenstadt gezogen. Die | |
dritte Verhandlungsrunde der Gewerkschaften mit den Länder-Arbeitgebern | |
startet an diesem Donnerstag in Potsdam. | |
Auch der Vorsitzende des Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, betonte die | |
Kampfbereitschaft der Gewerkschaften, die auch in den Ländern | |
mobilisierungsfähig seien. „Die Kolleginnen und Kollegen sind auch im | |
Länderbereich an vielen zentral wichtigen Stellen zu Erzwingungsstreiks in | |
der Lage“, sagte Silberbach. Solche Streiks würden eine Urabstimmung | |
voraussetzen. Wahrscheinlicher ist nach Ansicht von Beobachtern, dass es in | |
Potsdam bis zum Wochenende zu einem Durchbruch kommt oder die Verhandlungen | |
noch einmal vertagt werden. In diesem Fall wären neue Warnstreiks | |
wahrscheinlich. | |
## Gemischte Signale | |
„Wir erwarten, dass die Länderarbeitgeber in Potsdam endlich ein Angebot | |
vorlegen, das nicht hinter den TVöD-Abschluss zurückfällt“, forderte | |
Werneke. Damit spielte er auf den [2][Abschluss für Bund und Kommunen vom | |
April] an. Wie im aktuellen Tarifstreit hatten die Gewerkschaften 10,5 | |
Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr gefordert. | |
Der damalige Abschluss hatte steuer- und abgabenfreie Sonderzahlungen von | |
insgesamt 3000 Euro, einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschließend 5,5 | |
Prozent mehr umfasst. Die Länder hatten die Gewerkschaftsforderungen als zu | |
teuer zurückgewiesen. | |
Werneke sagte: „Außerdem müssen hunderttausende [3][studentisch | |
Beschäftigte] endlich tarifiert werden.“ Insgesamt hätten die Länder die | |
Verantwortung dafür, eine ordnungsgemäße Versorgung der Bürgerinnen und | |
Bürger mit öffentlichen Dienstleistungen und eine angemessene Bezahlung | |
ihrer Beschäftigten zu gewährleisten. | |
Silberbach zufolge hatten die Gewerkschaften in den vergangenen Tagen | |
gemischte Signale von der Länderseite erhalten. Die Länderfinanzminister | |
sähen zwar langsam ein, dass sie bei der Bezahlung mit Bund und Kommunen | |
auf Augenhöhe bleiben müssten. Gleichzeitig wollten sie die Beschäftigten | |
zur Haushaltssanierung der Länder heranziehen. Reallohnverluste würden die | |
Gewerkschaften aber nicht in Kauf nehmen. | |
7 Dec 2023 | |
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