| # taz.de -- Schuldenregeln der EU: Auch das noch! | |
| > Die Eurostaaten müssen künftig noch mehr tun, um die Schulden zu | |
| > begrenzen. Besonders harte Sparkurse gelten für hoch verschuldete | |
| > EU-Staaten. | |
| Bild: Die EU-Finanzminister haben sich auf neue Schuldenregeln geeinigt | |
| Das hatte gerade noch gefehlt: Nach Deutschland bekommt auch die EU eine | |
| Schuldenbremse. Ausgerechnet in einer Zeit, da Klimakrise und Ukraine-Krieg | |
| gewaltige Investitionen erfordern, will die Eurozone wieder sparen. | |
| Bundesfinanzminister Christian Lindner hat ganze Arbeit geleistet – nach | |
| dem Kürzungsprogramm in Berlin hat der FDP-Politiker auch Brüssel seinen | |
| Stempel aufgedrückt. Die [1][neuen Schuldenregeln] sollen ab Sommer 2024 | |
| gelten. | |
| Neu daran ist allerdings nur die Umsetzung. Der Kern, die ökonomisch | |
| unsinnigen und in der Praxis überholten Maastricht-Kriterien, bleibt | |
| unverändert. 3,0 ist 3,0 – der Satz von Ex-Finanzminister Theo Waigel gilt | |
| weiter. Die Eurostaaten müssen künftig sogar mehr tun, um die | |
| Neuverschuldung zu begrenzen. Wer bereits hohe Schulden hat – neben | |
| Griechenland und Italien ist das auch Frankreich –, muss kräftiger auf die | |
| Sparbremse treten. | |
| Künftig soll es zwar individuelle Vorgaben geben, automatische Strafen sind | |
| bisher nicht vorgesehen und für Investitionen gibt es ein paar Zückerchen, | |
| sogar Aufrüstung wird belohnt. Doch das ist nur ein schwacher Trost. Diese | |
| Reform geht in die falsche Richtung. Vernünftiger wäre es gewesen, den | |
| überholten Stabilitätspakt auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen. | |
| Eine „Goldene Regel“, die [2][alle Investitionen aus der Schuldenrechnung | |
| herausnehmen] würde, wäre eine gute Alternative gewesen. | |
| Zumindest hätte man die Regeln, die mit der [3][Coronakrise] ausgesetzt | |
| wurden, weiter auf Eis legen können. Dies hätte der EU mehr Zeit gegeben, | |
| eine echte, nachhaltige Reform vorzulegen, und nicht nur Stückwerk. Doch | |
| Lindner war dagegen. Der „gefährlichste Mann Europas“ – so | |
| Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz – wollte 2024 unbedingt zum | |
| Jahr der finanzpolitischen Rolle rückwärts machen – in Berlin und Brüssel. | |
| Bleibt zu hoffen, dass die Reform noch nachgebessert werden kann. Das | |
| Europaparlament hat noch ein Wörtchen mitzureden. Es sollte seinen Einfluss | |
| nutzen, um unnötige Härten zu verhindern. | |
| 21 Dec 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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