| # taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Farben, Farben, Farben | |
| > Die Kompositionen von Unsuk Chin bringen Geige, Cello und Klavier zum | |
| > Klingen. Mit elektroakustischen Elementen legt sie es auch auf Reibereien | |
| > an. | |
| Bild: Die Musikerin Unsuk Chin | |
| Unsuk Chin mag Melodien. Das, könnte man einwenden, tun andere Leute auch. | |
| Da die in Berlin lebende Unsuk Chin aber eine Komponistin ist und, wie man | |
| sagt, „zeitgenössische Musik“ schreibt, bedeutet dies in ihrem Fall | |
| vermutlich etwas anderes als gemeinhin. Es bedeutet ebenso wenig, dass sie | |
| sich eines vertrauten Vokabulars wie dem der Romantik bedient. Bei ihr | |
| liegen die Dinge komplizierter, und das gehört zum Reiz ihrer Werke, die | |
| die Berliner Philharmoniker jetzt in einer üppigen Box vorstellen. | |
| Auf den ersten Blick scheint Unsuk Chin fest in der Tradition des 20. | |
| Jahrhunderts zu stehen, etwa studierte sie in Hamburg bei György Ligeti. | |
| Wenn man ihre Kompositionen mit dem heute sehr verbreiteten Ansatz | |
| vergleicht, die Grenze zwischen Klang und Geräusch zu erforschen, wirkt | |
| ihre Musik sogar fast altmodisch. Die Instrumente werden eher auf | |
| traditionelle Weise gespielt, auch legt sie es nicht zwangsläufig auf | |
| scharfe Dissonanzen an. | |
| Gleichwohl macht Unsuk Chin sich Innovationen wie die elektroakustische | |
| Musik zunutze, bloß auf weniger offensichtliche Weise. Zusammenklänge sind | |
| bei ihr in stark erweitertem Sinn harmonisch, Reibereien inklusive, und | |
| sprühen nur so vor Farben. | |
| Vor allem in ihren Konzerten, für Geige, Cello und Klavier, erzeugt Unsuk | |
| Chin eine Pracht an Klangfarben, die sie mit Kompositionstechniken | |
| kombiniert, von denen einige bis ins Mittelalter zurückreichen. Daraus | |
| entsteht Komplexität voller Dynamik und nie enden wollender Überraschungen. | |
| Ein großes Vergnügen! | |
| 16 Dec 2023 | |
| ## AUTOREN | |
| Tim Caspar Boehme | |
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| Kolumne Berlinmusik | |
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| Klassische Musik | |
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