# taz.de -- Gescheiterte Vorsitzwahl bei den Grünen: Die Schwächen der Doppel… | |
> Bei den Grünen besetzt seit 2011 jeder Flügel einen Vorsitzplatz. Der | |
> Parteitag hat gezeigt, dass das System vom Goodwill des Stärkeren | |
> abhängt. | |
Bild: Grünen-Vorsitzkandidatin Tanja Prinz scheiterte beim Parteitag trotz Sie… | |
Ungeschriebene Gesetze haben einen Nachteil: Sie sind nicht einklagbar. | |
Beim Tempelhofer Feld etwa könnte das Parlament mit einfacher Mehrheit das | |
2014 [1][per Volksentscheid beschlossene Schutzgesetz] aufheben. Dass eine | |
Bebauung nur nach einer erneuten Befragung der Bevölkerung möglich sein | |
soll, ist eine rein politische Verabredung. Das Gleiche gilt – wie am | |
Samstag beim Parteitag zu erleben war – für die Doppelspitze der Berliner | |
Grünen. Denn dass Linke und Realos sich die Vorsitzplätze teilen, steht | |
nämlich anders als die Frauenquote [2][nicht in der Satzung]. | |
Darum ist auch kein Delegierter vom dominierenden linken Parteiflügel | |
verpflichtet, eine ihm nicht genehme Realo-Kandidatin wie Tanja Prinz zur | |
Co-Chefin zu wählen. Letztlich sollen ja beide Vorsitzenden für die ganze | |
Partei stehen und nicht nur ihre Flügel repräsentieren – so wie eine Frau | |
in der Doppelspitze auch für Männer spricht und umgekehrt. Dass die | |
ungeschriebene Quotierung in den vergangenen zwölf Jahren bei drei Duos | |
funktionierte, hat viel mit den jeweiligen Personen zu tun. Die konnten | |
einfach persönlich gut miteinander und galten teils sogar als „Traum-Duo“. | |
Dabei streiten Realos und linker Flügel schon lange über den Kurs der | |
Partei. Etwa über eine „Äquidistanz“, gleichen Abstand zu SPD und | |
Linkspartei wie zu CDU und FDP: „Wer für alles offen ist, ist nicht ganz | |
dicht“, hielt dazu [3][schon vor fast eineinhalb Jahrzehnten] der spätere | |
Finanzsenator Daniel Wesener dem damaligen Fraktionschef Volker Ratzmann | |
entgegen. | |
Am Samstag lehnten zwar auch Realos Tanja Prinz ab, obwohl die | |
Koordinatoren ihres Flügel sie nach einer Vorwahl als „einvernehmliche | |
Lösung“ bezeichnet hatten. Entscheidend aber war das Nein des linken | |
Lagers. Was aber ist ein Vorsitzplatz wert, wenn er vom Goodwill der | |
anderen Seite abhängt? Und was passiert, wenn aus zwei Flügeln drei | |
Strömungen werden? Kommt dann die Dreifach-Spitze? Die Doppelquotierung der | |
Doppelspitze zeigt jedenfalls gerade deutliche Schwächen. | |
11 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.berlin.de/wahlen/historie/volksbegehren-und-volksentscheide/tem… | |
[2] https://gruene.berlin/fileadmin/BE/lv_berlin/LV_Berlin_Dokumente/zentrale_D… | |
[3] /Gruener-Landesparteitag-in-Berlin/!5152100 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
## TAGS | |
Grüne Berlin | |
Realos | |
Daniel Wesener | |
Grüne Berlin | |
Grüne Berlin | |
Grüne Berlin | |
Grüne Berlin | |
Grüne Berlin | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Chaos bei den Berliner Grünen: Vorsitzende verzweifelt gesucht | |
Tanja Prinz, einzige Kandidatin für den Landesvorsitz, ließen die Grünen | |
spektakulär durchfallen. Ein nächster Anlauf soll die Partei aus der Krise | |
holen. | |
Berliner Grüne setzen Parteitag fort: Recycling beim Parteivorsitz | |
Nachdem am Samstag Tanja Prinz als Vorsitzkandidatin scheiterte, soll | |
Mittwochabend Ex-Landeschefin Nina Stahr erneut die Grünen-Führung | |
übernehmen. | |
Landesparteitag der Berliner Grünen: Grüne Parteivorsitzende gesucht | |
Die Realo-Bewerberin für den Landesvorsitz, Tanja Prinz, fällt beim | |
Parteitag durch. Bis zur Fortsetzung am Mittwoch muss eine neue Kandidatin | |
her. | |
Landesparteitag der Berliner Grünen: Vorstandswahl scheitert | |
Die Realo-Kandidatin Tanja Prinz fällt mit nur 27 Prozent durch. Über zwei | |
Drittel stimmen gegen sie. Der Parteitag soll Mittwoch weiter gehen. | |
Grünen-Landesparteitag am 9. Dezember: „18,4 Prozent sind nicht das Ende“ | |
Tanja Prinz, Grünen-Vorsitzkandidatin aus dem Realo-Lager, sieht mehr | |
Potenzial für ihre Partei und will auch vom linken Flügel gewählt werden. |