| # taz.de -- Razzia bei der Zora in Berlin: Polizei bläst zum Berliner Herbst | |
| > In Berlin durchsucht die Polizei Räume einer propalästinensischen Gruppe | |
| > – wegen eines Instagram-Posts. Die Repression erreicht damit neue | |
| > Ausmaße. | |
| Bild: Propalästinensische Demonstrationen stehen seit Monaten im Visier der Po… | |
| Die Razzia überzogen zu nennen wäre noch eine Untertreibung: Ganze 170 | |
| Polizeibeamte brauchte es, um am Mittwochmorgen Wohnungen und ein Café in | |
| fünf Stadtteilen zu durchsuchen. Anlass für den Schlag gegen die Mitglieder | |
| der feministischen Organisation „Zora“ waren nicht etwa handfeste | |
| Terrorpläne, sondern lediglich ein Post auf Instagram Mitte Oktober. | |
| In dem Beitrag hatten die Aktivistinnen auch keine Sympathien für die Hamas | |
| gezeigt, wie ein Sprecher der Gewerkschaft der Polizei insinuierte. Im | |
| Gegenteil schrieb die Zora, „dass die Hamas kein Interesse daran hat, das | |
| Patriarchat zu zerschlagen“. Anstoß erregte vielmehr ihr Aufruf zur | |
| Unterstützung der marxistisch-leninistischen Volksfront für die Befreiung | |
| Palästinas (PFLP), die Deutschland als Terrororganisation einstuft. | |
| Die Durchsuchungen sind ein neues Blatt im Repressionskatalog gegen | |
| propalästinensische Kräfte: Demoverbote, [1][Beschneidungen der | |
| Meinungsfreiheit] und [2][Ausladungen im Kulturbetrieb] stehen seit Monaten | |
| auf der Tagesordnung. Mit der Razzia bekommt das Vorgehen eine neue | |
| Qualität. Der Historiker Quinn Slobodian fühlte sich in einem Essay im New | |
| Statesman jüngst an die politische Repression gegen Linke und Studierende | |
| in den 1970er Jahren erinnert. Auch die Gesinnungsschnüffelei à la | |
| Radikalenerlass ist zurück, wenn Sachsen-Anhalt heute die | |
| [3][Staatsbürgerschaft an ein Bekenntnis zum Existenzrecht Israels koppeln] | |
| will. | |
| Zur Zeit des Deutschen Herbstes beging auch die PFLP Terroranschläge in | |
| Israel und entführte Passagierflugzeuge, Kämpfer:innen der Roten Armee | |
| Fraktion ließen sich in Pali-Camps an der Waffe schulen. Von einer solchen | |
| Gewaltdynamik seitens antiimperialistischer Linker sind wir in Deutschland | |
| weit entfernt. Politik und Polizei scheinen nichtsdestotrotz vom Geist der | |
| 1970er getrieben. | |
| ## PFLP gegen Palästinenser:innen | |
| Linke, die es mit der Palästina-Solidarität ernst meinen, sollten | |
| gleichfalls einen großen Bogen um die PFLP machen, denn die Gruppe erhält | |
| Gelder aus dem Iran und unterstützt das syrische Assad-Regime. Beide | |
| Parteien begingen im syrischen Bürgerkrieg brutale Verbrechen auch an | |
| palästinensischen Zivilisten: So belagerten und bombardierten syrische | |
| Truppen das palästinensische Flüchtlingslager Jarmuk in Damaskus – | |
| unterstützt von einer syrischen Abspaltungsgruppe der PFLP. | |
| Dennoch stellt sich die Frage, wieso heute immer mehr Menschen – auch in | |
| Berlin – den Rückschritt zum bewaffneten Kampf gegen Israel als letzten | |
| Ausweg sehen. Die Gründe dafür sind offensichtlich die andauernde | |
| Besatzungsherrschaft im Westjordanland und der [4][Krieg gegen die | |
| Zivilbevölkerung in Gaza]. Die Fatah-Partei hingegen, die 1993 den | |
| bewaffneten Kampf aufgab, wird von vielen Palästinenser:innen nur | |
| noch als Erfüllungsgehilfin der Besatzung gesehen. Wenn die deutsche | |
| Politik nach effektiven Lösungen gegen Terror sucht, sollte sie dieses | |
| Unrecht lieber an der Wurzel bekämpfen. | |
| 20 Dec 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Leon Holly | |
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