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# taz.de -- Großstadt am Nil erobert: Neuer Erfolg für Sudans Milizen
> Wad Madani am Blauen Nil fällt an die aufständische RSF. Dorthin waren
> viele Bewohner Khartums geflohen. Der Krieg holt die Kriegsflüchtlinge
> ein.
Bild: Der Krieg im Sudan hat mittlerweile rund 7 Millionen Menschen in die Fluc…
Berlin taz | Fünf Jahre nach dem Beginn der friedlichen Massenproteste
gegen die Diktatur in Sudan, die 2019 in einen Volksaufstand und dann in
einen Militärputsch mündeten, erreicht der Krieg zwischen den beiden
mächtigsten Generälen des Landes eine neue Eskalationsstufe. Die Stadt Wad
Madani, rund 200 Kilometer südöstlich der sudanesischen Hauptstadt Khartum,
ist an die aufständische Miliz RSF (Rapid Support Forces) gefallen.
Der lokale Armeekommandant soll die 700.000 Einwohner zählende Stadt am
Montagmorgen übergeben haben, nach drei Tagen schwerer Kämpfe in kleineren
Orten außerhalb der Stadt und schließlich auch in Wad Madani selbst,
berichteten in den vergangenen Tagen sudanesische Medien. Beide Seiten
haben das mittlerweile bestätigt. Die Einnahme von Wad Madani ist der
größte Erfolg für die RSF seit ihrer [1][Eroberung der meisten großen
Städte in Sudans Westregion Darfur] im Oktober.
Die RSF, aus paramilitärischen Milizen zur Aufstandsbekämpfung in Darfur
hervorgegangen und seit 2019 an der sudanesischen Militärregierung
beteiligt, war unter ihrem Anführer Mohammed Hamdan Daglo Hametti am 15.
April in den Aufstand gegen Staatschef Abdelfattah al-Burhan getreten und
liefert sich seitdem einen blutigen Krieg gegen die sudanesische Regierung,
der mittlerweile rund 7 Millionen Menschen in die Flucht getrieben hat.
Im November warnten die Vereinten Nationen (UN), der Krieg sei dabei, sich
von seinen bisherigen Brennpunkten Khartum und Darfur auszuweiten. Genannt
wurde unter anderem die Provinz Gezira, deren Hauptstadt Wad Madani am
Blauen Nil mitten im sudanesischen Baumwollanbaugebiet ein wichtiger
[2][Zufluchtsort für Bewohner von Khartum] war. Die waren seit Mitte April
Opfer von täglichen Luftangriffen, Bombardierungen und Plünderungen in
Sudans Hauptstadt.
## Der Kollaps Sudans
Über eine halbe Million Menschen flohen aus dem Großraum Khartum nach
Gezira. Wad Madani wurde zum logistischen Zentrum für internationale
Hilfswerke, mit großen Lagerstätten für Hilfsgüter. Entsprechend attraktiv
wurde der Ort dadurch auch als Kriegsziel: Der allgemeine Kollaps Sudans
stellt beide Kriegsparteien vor zunehmende Probleme bei der Versorgung
ihrer Kämpfer.
Die aus der sudanesischen Demokratiebewegung hervorgegangenen
Widerstandskomitees, die in ganz Sudan mangels eines funktionierenden
Staates die Selbstorganisation und Grundversorgung der Bevölkerung
sicherzustellen versuchten, [3][warfen der RSF vor], in Wad Madani seit
ihrem Einmarsch am Montag massive Plünderungen begangen zu haben.
Milizionäre gingen von Haus zu Haus und stählen Autos, Bargeld und Gold,
hieß es. Es gebe auch gezielte Verhaftungen von Zivilisten aufgrund ihrer
ethnischen Zugehörigkeit, insbesondere von Menschen aus Darfur.
Zahlreiche Menschen sind nun aus Wad Madani auf der Flucht; in einigen
Berichten ist von bis zu 300.000 die Rede. Die RSF selbst ernannte eine
neue eigene Provinzverwaltung für den Bundesstaat Gezira und behauptete,
sie werde für die Sicherheit aller Bürger sorgen. Die sudanesische
Armeeführung kündigte eine Untersuchung der Umstände der Übergabe der Stadt
an die RSF an.
Die sudanesische Regierung kontrolliert jetzt faktisch nur noch den Osten
und den Norden des Landes komplett, also Teile von Khartum und die Gebiete
von dort bis zum Roten Meer und zur ägyptischen Grenze. Darfur im Westen
und die südlichen Bundesstaaten bis zur Grenze Südsudans sind unter
RSF-Kontrolle oder Kampfgebiet.
20 Dec 2023
## LINKS
[1] /RSF-Miliz-in-Sudan/!5970378
[2] /Krieg-in-Sudan/!5927455
[3] https://sudantribune.com/article280506/
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in Sudan
Schwerpunkt Flucht
Abdel Fattah al-Burhan
Hametti
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Humanitäre Hilfe
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