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# taz.de -- Präsidentschaftswahlen in Argentinien: Votum der Verzweiflung
> Javier Milei wird Präsident. Die Argentinier haben den Peronismus satt –
> und wählten einen „Anarcho-Kapitalisten“ als vermeintlich kleineres Übe…
Bild: Populist und „Anarcho-Kapitalist“: Javier Milei
Argentinien ist gesprungen. Der selbsterklärte Anarcho-Kapitalist Javier
Milei hat die Stichwahl [1][um die Präsidentschaft deutlich gewonnen]. Laut
Verlierer Sergio Massa bedeutet dies einen Sprung in den Abgrund: Mehr
Armut, mehr Arbeitslosigkeit und einen massiven Abbau des Staates und
seiner Sozialleistungen würde das bedeuten. Doch die Mehrheit der 35,4
Millionen Wahlberechtigten hat Politiker wie Massa, den amtierenden
Präsidenten Alberto Fernández oder [2][Vizepräsidentin Cristina Kirchner]
so satt, dass sie am Sonntag die Angst vor dem Sprung verloren hatte.
Die Wahl zwischen Milei oder Massa war die Wahl zwischen einem freien Fall
und einem kontrollierten Absturz. Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung leben
bereits in Armut. Die Jahresinflation galoppiert in Richtung 180 Prozent.
Die Staatsschulden sind untilgbar, die Kassen leer. Die Zentralbank ist
pleite, und die Privatwirtschaft schiebt gut 40 Milliarden Dollarschulden
vor sich her, weil sie zwar in immer wertloseren Pesos schwimmt, diese aber
nicht in eben nicht vorhandene Dollar eintauschen kann, um die notwendigen
Importe zu bezahlen.
Mileis Triumph hat mehrere Väter und Mütter. Einer davon ist der ehemalige
konservative Präsident Mauricio Macri. Kaum war seine Kandidatin Patricia
Bullrich in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl ausgeschieden, begann
er Wahlkampf für Milei zu machen. Seine zentrale Botschaft? Er würde dafür
sorgen, dass der dialog- und kritikunfähige Choleriker Milei nicht aus dem
Ruder läuft. Dazu kommt ihm mehr als gelegen, dass der politische Neuling
Milei nur ein Bruchteil der geschätzten 5.000 Funktionäre stellen kann, die
er als Präsident braucht, um die entscheidenden Stellen im Staatsapparat zu
besetzen. Hier wird Macri helfend und kontrollierend eingreifen.
## Peronisten in der Opposition
Das Wahlversprechen von Milei, dem Kirchnerismus ein Ende zu setzen, wird
sich nicht erfüllen. Im Gegenteil: Die politische Polarisierung wird
zunehmen. Mileis angekündigte Kahlschlagpolitik wird zu heftigen sozialen
Auseinandersetzungen und Abwehrkämpfen der sich zukünftig in der
Oppositionsrolle wiederfindenden Peronisten führen. Allen voran Cristina
Kirchner, die in der mit weitem Abstand bevölkerungsreichsten Provinz
Buenos Aires eine mächtige Hochburg hat und dort den Gouverneur stellt.
In der Außenpolitik wird sich einiges ändern. Milei hat angekündigt, dass
er fest zu den USA und Israel stehen wird. Den Unternehmern hat er erklärt,
dass sie weiterhin mit China und Brasilien Geschäfte machen können, dass er
sich aber nicht mit Kommunisten wie Xi Jinping oder Lula da Silva an einen
Tisch setzen wird. Als Marktradikaler und Klimawandelleugner wird er für
die Ausplünderung und den Export der natürlichen Ressourcen keine
umweltschützenden Hürden aufstellen.
20 Nov 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Jürgen Vogt
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Argentinien
Javier Milei
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