| # taz.de -- Verhandlungen zu Plastikabkommen: China ist mal konstruktiv | |
| > Noch bis zum Sonntag wird in Nairobi über ein globales Abkommen gegen die | |
| > Plastikverschmutzung verhandelt. Dabei zeichnen sich neue Allianzen ab. | |
| Bild: Plastikmüll in einem Kanal in Bangkok, Thailand | |
| Nairobi taz | In der dritten Verhandlungsrunde zum globalen Plastikabkommen | |
| in Nairobi sind klare Zuordnungen und klassischen Allianzen schwer | |
| auszumachen. Das wird am Auftreten Chinas deutlich. Noch vor einem halben | |
| Jahr auf der Vorgängerkonferenz in Paris hatte sich die chinesische | |
| Regierung bei Prozessfragen quergestellt; zum Frust vieler Delegierter | |
| herrschte daraufhin tagelang Stillstand. In Kenia sieht das anders aus. Die | |
| Debatten laufen „geradezu rund“, heißt es aus Beobachterkreisen – zumind… | |
| für UN-Verhandlungen. | |
| China möchte als konstruktiver Verhandlungspartner wahrgenommen und nicht | |
| der „Blockierer-Runde“ zugerechnet werden. „Das Auftreten ist nicht | |
| unkonstruktiv“, sagt Florian Titze vom WWF, „die chinesische Delegation | |
| positioniert sich nicht aktiv als Blocker, wie zum Beispiel Saudi-Arabien. | |
| Allerdings gehört sie zu der Gruppe von Ländern, [1][die noch nicht die | |
| Maßnahmen mitgehen, die zum Abwenden der Plastikkrise notwendig sind].“ | |
| Die ambivalente Haltung erklärt sich zum einen aus Erfahrungen mit der | |
| starken Umweltverschmutzung durch Plastik, [2][die in dem ostasiatischen | |
| Land 2018 schließlich zu einem staatlich angeordneten Importverbot von | |
| Plastikmüll geführt haben]. Die chinesische Regierung ist sich dem Problem | |
| also durchaus bewusst. Andererseits hat China eine große, an Wachstum | |
| interessierte Erdöl- und Plastikindustrie und folglich wirtschaftliches | |
| Interesse daran, den Fokus des Abkommens auf das untere Ende der | |
| Wertschöpfungskette zu legen – auf Verbesserungen beim Recycling, der | |
| Entsorgung und dem Produktdesign. | |
| Notwendig für ein effektives Abkommen sei laut der Scientist Coalition, | |
| einem Zusammenschluss von unabhängigen Wissenschaftler*innen, aber vor | |
| allem auch die Herstellung von Plastik zu begrenzen. | |
| Das wiederum lehnt China deutlich ab. „Produktions-Obergrenzen sind keine | |
| Lösungen für die Ursache der Plastikverschmutzung“ heißt es in einem | |
| Positionspapier der Delegation. Das gilt jedoch nicht zwingend für | |
| Einwegplastik-Produkte wie Strohhalme, Plastiktüten und Besteck. Hier würde | |
| die chinesische Delegation teilweise wohl sogar Verbote mitgehen. | |
| ## Geld für China ist umstritten | |
| Spannend wird es auch die Frage der Finanzierung der | |
| Plastikmüll-Bekämpfung, die bei den Verhandlungen in Nairobi zum ersten Mal | |
| in den Fokus rückt. Einige Entwicklungsländer fordern finanzielle | |
| Unterstützung von den Staaten, die an der Verschmutzung schuld sind, also | |
| vor allem Staaten aus dem Globalen Norden, von denen sie ihren Müll | |
| importieren. | |
| China befindet sich irgendwo dazwischen. Es ist (oder war) stark betroffen | |
| von der Vermüllung, ist aber gleichzeitig auch einer der größten | |
| Verursacher. Viele Industrieländer werden wohl vermeiden wollen, dass China | |
| Zugang zu finanziellen Mitteln aus dem Plastikabkommen bezieht. Hier | |
| besteht also ein großes Konfliktpotenzial. | |
| Angeführt ausgerechnet von den beiden Konfliktparteien Saudi-Arabien und | |
| Iran hat sich auf der Konferenz eine Gruppe „gleichgesinnter“ | |
| erdöl-fördernder Staaten herausgebildet. Sie wollen das Abkommen mehr oder | |
| weniger blockieren. Die Macht einzelner Ausreißer auf dem Weg zu einem | |
| Plastikabkommen könnte jedoch eingeschränkt sein. Statt mit dem | |
| Konsens-Prinzip zu entscheiden (wie es bei anderen UN-Konferenzen üblich | |
| ist und einem Veto-Recht für jeden Staat gleichkommt), könnte bei den | |
| aktuellen Verhandlungen schon eine 70 Prozent Mehrheit ausreichen – die | |
| Entscheidung dafür steht allerdings noch aus. | |
| 16 Nov 2023 | |
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| Julien Gupta | |
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