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# taz.de -- Sondergipfel zum Gazakrieg: Arabische Liga lotet Haltung aus
> Die arabischen Staaten suchen eine gemeinsame Haltung zum Gazakrieg. Teil
> einer von Israel entworfenen Nachkriegsordnung will niemand sein.
Bild: Solidarität mit Gaza in Kairo, hier am 20. Oktober
Kairo taz | Was ist eigentlich die Position der arabischen Staaten in
Sachen [1][Gazakrieg]? Um das auszuloten, treffen sich am Samstag die
arabischen Präsidenten, Könige und Emire zu einem außerordentlichen
Gipfeltreffen der Arabischen Liga in der saudischen Hauptstadt Riad. Es ist
der erste arabische Gipfel seit dem Überfall der Hamas auf Israel und dem
darauf folgenden Krieg im Gazastreifen.
Einige Golfstaaten wie die [2][Arabischen Emirate haben zwar vor wenigen
Jahren erst ihre Beziehungen zu Israel normalisiert]. Aber alle arabischen
Staaten stehen heute unter dem Druck der Öffentlichkeit zu Hause, die mehr
von ihrer jeweiligen Regierung erwartet, um den Krieg in Gaza zu beenden.
„Jeden Tag finden in diesem Genozid Kriegsverbrechen statt und der
UN-Sicherheitsrat hat bisher keinen Finger gerührt. Es muss eine Resolution
der Arabischen Liga geben, weil der UN-Sicherheitsrat seinen
Verantwortlichkeiten nicht nachkommt“, erklärte der Vize-Generalsekretär
der Arabischen Liga, Hossam Zaki, in einem Interview mit dem ägyptischen
Fernsehsender ON-TV.
Es gebe einige Grundpositionen, die nun von den arabischen Staatschefs
bestätigt werden sollten. „Das beinhaltet einen Waffenstillstand und die
Forderung, dass alle Pläne, Palästinenser aus ihrer Heimat zu vertreiben,
abgelehnt werden“, führt der Vizechef der Liga aus.
Hier spiegelt sich die Angst wieder, dass die Palästinenser permanent aus
dem Gazastreifen auf die ägyptische Sinai-Halbinsel vertrieben werden. Ein
Szenario, das von allen arabischen Staaten – allen voran Ägypten –
abgelehnt wird. [3][Die israelische Regierung hatte Ende Oktober bestätigt,
dass dieses Szenario in einem internen Dokument eines eher unbedeutenden
Ministeriums tatsächlich durchgespielt worden ist.]
„Trümmerhaufen mit Hamas-Tunneln darunter“
Außerdem müsse der Tatsache Rechnung getragen werden, dass politische
Lösungen wichtiger seien als die Sicherheits-Arrangements, auf die sich
Israel derzeit bezieht, fügte Zaki hinzu. Vor allem in Israel und den USA
diskutierte Vorschläge, dass nach dem Krieg [4][eine internationale Truppe,
vor allem mit arabischer Beteiligung], im Gazastreifen für Sicherheit
sorgen könnte, stößt auf große Skepsis.
„Ich möchte daran erinnern, dass jeder im Gazastreifen unter israelischer
Besatzung lebt und dass Gaza damit unter die Verantwortung der Besatzer
fällt. Und dass es Widerstand gegen diese Besatzung gibt“, erläutert Zaki.
In den westlichen Medien würden nun blind die Ideen der Besatzer
wiederholt, wer den Gazastreifen später managen soll. „All das sollte mit
größter Vorsicht behandelt werden“, sagte Zaki.
Auch bei einem Besuch des CIA-Direktors William Burns vor wenigen Tagen in
Kairo und einem Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah
al-Sisi hatte der ägyptische Staatschef betont, dass sein Land keinerlei
Rolle bei der Sicherheitsverwaltung des Gazastreifens spielen wolle.
Inzwischen ist auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
zumindest vorläufig von der Idee einer arabischen Beteiligung abgerückt.
Was der Vizechef der Arabischen Liga noch diplomatisch ausdrückt, fasst der
ägyptische Kolumnist Ibrahim Essa in deutlichere Worte: „Wer würde es
akzeptieren, den Gazastreifen zu regieren, wenn er nur noch ein
Trümmerhaufen ist. Ein Trümmerhaufen an der Oberfläche und Hamas-Tunnel
darunter. Wer wäre politisch so dumm und psychologisch so suizidgefährdet,
das übernehmen zu wollen?“
Mit dem [5][Gazakrieg] ist die Palästinenserfrage wieder ins Zentrum der
arabischen Aufmerksamkeit gerückt. Einig sind sich in der Region alle, dass
der Krieg gestoppt werden soll. Und keiner in der arabischen Welt scheint
derzeit Appetit darauf zu haben, im Gazastreifen Teil einer israelischen
Nachkriegsordnung zu werden.
11 Nov 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Karim El-Gawhary
## TAGS
Ägypten
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