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# taz.de -- Ende der Kreuzberger Uferpromenade: Nicht ganz falsch – aber ein …
> Die Zweifel an der geplanten Promenade am Halleschen Ufer sind nicht alle
> abwegig. Trotzdem hätte Manja Schreiner das Projekt nicht kippen sollen.
Bild: Der Traum ist aus (vorerst): So könnte es am Halleschen Ufer auch ausseh…
Lassen Sie uns mal den advocatus diaboli spielen. Hätte die „blau-grüne
Promenade“, die der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg am Halleschen Ufer
anlegen wollte – [1][was die CDU-geführte Senatsverwaltung jetzt wohl
verhindert hat] – aus diesem vernachlässigten Streifen Stadt ein Stück
Paris gemacht? Oder wenigstens eine liebenswerte und viel genutzte Oase,
einen Ort zum Bummeln, mit Wind im Gesicht und Wasserplätschern im Ohr?
Vielleicht ja, vielleicht auch eher nicht. Dass der Landwehrkanal nicht die
Seine ist, dürfte hoffentlich den allermeisten klar sein. Im Sommer
tendiert das aufgestaute Wasser auch noch zum Müffeln, besonders nach den
gefürchteten Kanalisations-Überläufen.
Was sich viele angesichts der paradiesisch anmutenden grafischen
Darstellungen des Projekts wohl tatsächlich nicht ausgemalt haben: Die
geplante Konzentrierung des Autoverkehrs auf dem (südlichen) Tempelhofer
Ufer würde bedeuten, dass der Blick von der „Promenade“ aus auf eine
konstant zugestaute Straße fiele. Laut wäre es auch, trotz 20 Meter Wasser
dazwischen – und dann rumpelt einem auch noch die U-Bahn über dem Kopf
herum.
Okay, Letzteres mag noch angehen, schließlich gehört das Quietschen auch im
benachbarten Gleisdreieck dazu und wird als urbane Soundkulisse gelesen.
Aber selbst wenn eine Umwandlung zum attraktiven Uferpark funktionieren
sollte, sind die von der Senatsverwaltung angeführten verkehrlichen
Probleme keine reinen Hirngespinste.
## Der Verkehr ist nun mal da
Die beiden Ufer bilden eben eine Hauptverkehrsader in Ost-West-Richtung –
als Bundesstraße, was es rechtlich verkompliziert –, und sorgen schon heute
mehr schlecht als recht für einen Personen- und Warenfluss, der sich nur
allmählich reduzieren lässt. Beide Verkehrsrichtungen kurzfristig auf eine
Seite zu quetschen, ist durchaus gewagt. Letztlich wären auch die Busse der
BVG betroffen.
Und trotzdem ist die Absage der Verkehrsverwaltung an das Projekt ein
Fehler. So wurde mit einem Federstrich – einem dreiseitigen
Behördenschreiben, um genau zu sein – eine Idee vom Tisch gewischt, die der
Bezirk entwickelt und politisch beschlossen hat. Das ist kein guter Stil.
Und dass nun fast 3 Millionen Bundes-Euro verfallen, macht es nicht besser.
Zumal das Bundesbauministerium, aus dessen Töpfen das Geld kommen sollte,
sagt, es habe sich Gedanken über die Umsetzbarkeit gemacht und betrachte
sie als gegeben.
Vor allem hätte genau dieser erste, vom Bund geförderte Abschnitt einige
Fragen beantworten können: Erstens, wie autonom kann das Land
verkehrsplanerisch agieren? Die nicht zu Unrecht erwarteten politischen und
juristischen Probleme hätte man ausfechten können. Dies umso mehr, als sich
die Waage mit den jüngsten Reformen von Straßenverkehrsgesetz und
Straßenverkehrsordnung dann eben doch langsam zu Ungunsten des Autos neigt.
Zweitens hätte sich an diesem immerhin nur 600 Meter langen Teilstück in
der Praxis gezeigt, ob ein solches Experiment funktioniert und sich
ausweiten lässt, oder ob das doch eher Wunschdenken ist. Dass das
[2][Tempelhofer Feld] von den BerlinerInnen so gut angenommen wurde, war ja
auch nicht unbedingt absehbar – aber es ist eine Tatsache, die für sich
spricht.
Diese Chancen scheinen nun vergeben zu sein, jedenfalls vorläufig. Immerhin
ist die schwarz-rote Quasi-Legislaturperiode erfreulich kurz. Wirklich
überrascht haben sollte der Brief aus dem Haus von Verkehrssenatorin Manja
Schreiner übrigens niemanden. Dazu reiht er sich zu nahtlos in Schreiners
„Nicht ohne mein Auto“-Politik ein.
4 Nov 2023
## LINKS
[1] /Aus-fuer-Verkehrsprojekt-in-Kreuzberg/!5967044
[2] /Tempelhofer-Feld/!5966926
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Wochenkommentar
Manja Schreiner
Verkehrswende
Friedrichshain-Kreuzberg
Manja Schreiner
Manja Schreiner
Klimaneutralität
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