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# taz.de -- Die Wahrheit: Sekten, Sekten, nichts als Sekten
> Auch wenn das Ende nah ist: Schnell noch vorher diese ausgezeichnete
> Kolumne des führenden „Haus Windsor“-Experten von Niedersachsen lesen!
Bild: Himmelsstürmer: Die Skulptur von Jonathan Borofsky findet bei den Kassel…
Spätestens seit der Pensionierung Rolf Seelmann-Eggeberts gelte ich als der
führende „Haus Windsor“-Experte Niedersachsens. Oder zumindest
Hannover-Lindens. Auch an dieser Stelle habe ich mich schon mehrfach zum
britischen Königshaus geäußert – von der hannoversch-britischen
Personalunion über die Verschwörungstheorien bezüglich Dianas Tod bis hin
zu den homöopathischen Tendenzen König Charles III. Immer mal wieder fand
auch meine beachtliche Sammlung von Teedosen mit royalen Motiven Erwähnung
in dieser Kolumne.
Selbstverständlich lese ich alles, was in Buchform über die Royals
erscheint. Und zwei Mal im Monat suche ich eine Arztpraxis auf, um dort die
Fachpresse zu studieren. Seit einigen Jahren habe ich mir zudem einen
Google-Alert zu den Suchbegriffen „Balmoral“, „adelige Gendefekte“ und
„Tampongate“ eingerichtet.
Im Zuge dieser Recherchen stieß ich vor zwei Jahren auf einen Artikel der
US-Autorin Amanda Montell, in dem diese die These aufstellte, das Haus
Windsor sei eine Art Sekte. In beiden Phänomenen gebe es: „Extreme
Exklusivität, bizarre Regeln, Geheimhaltung, Lügen, Isolation und
psychologische Kriegsführung.“
Auf diesen Gedanken war ich – obwohl selbst bei den Zeugen Jehovas
sektensozialisiert – noch nie gekommen, fand ihn aber sofort einleuchtend.
Dann las ich die Memoiren von Prinz Harry, in denen er die Royals sogar als
„Todeskult“ bezeichnete: „Schloss Windsor selbst war eine Gruft, die Wän…
voller Ahnen. Der Tower of London wurde von Tierblut zusammengehalten, das
von den Erbauern vor tausend Jahren verwendet wurde, um den Mörtel zwischen
den Ziegeln zu härten.“
## Nicht hilfreich bei paranoidem Denken
Plötzlich wurde mir klar, warum ich mich seit Jahren weigere, in den
europäischen Hochadel einzuheiraten. Theoretisch. Praktisch stellte sich
die Frage zugegebenermaßen noch nie. Egal. Aus dem gleichen Grund trete ich
auch in keine Partei ein. Denn, wenn man einmal dafür sensibilisiert ist,
erkennt man Sektenstrukturen überall. Was übrigens nicht hilfreich ist,
wenn man zu paranoidem Denken neigt. Das nur nebenbei.
Menschen treten zum Beispiel in die SPD ein, weil sie für eine
fortschrittliche Migrationspolitik sind, dann ändert die Führung die Lehre
– bei uns im Königreichssaal hieß das: „neues Licht“ – und, schwupps!,
verteidigen alle Mitglieder die faktische Abschaffung des Asylrechts oder
dass der Kanzler gesagt hat, wir müssten nun „im großen Stil abschieben“.
Beziehungsweise: Sie leugnen, dass das Asylrecht abgeschafft wird und
sagen, Olaf Scholz wolle ja nur die Sünder in die Hölle … äh … also die
Bösen zurück … na, Ihr wisst schon …
Selbst die von Amanda Montell als Sekten-Kriterium benannte „extreme
Exklusivität“ trifft inzwischen auf die SPD zu. Die 8,4 Prozent bei der
letzten Wahl in Bayern weisen ganz klar auf zwei Dinge hin: Erstens haben
wir es hier mit wenigen Auserwählten zu tun. Und zweitens: Das Ende ist
nahe!
29 Nov 2023
## AUTOREN
Hartmut El Kurdi
## TAGS
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