Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommunalwahl in Kolumbien: Zurück zum Altbekannten
> Aus der Kommunalwahl in Kolumbien gehen die alten Eliten als Gewinner
> hervor. Das Ergebnis ist eine Klatsche für den linken Präsidenten des
> Landes.
Bild: Das Bündnis des Präsidenten Gustavo Petro hat es in keiner der größte…
Bogotá taz | Rund 39 Millionen Wahlberechtigte konnten am Sonntag die
Gouverneure, Mitglieder der Regionalparlamente, Bürgermeisterïnnen und
Stadt- und Gemeinderäte neu wählen. Laut Umfragen sorgen sich die
Kolumbianerïnnen besonders um Sicherheit und das Familieneinkommen. Sie
erhoffen sich Stabilität durch Bekanntes, wollen im Alltag über die Runden
kommen – und schauen weniger [1][tiefgreifende Veränderungen im Land]. Das
ist anders als bei den Regionalwahlen 2019, wo Aufbruchstimmung [2][das
Ergebnis bestimmt] hatte.
Das Bündnis des linken Präsidenten Gustavo Petro hat es in keiner der
größten Städte des Landes an die Rathausspitze geschafft. Nur in zwei von
32 Regionen stellt der Pacto Histórico die Gouverneure. Weder in
Regionalparlamenten noch Stadträten gewann er Mehrheiten.
Selbst in der Hauptstadt Bogotá, die als progressiver gilt, wurde Petros
linker Wunschkandidat und Parteigenosse Gustavo Bolivar nur Dritter. Wohl
auch, weil er wie Petro, der ja auch mal Bürgermeister von Bogotá war, das
leidige [3][Fass Metro-Variante wieder aufmachen will]. Nichts erhoffen
sich die staugeplagten Hauptstädterïnnen mehr, als dass endlich die
beschlossenen Pläne durchgezogen werden – statt sie wieder umzuschmeißen.
Mit 59 Prozent gewann Carlos Fernando Galán von der konservativen Partei
Nuevo Liberalismo. Der ehemalige Journalist ist der jüngste Sohn des
Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán, den der Drogenboss Pablo
Escobar ermordete.
## Die versprochenen Sozialreformen in Kolumbien stocken
Kolumbiens zweitgrößte Stadt Medellín wird künftig vom rechtsgerichteten
Federico „Fico“ Gutiérrez regiert. Der hatte es 2022 in der
Präsidentschaftswahl nicht einmal in die Stichwahl gegen Petro geschafft.
Jetzt ist er wieder Bürgermeister [4][von Medellín, allen Skandalen zum
Trotz]. Zu ernüchternd war das vierjährige Intermezzo des Quereinsteigers
Daniel Quintero.
Das Ergebnis gilt einerseits als Klatsche für die Regierung des ersten
linken Präsidenten Kolumbiens und für sein Bündnis – oder was davon übrig
ist. Die Euphorie über seine Wahl ist gut ein Jahr später bei vielen
Kolumbianerïnnen abgekühlt. Der alternative Block, der ihn ins Amt brachte,
ist mittlerweile zersplittert. Die versprochenen Sozialreformen stocken.
Andererseits hatte Petros Bündnis keine regionale oder gar lokale Basis,
sondern entstand für die Präsidentschaftswahl.
Vor allem aber zählen in Kolumbien in den Regionen Parteien weniger als
alte Eliten und Familienclans. Der Clan der Familie Char, die die
Hafenstadt Stadt Barranquilla und weite Teile der Karibik im Griff hat,
verfügt unter anderem über Medien, den örtlichen Fußballverein, [5][eine
Supermarktkette und Verbindungen in die Verbrecherwelt]. Die
Wahlmaschinerie läuft buchstäblich wie geschmiert – am Sonntag gewann in
Barranquilla wie immer ein Char. Stimmenkauf [6][war ein Riesenthema.]
Erstmals hatte die Regierung eine Hotline eingerichtet, um Stimmenkauf zu
melden.
Der Bericht der Wahlbeobachtungsmission [7][MOE vom Wahltag war
durchwachsen]. Es gab keine Toten, allerdings mussten in mehreren Orten die
Wahlen unter- oder gar abgebrochen werden. Anhänger verschiedener Lager
gingen aufeinander oder auf das Personal und die Einrichtung der Wahllokale
los, zerstörten Urnen und Stimmzettel. Die meiste Gewalt passierte vor den
Wahlen. Das Forschungszentrum Cerac hat zwischen Januar und August neunzig
Morde an Menschen in Kolumbien registriert, die kandidierten oder sich im
Wahlkampf engagierten.
30 Oct 2023
## LINKS
[1] https://www.bbc.com/mundo/articles/c89wzevrjw7o
[2] /Kommunalwahlen-in-Kolumbien/!5636453
[3] https://elpais.com/america-colombia/2023-10-30/galan-el-imperturbable-ganad…
[4] https://www.elespectador.com/opinion/columnistas/la-pulla/la-pulla-medellin…
[5] https://elpais.com/america-colombia/2023-08-28/laura-ardila-la-historia-de-…
[6] https://www.elespectador.com/opinion/columnistas/laura-ardila-arrieta/los-c…
[7] https://drive.google.com/file/d/1JyKBMM7Oth_8wPsQybRIRtIWeJG_ht0D/view?pli=1
## AUTOREN
Katharina Wojczenko
## TAGS
Kolumbien
Medellin
Wahlen
Utopie
Biodiversität
Film
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nachbarschaftsgärten in Kolumbien: Ein Stück konstruktives Chaos
In Bogotá kämpfen Nachbarschaftsgärten für Zusammenhalt. Sie wollen
ökologisches Bewusstsein in der Stadt schärfen und Klassismus abbauen.
Froschart in Kolumbien: Klein, laut und invasiv
Für Kolumbiens Artenvielfalt ist der laut pfeifende „Schickimickifrosch“
eine Bedrohung. Politikerïnnen sehen seiner Ausbreitung tatenlos zu.
Doku „Anhell69“ über Jugend in Kolumbien: Queere Geisterbeschwörung
Mit der Doku „Anhell69“ zeigt Regisseur Theo Montaya seine kolumbianische
Heimatstadt Medellín als Ort voller Wut, Schmerz und Nihilismus.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.