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# taz.de -- Letzte Generation plant Blockade: „Massenproteste werden häufige…
> Mit einer angekündigten Besetzung will die Letzte Generation die Straße
> des 17. Juni blockieren. Eine Sprecherin erklärt die neue Strategie.
Bild: Ein Herz fürs Klima: Die „Letzte Generation“ ist in Berlin seit Mona…
taz: Die Letzte Generation hat für den kommenden Samstag ab 12 Uhr eine
[1][„Massenbesetzung“ der Straße des 17. Juni] zwischen Siegessäule und
Brandenburger Tor angekündigt. Was hat es damit auf sich?
Lea Rhein: Wenn wir in die Geschichte schauen, sehen wir, dass ziviler
Widerstand wirkt. Rechte und Freiheiten, die wir heute genießen, wurden so
erkämpft, zum Beispiel das Frauenwahlrecht. Jetzt haben wir gerade in den
Niederlanden gesehen, dass ziviler Widerstand auch heute effektiv ist: Dort
sind ganz viele Menschen immer wieder auf eine Autobahn gegangen und haben
mit diesen Blockaden erreicht, das Ende fossiler Subventionen ins Parlament
zu tragen. Wir denken, dass wir diesen Erfolg auch nach Deutschland holen
können.
Wobei es ja nur ein vorläufiger Erfolg ist, die niederländische Regierung
soll jetzt erst einmal Pläne vorlegen.
Ja, das bleibt jetzt abzuwarten. Aber grundsätzlich ist es schon ein klares
Signal an die Bevölkerung, dass die Regierung etwas gegen die
Klimakatastrophe tun will.
In den Niederlanden handelte es sich um eine wichtige Verkehrsverbindung in
Den Haag. Eine angekündigte Blockade des 17. Juni wird die meisten
Autofahrenden wenig jucken.
Der Protest soll vor allem zeigen, dass wir ganz viele Menschen sind, die
mit dem aktuellen politischen Kurs der Bundesregierung unzufrieden sind.
Dass die Regierung nicht die existenzielle Notlage anerkennt, in der wir
uns befinden.
Werden auch andere Gruppen teilnehmen?
Definitiv. Extinction Rebellion Deutschland hat bereits angekündigt, dabei
zu sein, und auch aus den Niederlanden werden Leute kommen. Auch andere
Klimagerechtigkeitsbewegungen sind herzlich eingeladen, uns zu
unterstützen.
Bleibt es denn bei einer einmaligen Aktion? In Den Haag fanden die
Blockaden ja täglich statt.
Ich denke, dass auch die Massenproteste häufiger stattfinden werden. Aber
wir gehen ja in Berlin schon jetzt jeden Tag auf die Straßen und machen auf
das Versagen der Bundesregierung aufmerksam. Es ist einfach vielen Leuten
wichtig, die Regierung daran zu erinnern, dass wir den 1,5-Grad-Pfad halten
müssen, auf den wir uns völkerrechtlich geeinigt haben.
Also kein Abschied von den unangekündigten kleineren Blockaden?
Die werden parallel weitergehen.
Die Gewerkschaft der Polizei wütet täglich gegen die Letzte Generation:
Deren Proteste würden zu viele Einsatzkräfte binden, die gerade dringend
anderweitig gebraucht werden.
Wir sind grundsätzlich bereit, unsere Proteste zu unterbrechen, wenn
Menschenleben dadurch ganz konkret gefährdet werden. Das haben wir bereits
getan, als zu Gewalt gegen JüdInnen aufgerufen wurde, und wir werden es
wieder machen, wenn uns die Polizei ganz klar signalisiert, dass es eine
konkrete Gefahr gibt. Dazu haben wir auch eine Vernetzung mit der Polizei.
Ein Argument der Letzten Generation für ihre Aktionsformen war immer, dass
Demonstrationen wie die von „Fridays for Future“ nichts bewirkt haben.
Mittlerweile muss man aber doch konstatieren, dass auch die
Blockade-Aktionen nichts bewirkt haben. Am eigenen Anspruch gemessen ist
die Letzte Generation gescheitert.
Von Scheitern würde ich auf keinen Fall sprechen. Wir haben es geschafft,
das Thema Klimagerechtigkeit wieder auf die Tagesordnung zu holen, als es
durch Corona- und Ukrainekrise in der Aufmerksamkeit ganz unten war. Wir
haben täglich darauf aufmerksam gemacht, dass die Regierung in Sachen
Klimapolitik komplett versagt, und das ist schon ein großer Erfolg. Wir
wissen außerdem, dass Widerstand und Protest Zeit brauchen. Und wir sind
noch nicht lange dabei.
Die konkreten [2][Forderungen nach einem Essen-Retten-Gesetz, Tempo 100
oder einem Gesellschaftsrat] wurden nie erfüllt.
Dadurch, dass die Bundesregierung nicht einmal bereit war, diese ersten,
einfachen Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen, haben wir gezeigt, dass sie
überhaupt nicht bereit ist, unser aller Lebensgrundlagen zu schützen. Wir
erwarten jetzt, dass wir bis 2030 raus aus den Fossilen kommen. Uns sagt
auch die Wissenschaft wieder ganz aktuell, dass wir den 1,5-Grad-Pfad
verlassen. Wir sind es leid, kleinste Veränderungen zu erwarten – die Krise
drängt, und wir müssen größere Schritte gehen.
23 Oct 2023
## LINKS
[1] https://letztegeneration.org/
[2] /Forscher-ueber-die-Letzte-Generation/!5959665
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Schwerpunkt Klimaproteste
Letzte Generation
Protestkultur
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Schwerpunkt Klimaproteste
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