| # taz.de -- Regierungsbildung in Bayern: Hubsi will nicht mehr kuscheln | |
| > In Bayern steht die Koalition aus CSU und Freien Wählern. Aiwangers | |
| > Partei erhält ein zusätzliches Ministerium – und deren Chef mehr Macht. | |
| Bild: Bleiben zusammen: Marcus Söder und Hubert Aiwanger bei der Unterzeichnun… | |
| Berlin taz | Bayern hat eine neue Regierungskoalition, und | |
| Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich bei der Vorstellung des | |
| Koalitionsvertrags mit den Freien Wählern gönnerhaft. „Wir haben | |
| zugestanden, dass die Freien Wähler ein Ministerium mehr bekommen“, sagte | |
| der CSU-Chef am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in München. Die | |
| Parteien konnten sich nach zweiwöchigen Verhandlungen auf die weitere | |
| Zusammenarbeit in der bayrischen Landesregierung verständigen. Während die | |
| Freien Wähler ihre Ministerriege schon bekanntgaben, will die CSU ihre | |
| Besetzung erst in zwei Wochen verkünden. | |
| „Das ist keine keine Liebesheirat und keine Kuschelkoalition“, sagte Söder | |
| in demonstrativer Abgrenzung zu den Freien Wählern, mit denen die CSU schon | |
| in der vergangenen Legislatur zusammen regiert hatte. Zuletzt galt das | |
| Verhältnis zwischen dem CSU-Vorsitzenden und dem Chef der Freien Wähler | |
| (FW), Hubert Aiwanger, als unterkühlt. | |
| Diskussionen um Aiwanger hatten den bayerischen Landtagswahlkampf | |
| dominiert, [1][weil er als Schüler ein antisemitisches Flugblatt mit sich | |
| geführt hatte.] Trotz der wochenlangen Affäre um den FW-Chef konnte die | |
| Partei bei der Landtagswahl am 8. Oktober [2][auf ein Rekordergebnis von | |
| 15,8 Prozent zulegen] und wurde zweitstärkste Kraft im Bayerischen Landtag | |
| hinter der CSU, die ihr historisch schlechtestes Wahlergebnis mit 37 | |
| Prozent einfuhr. | |
| Nun erhalten die FW neben den Ministerien für Wirtschaft, Kultus und | |
| Umwelt, die sie bereits in der vergangenen Legislatur besetzt hatten, | |
| Zugriff auf das Digitalministerium. Dafür bekommen die Christsozialen einen | |
| der beiden Staatssekretärsposten, die zuletzt den FW zustanden: Die CSU | |
| wird den neuen Posten im bayerischen Ministerium für Heimat und Finanzen | |
| ansiedeln, dort soll er für den „ländlichen Raum“ zuständig sein. | |
| ## Verschärfung für Geflüchtete geplant | |
| Söder sagte, die Ressortverteilung sei auf der Grundlage der Wahlergebnisse | |
| „mathematisch begründet“, und ergänzte süffisant: „Das Digitalminister… | |
| ist das kleinste Ministerium neben dem Europaministerium. Ich bin mir | |
| sicher, die Freien Wähler werden einiges daraus machen.“ | |
| Die CSU-Fraktion und der Parteivorstand haben nach Angaben des Vorsitzenden | |
| einstimmig über den Koalitionsvertrag entschieden. Das Papier wurde am | |
| Donnerstag gegen 14 Uhr im Bayerischen Landtag unterzeichnet. Es ist 85 | |
| Seiten lang, die CSU sprach von „70 neuen Projekten“ die damit angegangen | |
| werden sollen. So wolle Bayern „als Pionier“ eine Chipkarte für Leistungen | |
| für Asylsuchende in Deutschland einführen. Außerdem bekennt sich die | |
| Koalition zu den Pariser Klimazielen, was Söder bei der Vorstellung des | |
| Programms als Erfolg präsentierte. | |
| Die Opposition im Landtag wertete den Vertrag als reine Proklamation. | |
| „Ankündigungsweltmeister Markus Söder und Populist Hubert Aiwanger machen | |
| gemeinsam zahlreiche Versprechungen – was daraus wird, weiß niemand“, | |
| erklärte SPD-Landesvorsitzende, Ronja Endres, gegenüber der taz. | |
| Die künftige Kultusministerin Bayerns ist die einzige Frau mit | |
| Ministeriumsverantwortung im Tableau der [3][Freien Wähler]: Die ehemalige | |
| Staatssekretärin Anna Stolz rückt auf den Chefinnen-Posten in ihrem Haus | |
| vor, steht wegen der Rochade im Kabinett ihrerseits aber künftig ohne einen | |
| Staatssekretär da. | |
| Der verbleibende Staatssekretärsposten der FW ist wieder im | |
| Wirtschaftsministerium angesiedelt, das Parteichef Aiwanger mit leicht | |
| verändertem Aufgabenbereich leiten wird. Das Thema Jagd ist nun dort | |
| angesiedelt. Söder sagte, Aiwanger habe sich dafür persönlich eingesetzt. | |
| In Bayern wird das Thema Jagd wegen der Wolf-Bestände leidenschaftlich | |
| diskutiert. Auch deshalb hätten die FW am liebsten das Agrarministerium | |
| übernommen, das bleibt nun aber weiterhin in der Hand der CSU. | |
| 26 Oct 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Cem-Odos Güler | |
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