# taz.de -- Ata Anat über Soli-Rap in der Markthalle: „Über Kunst ein Venti… | |
> Das Festival „Rap for Refugees“ zielt auf junge Menschen, die es schwer | |
> haben. Sie lernen, sich mit den Mitteln des HipHop auszudrücken. | |
Bild: Haben es nicht leicht in Hamburg: Flüchtlinge | |
taz: Ata Anat, wenn ihr nicht gerade Festivals wie das anstehende | |
organisiert, existiert „Rap for Refugees“ trotzdem – als gemeinnütziger | |
Verein. Was ist euer Anliegen? | |
Ata Anat: Im Sommer 2017 hat alles mit der Idee eines Charity Festivals | |
begonnen. Wir wollten Leute finden die pro bono auftreten, um den Gewinn | |
der Veranstaltung an gemeinnützige Organisationen zu spenden. In | |
Kooperation mit dem Verein Basis & Woge … | |
… ein anerkannter, gemeinnütziger Träger für soziale Dienstleistungen … | |
… der die Kosten übernahm, kam die erste Edition zu Stande. Leider haben | |
wir Minus gemacht, Basis & Woge haben aber das Potenzial gesehen und uns | |
motiviert, dranzubleiben. Mit elf Gründungsmitgliedern haben wir den Verein | |
ins Leben gerufen, Workshops organisiert und sieben Monate später das | |
nächste Festival geplant. Das war ein Riesenerfolg: ausverkauft mit mehr | |
als 1.000 Leuten. | |
Und dann? | |
Es war immer ein Mix aus Workshops, die wir mit Kindern und Jugendlichen in | |
schwierigen Lebenssituationen machen, und interkulturellen Events aller | |
Art. Die dienen zusätzlich als Plattform für die Kids, um die im Workshop | |
erlernten Kunstformen des HipHop präsentieren zu können, sei das Rap, | |
[1][Beatbox], Graffiti, HipHop-Tanz. Da ist alles dabei! Die kommende | |
Veranstaltung konzentriert sich auf Rap von sowohl Newcomer als auch | |
lokalen und etablierten Künstler*innen, sowie unseren | |
Workshopteilnehmenden. | |
Ihr habt euch „Rap for Refugees“ genannt. Wie genau könnt ihr Geflüchteten | |
helfen? | |
Dafür müssen wir erst klarstellen, wie wir „refugees“ definieren. | |
Hauptthema sind natürlich Menschen, die aus anderen Ländern herkommen oder | |
fliehen. Das erlebte Leid und die Sorgen sind schwer zu verstehen. Mit | |
Kunst und Kultur wollen wir Räume schaffen, wo sich jeder Mensch ausdrücken | |
kann. Jeder von uns hat Sorgen: emotionale Ängste, oder die Lebensumstände, | |
aus denen wir kommen. Es gibt Menschen hier in Hamburg, die hier geboren | |
und aufgewachsen sind, die nicht mal wissen, dass es einen Elbstrand gibt – | |
ganz banal. Wenn wir verstehen, dass wir alle unsere Probleme mit | |
herumtragen, können wir über Kunst ein Ventil schaffen – wo, Menschen ihre | |
Geschichten loswerden können. | |
Aber um [2][Geflüchtete] geht es euch immer noch? | |
Natürlich, wir machen auch viel, in Wohnunterkünften für Geflüchtete. Es | |
ist aber nicht so, dass wir geflüchteten Menschen aus anderen Ländern | |
helfen. | |
Weil es sie zu passiv erscheinen lässt? | |
Wir arbeiten mit Kunst und lassen einfach alle Leute an diese Kunst heran | |
und versuchen da niedrigschwellig zu bleiben. | |
Wenn ihr Workshops ausrichtet: Habt ihr dafür eigene Räumlichkeiten? | |
Nee. Es war eine bewusste Entscheidung keine anzumieten. Wir wollen dahin | |
gehen, wo Bedarf ist – oftmals ist das nicht mitten in Hamburg, sondern an | |
den Randgebieten. | |
Werdet ihr überhaupt von irgendwem unterstützt? | |
Die [3][Kulturbehörde] hat von sich aus alle Hebel in Bewegung gesetzt, | |
damit dieses Event doch stattfindet. Wir sind bei der Stadt schon sichtbar. | |
[4][Institutionelle Förderungen], die langfristig den Verein unterstützten, | |
kriegt man erst nach vielen Jahren – es ist immense Arbeit. Uns ist schon | |
einiges in Aussicht gestellt bis 2024. Aber was passiert danach? Es ist ein | |
Überlebenskampf für kleine Vereine – und da spreche ich nicht nur für uns. | |
7 Oct 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Hart-reglementierte-Kunst-in-Deutschland/!5946760 | |
[2] /Queere-Gefluechtete-in-Hamburg/!5963027 | |
[3] /Sexuelle-und-geschlechtliche-Vielfalt/!5948253 | |
[4] https://www.hamburg.de/kulturfoerderung/ | |
## AUTOREN | |
Lena Pinto | |
## TAGS | |
Geflüchtete | |
Schwerpunkt Flucht | |
Flüchtlinge | |
Rap | |
Festival | |
Hamburg | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Schwerpunkt Flucht | |
Migration | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bewegungstermine in Berlin: Zivilcourage und Aufklärung | |
Hinschauen und Einmischen sind nicht optional, Schweigen ist nicht immer | |
Gold. Das untersteichen die Bewegungstermine der kommenden Tage. | |
Proteste in Brüssel gegen EU-Asylpolitik: Das Mittelmeer ist „ein Tatort“ | |
Geflüchtete und NGOs protestieren in Brüssel gegen die EU. Während sich die | |
Regierungschefs treffen, werden Notruf-Mails bis Samstag vorgelesen. | |
Stop-Deportation-Camp am BER: „Wir sind nicht zum Urlaub hier“ | |
Hunderte Aktivist*innen protestieren gegen Asylpolitik und den | |
geplanten Bau eines Abschiebezntrums. Polizei und Nachbarn sehen das nicht | |
gerne. |