# taz.de -- Stahlsparte von Thyssenkrupp: Milliardensubventionen zu verhökern | |
> Thyssenkrupp plant den Teilverkauf seiner Stahlsparte. Politiker von | |
> Grüne und Linke stellen deswegen eine öffentliche Förderung infrage. | |
Bild: Arbeiter bei ThyssenKrupp Steel in Duisburg während eines Streiks im Jun… | |
BERLIN taz | Thyssenkrupp stößt mit dem geplanten Teilverkauf seiner | |
[1][Stahlsparte] zunehmend auf Widerstand. „Wer von öffentlicher Förderung | |
zur Standortsicherung profitiert, muss dann eben auch Investitionszusagen | |
und Standort- und Arbeitsplatzgarantien geben“, sagte der Grünen-Politiker | |
Felix Banaszak und stellte damit Subventionen für den Konzern in Höhe von 2 | |
Milliarden Euro infrage. Auch die Gewerkschaft IG Metall ist alarmiert. | |
„Wir haben als Grüne ein großes Interesse, die Stahlindustrie in | |
Deutschland als zentralen Wertschöpfungsfaktor zu halten“, so Banaszak | |
weiter. Deshalb setze man sich für einen [2][Brückenstrompreis] genauso ein | |
wie für eine starke Unterstützung bei der Transformation. Beides verlange | |
aber, dass die Unternehmen ihrer Verantwortung nachkommen. | |
Ende Juli erhielt Thyssenkrupp vom Bund und von Nordrhein-Westfalen die | |
Zusage für die milliardenschweren Förderung seines | |
Dekarbonisierungsprojekts „tkH2Steel“, bei dem Wasserstoff zur Produktion | |
von Stahl eingesetzt werden soll. Ende September kam nun an die | |
Öffentlichkeit, dass der Konzern mit dem tschechischen Milliardär Daniel | |
Kretinsky über den Verkauf eines Anteils von 50 Prozent an seiner | |
Stahlsparte verhandelt. Dieser ist in Deutschland kein Unbekannter. | |
Kretinsky übernahm mit Hilfe seiner EPH-Holding gemeinsam mit dem | |
Finanzinvestor PPF bereits von Vattenfall dessen Braunkohlegeschäft in der | |
Lausitz. | |
Bei Thyssenkrupp ist die Stahlsparte schon länger eine Baustelle. Als der | |
Konzern vor rund drei Jahren im Zuge der Coronakrise unter Druck geriet, | |
brachte die NRW-SPD einen Einstieg des Staats ins Spiel. Auch ist der | |
geplante Einstieg Kretinskys nicht der erste Anlauf, die Stahlsparte zu | |
verkaufen. Ein lang diskutiertes Joint Venture mit dem indischen | |
Tata-Konzern scheiterte etwa im Jahr 2019 an kartellrechtlichen Bedenken | |
der EU. | |
## IG Metall fordert Mitbestimmung | |
Was die IG Metall an den jetzigen Verhandlungen stutzig macht, ist, dass | |
sie bisher noch keine Details erfahren hat. „Dies ist sehr ungewöhnlich“, | |
erklärte ein Sprecher der Gewerkschaft. Frühere Verhandlungen wie der | |
geplatzte Verkauf an Tata oder die Veräußerung der Aufzugsparte seien | |
transparenter verlaufen. „Wir lehnen eine Übernahme durch Kretinsky nicht | |
grundsätzlich ab, wohl aber eine Hauruckaktion auf Kosten der | |
Beschäftigten“, fordert die Gewerkschaft mehr Mitbestimmung. | |
Der Linken-Politiker Pascal Meiser sieht indes auch die Ampelkoalition in | |
der Pflicht, zu handeln: „Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die | |
[3][milliardenschwere Förderung] des Umbaus hin zu grüner Stahlproduktion | |
endlich an klare Bedingungen geknüpft wird“, teilte Meiser der taz mit. | |
20 Oct 2023 | |
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## AUTOREN | |
Simon Poelchau | |
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