# taz.de -- Die Wahrheit: Die Söhne des Slavo | |
> Der Konflikt zwischen Slowenen und Slowaken hat seinen Ursprung beim | |
> Gründervater beider rivalisierenden Staaten, einem legendären Bergbauern. | |
Bild: Braucht Sprech- und Denkhilfe: Friedrich Merz | |
Slowenien, die sympathische Zwergrepublik zwischen Alpen und Adria, ist ein | |
Ort des ungetrübten Friedens. Wenige Menschen wissen, dass dies keineswegs | |
immer so war. Kaum mag man es glauben, aber den heute so treuherzig | |
wirkenden Slowenen war auch der kriegerische Geist früher nicht fremd – | |
wenigstens wenn es gegen den jahrhundertealten Erbfeind ging: die Slowaken. | |
Woher der Konflikt rührt, können auch gelehrte Historiker nicht mit | |
Sicherheit sagen. Doch er spiegelt sich schon in den ältesten | |
Nationalmythen der beiden Völker, die einander so ähnlich und zugleich so | |
fremd sind wie feindliche Brüder. Beide Staaten ehren als ihren | |
Gründervater einen legendären Bergbauern namens „Slavo“ – doch hier hö… | |
die Gemeinsamkeiten auf. | |
Nach slowenischer Überlieferung soll Slavo mit dem Stamm einer Fichte aus | |
den Alpen herabgestiegen sein, um aus ihm die erste Hütte von Ljubljana zu | |
zimmern. Die Slowaken hingegen erzählen sich die Sage, Slavo sei von den | |
Alpen aus auf einem riesigen Laib Ziegenkäse die Donau herabgeschwommen und | |
habe mit ihm die ersten Bewohner Bratislavas angelockt. | |
Seit frühester Zeit ist es vor allem eines, was den Hass zwischen den | |
beiden Ländern schürt: Beständig werden sie von Fremden miteinander | |
verwechselt. Im 19. Jahrhundert befeuerte der keimende Nationalismus den | |
Konflikt. Die Slowenen verlangten feierlich von der Slowakei, sich in „Land | |
mit den zu kurz geratenen Bergen“ umzubenennen, um Missverständnisse fortan | |
zu vermeiden. Die Slowaken sandten in ihrem Stolz jedoch nur die Botschaft | |
zurück, besser solle sich Slowenien in „Mickriger Zipfel mit nur zwölf | |
Metern Strand“ umtaufen. Zur offenen militärischen Auseinandersetzung kam | |
es jedoch erst im 20. Jahrhundert in den Wirren nach dem Zerfall des | |
Ostblocks. Der in der Weltöffentlichkeit unbekannteste Balkankrieg wurde | |
durch die Tatsache behindert, dass Slowenien und die Slowakei keine Grenze | |
miteinander haben. Die Bitte der beiden verfeindeten Staaten, ein | |
Schlachtfeld zur Verfügung zu stellen, wurde von Österreich wie von Ungarn | |
abschlägig beschieden. | |
Die Slowenen griffen zu einer unappetitlichen Kriegslist: Die Bürgerinnen | |
und Bürger sandten an slowakische Adressen Hunderttausende als Geschenke | |
getarnte Päckchen, die sie zuvor mit Fürzen gefüllt hatten. Diese Attacke | |
mit chemischer Waffe reizte aber nur die Slowaken zur Eskalation. Sie | |
antworteten mit mehr als Fürzen. | |
In Slowenien wurde in der Öffentlichkeit der äußerste Schritt diskutiert: | |
den Philosophen Slavoj Žižek mit einem Katapult auf Bratislava zu schießen. | |
Doch glücklicherweise kehrte im letzten Moment Vernunft ein. Einer | |
Delegation von Vermittlern aus Slawonien gelang es mithilfe von sechs | |
Flaschen Pflaumenbrand, die Präsidenten der Slowenen und Slowaken an einen | |
Tisch zu bringen und jenen Frieden zu stiften, der bis heute hält. Mögen | |
sich Kriegslüsterne andernorts daran ein Beispiel nehmen! | |
18 Oct 2023 | |
## AUTOREN | |
Michael Bittner | |
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