# taz.de -- Terror in Brüssel: Terror-Verdächtiger erschossen | |
> Nach dem Anschlag auf zwei schwedische Fans melden die Behörden einen | |
> Fahndungserfolg. Der mutmaßliche Täter soll die Attacke dem IS gewidmet | |
> haben. | |
Bild: Blumen erinnern an den Anschlag der vergangenen Nacht: der Tatort in Brü… | |
BRÜSSEL taz | Erleichterung in Brüssel: Wenige Stunden nach dem | |
Terrorattentat, bei dem am Montagabend zwei Schweden im Alter von ungefähr | |
60 und 70 Jahren auf offener Straße erschossen worden waren, [1][hat die | |
Polizei den mutmaßlichen Täter gestellt und nach eigenen Angaben | |
„neutralisiert“]. Der 45-jährige Tunesier Abdesalem L. sei seinen | |
Schussverletzungen erlegen, teilte die Staatsanwaltschaft am | |
Dienstagvormittag mit. | |
Bei dem Mann wurde eine Waffe gefunden, die offenbar beim Anschlag vom | |
Montag zum Einsatz gekommen ist. Nach Medienberichten handelt es sich um | |
eine Kalaschnikow, ein Sturmgewehr sowjetischer Bauart. Der Täter soll mit | |
einem Motorroller unterwegs gewesen sein, in einem Video soll er Rache im | |
Namen des „Islamischen Staat“ (IS) geschworen haben. | |
Einen Bezug zum Angriff der [2][Terrorgruppe Hamas in Israel] gab es | |
zunächst nicht. Vielmehr sieht es so aus, als habe der mutmaßliche Täter – | |
ein abgelehnter Asylbewerber, der das Land schon 2019 verlassen sollte – im | |
Zentrum der belgischen Hauptstadt Brüssel gezielt nach Schweden gesucht. Am | |
Montagabend spielte in der Stadt die schwedische Fußballnationalmannschaft | |
gegen Belgien. | |
Die belgische Regierung kam noch in der Nacht zu einer Krisensitzung | |
zusammen. Das Fußballmatch wurde abgebrochen, das Stadion evakuiert. Zudem | |
haben die Behörden die höchste Terrorwarnstufe in Brüssel ausgerufen und | |
die Bewohner aufgerufen, in der Nacht zu Hause zu bleiben. Am | |
Dienstagmorgen hatte sich die Lage in der belgischen Hauptstadt aber wieder | |
einigermaßen normalisiert. | |
## 2016 erlebte Belgien bereits eine Terrorwelle | |
„Der Terrorismus schlägt blindwütig zu“, erklärte Belgiens Premierminist… | |
Alexander De Croo. Die Belgier, [3][die bereits 2016 eine Terrorwelle | |
erlebt hatten], würden sich davon jedoch nicht einschüchtern lassen. „Der | |
Terrorismus wird uns niemals besiegen, bleiben wir friedlich und einig“, so | |
der Regierungschef. Anders als 2016 – damals sprengten sich drei | |
Terroristen am Brüsseler Flughafen und in der U-Bahn in die Luft – wurde | |
kein Militär auf die Straßen geschickt. | |
Nach dem schnellen Fahndungserfolg wollte die Regierung die Lage am | |
Dienstagnachmittag neu bewerten. Dabei dürfte die Frage im Mittelpunkt | |
stehen, ob es sich bei Abdesalem L. um einen Einzeltäter handelt. Von | |
seiner Tat wurde ein Video gedreht, was auf einen oder mehrere Komplizen | |
hindeutet. „Wir können nichts ausschließen“, betonte Innenministerin | |
Annelies Verlinden. | |
In dem Video hatte der mutmaßliche Angreifer seine Tat mit den | |
[4][Koran-Verbrennungen in Schweden] begründet. Schwedens Justizminister | |
Gunnar Strömmer sagte der Nachrichtenagentur Reuters, man stehe in Kontakt | |
mit den belgischen Behörden. Die Regierung in Stockholm hatte bereits vor | |
Angriffen im Ausland gewarnt, Mitte August verstärkten die Behörden ihre | |
Terrorwarnung. | |
## Asyldebatte flammt wieder auf | |
Dass der Terrorismus ausgerechnet in Brüssel zuschlägt, löst bei vielen | |
Bürgern der Stadt Unverständnis und Wut aus. Schon 2016 war der Terror aus | |
einem anderen Land – [5][damals Frankreich] – importiert worden. Diesmal | |
konzentriert sich die Debatte auf Tunesien und die Frage, wieso die | |
Behörden nicht härter gegen abgelehnte Asylbewerber und polizeibekannte | |
Gefährder vorgehen. | |
In Belgien sind derzeit mehr als 600 Personen als radikale Islamisten | |
registriert. Polizei und Justiz schaffen es jedoch nicht, sie allesamt zu | |
überwachen. | |
Im Falle des nun verdächtigten Tunesiers hatte es wiederholt Warnungen | |
gegeben; die Polizei hat den Mann jedoch nicht als Gefährder eingeschätzt. | |
Polizeibekannt war er dennoch, wegen Menschenhandels, illegalem Aufenthalt | |
und Angriff auf die Staatssicherheit. | |
17 Oct 2023 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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