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# taz.de -- Terroranschlag in Belgien: Warum ausgerechnet Schweden?
> Der Attentäter von Brüssel soll gezielt Schweden attackiert haben – aus
> Rache für Koranverbrennungen und wegen einer Kampagne gegen
> Sozialbehörden.
Bild: Schwedische Fans warten nach dem Anschlag in Brussel darauf das Stadion v…
Stockholm taz | Er habe gerade „Schweden getötet“ heißt es in dem Video,
das der [1][mutmaßliche Attentäter von Brüssel] nach der Tat auf seinem
Facebook-Account teilte. Und auch wenn er seit Ausbruch des Krieges
zwischen Israel und der Hamas mehrere Beiträge über die Situation in Gaza
in den sozialen Medien geteilt hatte, dürfte sich seine Terrorattacke
bewusst gegen Schweden gerichtet haben.
Magnus Ranstorp, Terrorforscher an der schwedischen
Verteidigungshochschule, teilt diese Einschätzung. Der Täter habe sich
offenbar aufgrund ihrer Fankleidung als schwedische Fußballfans
identifizierbare Personen als Opfer gesucht. Wegen der immer wieder
vorkommenden Koranverbrennungen in Schweden hatte es seitens mehrerer
Terrororganisationen konkrete Aufrufe zu Terroranschlägen gegen Schweden
gegeben.
Dass die [2][Welle an Koranverbrennungen], die es im Sommer gab,
mittlerweile abgeflaut ist und seit September mit dem irakischem
Geflüchteten Salwan Momika immer ein und dieselbe Person Korane verbannt
hat, scheint keinen Einfluss auf diese Aufrufe zu haben. Auch dass Momika
unterstellt wird, er wolle damit nur seine Ausweisung verhindern oder er
habe finanzielle Interessen an der Veröffentlichung von Videos seiner
Aktionen, scheint unwichtig.
Ranstorp hebt noch ein anderes mögliches Motiv hervor: die LVU-Kampagne.
Seit Monaten gibt es in vielen muslimisch geprägten Ländern eine Kampagne,
in der schwedischen Sozialbehörden vorgeworfen wird, gezielt muslimische
Kinder zu „kidnappen“. Linda Ahlerup, Analytikerin an der
Verteidigungshochschule, schätzt gar, dass dieses Thema sich „zur
umfassendsten Kampagne gegen Schweden entwickelte, die es bisher gegeben
hat“.
## Demos, Hungerstreik und Proteste
LVU ist die Abkürzung eines Gesetzes zur Jugendbetreuung, das den
Sozialbehörden – mit gerichtlicher Zustimmung – die Möglichkeit einräumt,
Jugendliche und Heranwachsende zwangsweise in speziellen Behandlungsheimen
oder in Pflegefamilien unterzubringen.
Die Gründe können als mangelhaft eingeschätzte häusliche Bedingungen sein,
die ein ernstes Risiko für die Gesundheit oder die weitere Entwicklung des
Jugendlichen darstellen, oder eigenes Verhalten der jungen Menschen, wie
[3][Kriminalität] oder Drogenkonsum.
Ein konkreter Einzelfall wie der einer Familie in Göteborg hatte
beispielsweise erst zu Demonstrationen vor dem örtlichen Sozialamt, dann zu
einem Hungerstreik, schließlich zu landesweiten Protesten und dann über
Interviews mit Bloggern und Medien zu dieser international verbreiteten
Behauptung geführt: Der schwedische Staat entführe gezielt muslimische
Kinder.
Auch der mutmaßliche Täter soll zu diesem Thema gepostet haben. Im Fall
dieser Familie war ein Elternteil psychisch erkrankt und die Sozialbehörde
war der Ansicht, dass der andere Elternteil nicht ausreichend für den
Schutz seiner Kinder sorgte.
## „Was ist das für eine Welt, in der wir leben?“
Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson verurteilte ebenso wie
Justizminister Gunnar Strömmer und die sozialdemokratische
Oppositionsführerin Magdalena Andersson die Tat. Der Verfassungsschutz SÄPO
spricht von einer „ernsten Lage“, sieht aber keinen Grund, die schon im
August erhöhte Terrorwarnstufe in Schweden weiter hochzuschrauben.
Dass schwedische Sportfans nun aufgefordert wurden, sich im Ausland besser
nicht als solche erkennen zu geben, kommentierte Janne Andersson, Trainer
der schwedischen Fußballnationalmannschaft, wie folgt: „Was zum Teufel ist
das denn für eine Welt, in der wir leben?“.
17 Oct 2023
## LINKS
[1] /Terrorattacke-in-Bruessel/!5967275
[2] /Nach-Ankuendigung-von-Koranverbrennung/!5948644
[3] /Straftaten-von-Kids-in-Schweden-steigen/!5912586
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Israel
Brüssel
Terrorismus
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Schwerpunkt Nahost-Konflikt
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