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# taz.de -- Gewalt in Schweden: Koran-Verbrenner vor Urteilsverkündung erschos…
> Ein Exiliraker sorgte mit Koran-Verbrennungen für Proteste von Muslimen.
> Nun ist er am Vorabend seiner Urteilsverkündung erschossen worden.
Bild: Wurde in der Nähe von Stockholm erschossen: Der Iraker Salwan Momika, be…
Härnösand taz | Er sollte am Donnerstag erfahren, ob er wegen
Volksverhetzung verurteilt wird, doch das erlebte Salwan Momika nicht mehr.
Am späten Mittwochabend wurde er in einer Wohnung in der schwedischen Stadt
Södertälje bei Stockholm erschossen. Momika war in Schweden und weit
darüber hinaus durch seine öffentlichem Koran-Verbrennungen bekannt
geworden. Fünf Personen sind unter Mordverdacht in Polizeigewahrsam.
Premierminister Ulf Kristersson nannte die Tat am Donnerstagmorgen „ein
weiteres sehr spektakuläres Verbrechen“. Eigentlich war er wegen einer
Welle brutaler Sprengstoffanschläge, die Schweden seit Jahresbeginn
ertragen muss, in Stockholm vor die Presse getreten.
Nun musste er auch zum Tod Momikas Stellung nehmen. Es war der dritte
aufsehenerregende Mord in Schweden innerhalb weniger Tage. Aber dieser war
anders: Er hatte keinen offensichtlichen Bezug zur grassierenden
Bandenkriminalität.
Momika hatte 2021 als Geflüchteter aus Irak in Schweden zunächst für drei
Jahre eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Die war mittlerweile eingezogen
worden, aber eine Ausweisung galt als nicht durchführbar, da ihm in Irak
Lebensgefahr drohe.
## Höhere Terrorwarnstufe nach Koranverbrennungen
Der 1986 in der Gegend von Mosul geborene Momika kam aus einer christlichen
Familie und engagierte sich als Erwachsener militärisch und politisch in
Irak. Die Zeitung Dagens Nyheter zitiert einen irakischen Experten, laut
dem Momika sich selbst als Sprecher der Christen in Nordirak bezeichnete.
Die von ihm unter dem Schutz der Meinungsfreiheit in Schweden 2023
durchgeführten Koran-Verbrennungen hatten nicht zuletzt in arabischen
Ländern für heftige Reaktionen gesorgt und zu diplomatische Krisen geführt.
In Schweden wurde daraufhin die Terrorwarnstufe erhöht.
Das für Donnerstag angekündigte Urteil wurde auf den 3. 2. verschoben, da
einer der Angeklagten verstorben sei, teilte das Gericht in Stockholm mit
und bestätigte damit die Medienangaben, dass es sich um Momika handele. Der
zweite Angeklagte ist sein Unterstützer Salwan Najem. Es geht dabei um
Aussagen, die die beiden während mehrerer Verbrennungsaktionen in Stockholm
gemacht hatten.
Najem berichtete nun nach dem Mord gegenüber schwedischen Medien, Momika
habe zuletzt von Geldspenden seiner Tiktok-Community gelebt, da der Staat
ihm finanzielle Unterstützung verweigert habe. Er sagte auch, er habe die
Schüsse auf Social Media gehört, weil Momika gerade live war, als es
passierte. Diese Angabe wird nun von der Polizei überprüft.
## Unterstützer: „Die werden mich auch töten“
Er habe Angst, sagte Najem. „Die werden mich auch finden und töten. Ganz
klar.“ Wer „die“ sind, darüber wird jetzt heftig spekuliert.
Eine Sprecherin des schwedische Geheimdienst Säpo sagte, sie könne nicht
sagen, inwieweit sie in die Ermittlungen eingebunden seien. Die Polizei
leite die Ermittlungen. „Die Koran-Verbrennungen, von denen ein Teil von
Momika ausgeführt wurden, haben die Sicherheitslage in Schweden
beeinflusst. Deshalb hatten wir hier eine Rolle“, sagte die Sprecherin
noch.
Kristersson klang etwas deutlicher: „Ich kann garantieren, dass die
Sicherheitsdienste sehr involviert sind, da es offensichtlich das Risiko
einer Verbindung zu einer fremden Macht gibt.“ Er fügte aber hinzu, dass es
dafür bislang keine Belege gebe. In Schweden gibt es nun Kritik, dass
Momika offenbar nicht geschützt wurde.
Die Polizei war am Mittwoch um kurz nach 23 Uhr alarmiert worden, den Tod
des Opfers meldete sie Donnerstagmorgen. Nachbarn waren schockiert vom Mord
in ihrem Umfeld und überrascht, dass Momika in ihrer Gegend gewohnt hatte.
30 Jan 2025
## AUTOREN
Anne Diekhoff
## TAGS
Schweden
Koran
Attentat
Nordirak
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Koran
antimuslimischer Rassismus
Schweden
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