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# taz.de -- Tödlicher Amoklauf in Schweden: Wer und warum?
> Am zweiten Tag nach den tödlichen Schüssen in Örebro werden immer mehr
> Details über den mutmaßlichen Täter bekannt. Doch das Bild bleibt
> lückenhaft.
Bild: Immer mehr Kerzen: Ort zum Gedenken an die Opfer von Örebro
Härnösand taz | Zwei Tage nach [1][der schockierenden Gewalttat von Örebro]
geht es in Schweden vor allem um ihn: Rickard A. Seit Mittwochnachmittag
nennen schwedische Medien übereinstimmend diesen Namen. Er sei derjenige,
den die Polizei für den Täter halte. Derjenige, der auf dem Campus
Risbergska zehn Menschen erschoss, bevor er sich mutmaßlich selbst tötete.
Menschen verschiedener Nationalitäten und verschiedenen Alters sind unter
den Todesopfern, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Laut der
syrisch-schwedische Zeitung Alkompis erschoss der Täter einen 29-jährigen
Mann, der 2015 aus Syrien geflohen war und sich gerade auf dem Weg zu einem
Examen befand.
Wer war Rickard A.? Was trieb ihn an? Konnte niemand ahnen, was er plante?
Darüber spricht Schweden jetzt. Nach und nach gibt es ein paar Antworten,
aber noch lange kein vollständiges Bild. Die Polizei sprach auch am
Donnerstag auf ihrer Pressekonferenz weiterhin namenlos von „dem Täter“.
Sie warte einen DNA-Abgleich ab, um absolut sicher sein zu können.
Was sie nun bestätigte: Der mutmaßliche Schütze habe vier Jagdwaffen legal
besessen. Etwa eine Stunde nach Eingang des Notrufs hätten Einsatzkräfte
ihn tot in dem weitläufigen Gebäude gefunden, da hätten drei dieser Waffen
und etwa zehn leere Magazine neben ihm gelegen. Zudem sei eine große Menge
nicht benutzter Munition gefunden worden.
## Völlig isoliert
Schon bevor sie seinen Namen nannten, hatten schwedische Medien damit
begonnen, immer mehr von dem zu veröffentlichen, was sie über Rickard A.
herausfinden konnten. Und wohin man auch blickt – gezeichnet wird das Bild
eines von der Gesellschaft völlig isoliert lebenden Mannes, der schon zu
Schulzeiten als über alle Maßen kontaktscheu aufgefallen war.
„Ich weiß nicht, ob ich ihn überhaupt je einmal etwas habe sagen hören.
Vielleicht murmeln“, sagte eine ehemalige Mitschülerin laut Dagens Nyheter.
Er sei „die Kapuze“ genannt worden, weil er nie ohne gesehen worden sei,
berichten mehrere Personen gegenüber Expressen. Als nicht ansprechbar wird
er dort beschrieben, schon in der Mittelstufe. Svenska Dagbladet zitiert
einen Verwandten, dem zufolge er ein „normales, süßes Kind“ gewesen sei,
das in der Oberstufe stark gemobbt worden sei und sich danach total
zurückzog.
Die Debatte in Schweden über diese Informationen läuft auch ohne
polizeiliche Bestätigungen. Verschiedene Experten werden befragt, wie etwa
Björn Berglund, der Leiter eines Präventionsprogramms für vergleichbare
Gewalttaten. „Ich denke leider, dass er auf den Punkt mit der Zielgruppe
übereinstimmt“, sagte er Svenska Dagbladet. Was ihn unterscheide, sei das
Alter. „Sie sind oft jünger.“
Rickard A. war 35 Jahre alt. Er wuchs in Örebro auf. Mit 21 Jahren zog er
den Berichten zufolge aus seinem Elternhaus aus und allein in die
Einzimmerwohnung in der Stadt, die am Dienstag von der Polizei durchsucht
wurde. Als er einzog, hieß er noch Jonas Simon – 2017 ließ er seinen Namen
ändern.
## Kein Einkommen
Was außerdem als ungewöhnlich auffällt: Er hatte anscheinend über Jahre
kein Einkommen, aber auch keine amtlich registrierten Schulden. Wovon er
lebte, bleibt also unklar. Er hinterließ auch keine erkennbaren Spuren in
den gängigen sozialen Medien.
Bis jetzt sieht die Polizei keine Hinweise auf ein ideologisches Motiv für
die Tat. Sie betont aber, dass sich das mit neuen Informationen ändern
könne. Es würden nun Videos ausgewertet, die Augenzeugen von der Tat zur
Verfügung gestellt hätten, sagte die leitende Ermittlerin Anna Bergqvist am
Donnerstag. Man versuche genau zu hören, was gesagt wird, „um auf die
richtige Spur zum Motiv zu kommen.“ Auch der Hinweis, dass der Täter eine
Verbindung zu der von ihm angegriffenen Schule gehabt habe, werde genau
untersucht.
6 Feb 2025
## LINKS
[1] /Schuesse-an-Schule/!6067618
## AUTOREN
Anne Diekhoff
## TAGS
Schweden
Schule
Gewalt
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