| # taz.de -- Marathon und Klimaproteste: Schneller auf den Müll | |
| > Der große Klima-Protest blieb beim Berliner Marathon aus. Gut so – dabei | |
| > gibt es genug Gründe, Großevents dieser Art aus Öko-Sicht zu kritisieren. | |
| Bild: Weltrekord auch dank wenig nachhaltiger Schuhe: Tigist Assefa | |
| Recht haben und Recht bekommen, das sind zwei Paar Schuhe. Das mussten die | |
| Aktivist:innen der Letzten Generation am Sonntag mal wieder erfahren, | |
| die sich diesmal nicht Autofahrer:innen in den Weg setzten, sondern | |
| beim Berlin-Marathon [1][für eine radikale Wende in der Klimapolitik | |
| demonstrierten]. Sie kippten ein paar Eimer Farbe auf die Laufstrecke, | |
| wurden umgehend von der Polizei geräumt, und der Marathon konnte ohne | |
| Probleme gestartet werden. | |
| Zum Glück, muss man sagen. Denn hätten sich die Klimakämpfer:innen in | |
| gewohnter Manier auf den Asphalt geklebt, wäre das Medienecho fatal gewesen | |
| – für die Klimapolitik. Eine Blockade von Läufer:innen, die die | |
| ökologischste Fortbewegungsart überhaupt nutzen, wäre schlichtweg nicht | |
| kommunizierbar gewesen. | |
| Dabei ist in Zeiten der Klimakrise auch Nachdenken über solche Megaevents | |
| unumgänglich. Zwar werden Läufer:innen neuerdings an der Strecke mit | |
| wiederverwertbaren Plastikbechern versorgt. Aber gleicht das die | |
| CO2-Emissionen, die durch die Anreise der Massen aus aller Welt nach Berlin | |
| entstehen, etwa aus? | |
| Zudem ist das Laufwochenende leider längst nicht mehr nur ein | |
| faszinierender Ort der Begegnung, sondern ein Werbeevent für die | |
| Wegwerfgesellschaft. Das zeigt nichts besser als die Äthiopierin Tigst | |
| Assefa, die am Sonntag nach nur 2:11:53 Stunden ins Ziel lief. Sie unterbot | |
| den alten Weltrekord damit um mehr als zwei Minuten. | |
| ## Ultra-unökologische Schuhe | |
| Mitverantwortlich für die Fabelzeit sind Assefas neue Schuhe, die am | |
| Sonntag erstmals im Einsatz waren. Sie sind rund 40 Prozent leichter als | |
| andere Topschuhe. Sie sind mit 500 Euro ultrateuer. Und sie sind | |
| ultra-unökologisch. Denn sie sind nur für einen einzigen Marathonlauf | |
| konstruiert. Damit erreicht der Anbieter mit den drei Streifen, der seinen | |
| Wunderschuh direkt nach dem lukrativen Weltrekord in den Handel wirft, | |
| Dimensionen, die selbst unter Marathon-Enthusiasten als krass gelten. | |
| Klassische Laufschuhe sind nur halb so teuer. Und erst nach bis zu 1.000 | |
| Kilometern durch. | |
| Schneller ins Ziel, schneller auf den Müll. Diesen ökologischen Fußabdruck | |
| der Läuferszene hat die Letzte Generation mit Farbe sichtbar gemacht. Nur | |
| verstehen wird es kaum jemand. | |
| 24 Sep 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Gereon Asmuth | |
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