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# taz.de -- Mahnmal-Einweihung in Bremen: Ein langer Weg zum Erfolg
> 2015 entstand die Idee eines Mahnmals, dass die restlose Ausplünderung
> der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit thematisiert. Jetzt wird es
> eingeweiht.
Bild: In Bremen entsteht ein einzigartiges Mahnmal, das an Ausplünderung der j…
Bremen taz | 2015 entstand die Idee eines Mahnmals in Bremen, das sich auf
die Frage fokussiert, wie die restlose Ausplünderung der jüdischen
Bevölkerung in der NS-Zeit angemessen thematisiert werden kann: Welche
Bedeutung die Vielzahl von Profit-Gelegenheiten historisch für die
Unterstützung des NS-Regimes hatte – und wie wir heute politisch,
öffentlich, aber auch familien-biographisch mit diesem lange Zeit wenig
beachteten Befund umgehen wollen. Am 10. September wird das Mahnmal nun
eingeweiht.
Anlass der [1][Mahnmal-Initiative, die damals von der taz ausging], waren
die großen [2][Jubiläumsfeierlichkeiten Kühne + Nagel], des in Bremen
gegründeten, heute weltweit drittgrößten Speditionskonzerns – denn Bremen
hatte als Hafen- und Logistikstadt einen besonderen Anteil an der
„Verwertung“ des beweglichen Hab und Guts der jüdischen Bevölkerung.
Die komplette Ausplünderung, das Ausräumen der Wohnungen und Häuser, fand
freilich überall in Deutschland statt und ebenso in den von der Wehrmacht
besetzten Ländern. Die ungeheure Zahl von Möbeln und Haushaltsgegenständen,
die versteigert und an die deutsche „Volksgemeinschaft“ verteilt wurden,
galten, auch angesichts der zunehmenden Ausbombungen, als „siegwichtig“ für
die Aufrechterhaltung der Kriegsmoral. Zugleich löschte das restlose
Ausräumen die Lebensspuren der Vertriebenen und Ermordeten aus – und
brachte große Mengen an „arisiertem“ Eigentum in die Familien der
Profiteur*innen. Wie wollen wir mit diesem Erbe umgehen?
## Mahnmal in Bremen wird errichtet
[3][Die Errichtung des Mahnmals, gestaltet von Evin Oettingshausen, ist
eine erste Antwort]. Dass wir sie geben konnten, dass die Stadt Bremen das
Projekt als Bauherrin umsetzt, verdanken wir der Unterstützung zahlreicher
Personen, die sich politisch, finanziell und anteilnehmend eingebracht
haben. Entsprechend würden wir uns sehr freuen, möglichst viele von ihnen
am 10. September bei der Einweihung begrüßen zu können.
Der Spendenaufruf wurde von 210 Personen erstunterzeichnet, die sich seit
Beginn der Bemühungen um ein Mahnmal für das Projekt interessiert und
engagiert haben – von zahlreichen Bremer*innen ebenso wie von
internationalen Fachleuten aus den Bereichen politische Bildung, bildende
Kunst und Geschichtswissenschaft. Darin zeigt sich sowohl die überörtliche
fachliche Unterstützung des Anliegens als auch der konkrete Rückhalt, den
das Projekt in der Bremer Stadtgesellschaft gewonnen hat: Zu den
Unterstützer:innen gehören die Bremer Ehrenbürger:innen ebenso
wie Werder, der Sportgarten, Schüler:innen und Stadtteil-Initiativen.
## Abendprogramm in der Bremischen Bürgerschaft
Der Bau des Mahnmals basiert auf einem im November 2016
fraktionsübergreifend gefassten Beschluss der Bremischen Bürgerschaft. Am
10. September 2023 um 18 Uhr lädt Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer
daher zu einem inhaltlichen Rahmenprogramm ein, bei dem Prof. Dr. Frank
Bajohr, Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für
Zeitgeschichte (IfZ) München einen Vortrag mit dem Titel „Opa war kein
Profiteur? Zum gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Umgang mit der
„Arisierung““ halten wird.
Des weiteren werden unter dem Titel „Das Bremer Mahnmalprojekt und seine
Hürden: Schlaglichter und Schlussfolgerungen“ verschiedene Perspektiven auf
das Projekt zu Wort kommen. Mit Sophia Beer und Levin Meyer stellen zwei
Schüler:innen des Gymnasiums Horn ihre Gedanken zum Thema „Welche Rolle
kann und sollte das Thema „Arisierung“ in der schulischen Bildung spielen?�…
zur Diskussion.
Im Anschluss gibt es ein erinnerungspolitisches Panel mit dem Titel „Das
Mahnmal steht, wie geht es weiter? Perspektiven, Herausforderungen und
Fallstricke der Gedenkkultur“.
[4][Anmeldungen für das Abendprogramm in der Bürgerschaft sind bis zum 4.
September möglich an die Mailadresse [email protected]]
## Bürgermeister Andreas Bovenschulte nimmt teil
Für die Teilnahme an der Einweihung des Mahnmals am 10.9. um 11 Uhr an den
Weserarkaden durch Bürgermeister Andreas Bovenschulte ist keine Anmeldung
erforderlich. Neben dem Bürgermeister werden dort auch Grigori Pantijelew
von der Jüdischen Gemeinde Bremen und Barbara Maass aus Montréal sprechen,
eine Enkelin des in Auschwitz ermordeten früheren Miteigentümers der
Speditionsfirma Kühne+Nagel. Zudem werden Henning Bleyl als Initiator des
Mahnmals und Evin Oettingshausen, Gestalter*in des Mahnmals, einen
Beitrag leisten. Zusammen haben sie sich in den vergangenen sieben Jahren
um die Umsetzung des Projekts durch die Stadt Bremen bemüht.
Musikalisch wird die Einweihung begleitet durch eine Komposition des Bremer
Cellisten Don Jaffé, Mitglied der jüdischen Gemeinde, gespielt von Lynda
Cortis.
Im Rahmenprogramm der Einweihung gibt es zudem einen begleitenden Workshop
und Radtouren zu „Orten der Beraubung“ wie dem Weserstadion, in dem große
Mengen „gebrauchter Oberbetten, Unterbetten und Kofkissen“ aus jüdischem
Besitz an die „Volksgemeinschaft“ verteilt wurden.
1 Sep 2023
## LINKS
[1] /Bremer-Mahnmal-zur-Arisierung/!t5318116
[2] /KuehneNagel/!164422/
[3] /Bremer-Arisierungs-Mahnmal/!5896792
[4] https://calendar.boell.de/sites/default/files/2023-08/Bremische%20B%C3%BCrg…
## AUTOREN
Henning Bleyl
## TAGS
Bremer Mahnmal zur „Arisierung“
Schwerpunkt Zweiter Weltkrieg
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Journalismus
Bremer Mahnmal zur „Arisierung“
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