# taz.de -- Überschwemmungen in Libyen: Klimawandel tötet | |
> Das Sturmtief „Daniel“ wütete zunächst in Griechenland, nun in Libyen. | |
> Dass es so verheerende Folgen hat, liegt auch an den hohen | |
> Meerestemperaturen. | |
Bild: Straßenzene nach dem Sturm im libyschen Derna am 11. September | |
Die Naturkatastrophe mit tausenden Toten in Libyen ist offenbar eine | |
drastische Folge des Klimawandels. Ausgelöst wurden die schweren Regenfälle | |
durch das Sturmtief „Daniel“, das tagelang über dem Mittelmeer tobte und | |
zunächst weite Flächen in Griechenland überschwemmt hat. Die seit Monaten | |
extrem hohen Meerestemperaturen begünstigen laut Klimaforschern die Welle | |
von Starkregenereignissen. | |
Schon vor einer Woche [1][hatte der Deutsche Wetterdienst sintflutartige | |
Regenfälle zunächst in Griechenland prognostiziert]. Die erwarteten | |
Niederschlagsmengen würden „wohl so ziemlich jede Statistik sprengen“. | |
So kam es dann auch. Von Montag bis Donnerstag vergangener Woche setzte | |
sich das [2][Sturmtief über Mittelgriechenland] fest. [3][Starkregen | |
überschwemmte Dörfer und Städte]. Die Niederschlagsmengen erreichten | |
zwischenzeitlich nie gekannte Höhen von teils mehr als 700 Liter pro | |
Quadratmeter in weniger als 24 Stunden. Zum Vergleich: Beim | |
[4][Ahrtal-Hochwasser im Juli 2021] waren je nach Region 115 bis 140 Liter | |
gemessen worden – und das in drei Tagen. | |
Bis Sonntag meldeten die griechischen Behörden 15 Todesopfer, zwei Menschen | |
wurden nach Angaben des Zivilschutzes noch vermisst. In der Türkei und | |
Bulgarien kamen laut den Behörden zwölf Menschen ums Leben. Das Ausmaß der | |
Schäden ist unklar, weil immer noch große Gebiet unter Wasser stehen. | |
## Die globale Erderwärmung erhöht extreme Niederschläge | |
Übers Wochenende zog das Sturmtief dann südwestlich Richtung Libyen ab. | |
Dabei konnte es sich über dem aktuell extrem warmen Mittelmeer mit | |
Wassertemperaturen von gebietsweise über 26 Grad nochmals aufladen. Als der | |
Sturm ab Sonntag in Libyen aufs Festland traf, kam es zu den befürchteten | |
tödlichen Starkregen. | |
Schon seit Ende März wird weltweit eine [5][extrem hohe Temperatur der | |
Meeresoberflächen registriert]. Sie liegt aktuell 0,4 Grad höher als vor | |
einem Jahr und fast 1 Grad höher als im Schnitt der Jahre 1982 bis 2011. | |
Das verstärkt auch die sowieso hohen Lufttemperaturen, weil die Luft sich | |
über dem Meer nicht mehr so gut abkühlen kann. Die vergangenen drei Monate | |
waren nach Angaben der Weltmeteorologiebehörde (WMO) [6][die heißesten, die | |
seit Beginn der Aufzeichnungen 1940 gemessen wurden]. | |
Je wärmer die Luft, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen: mit jedem Grad | |
mehr 7 Prozent mehr Wasserdampf. Diesen trägt sie dann vom Meer aufs Land, | |
wo er als Starkregen niedergeht. Auf diesen [7][altbekannten Zusammenhang | |
weisen Experten wie Stefan Rahmstorf], der am renommierten Potsdam-Institut | |
für Klimafolgenforschung tätig ist, [8][seit langem immer wieder hin]: „Die | |
globale Erwärmung erhöht aufgrund der Grundphysik extreme Niederschläge.“ | |
Der Wasserdampf führt aber nicht nur zu mehr Regen. Da er wie CO2 ein | |
Treibhausgas ist, verstärkt er noch den Klimawandel. | |
Zur Lage in Nordafrika äußerste sich Rahmstorf [9][auf X, ehemals Twitter,] | |
nur äußert knapp: „Jetzt auch Libyen.“ | |
12 Sep 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/9/5.html | |
[2] /Extremwetter-in-Griechenland/!5955664 | |
[3] /Schwere-Ueberschwemmungen/!5958630 | |
[4] /Erster-Jahrestag-der-Flutkatastrophe/!5864295 | |
[5] https://climatereanalyzer.org/clim/sst_daily/ | |
[6] /Deutscher-Wetterdienst-zieht-Bilanz/!5953407 | |
[7] https://www.spiegel.de/wissenschaft/clausius-clapeyron-gesetz-wie-sich-das-… | |
[8] https://twitter.com/rahmstorf/status/1678383193211248640 | |
[9] https://twitter.com/rahmstorf/status/1701342321537589610 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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