| # taz.de -- Ampel will Kürzung zurücknehmen: Doch mehr politische Bildung? | |
| > Der Bundeszentrale für politische Bildung sollen 20 Millionen Euro | |
| > gekürzt werden. Ampel-PolitikerInnen wollen das nun verhindern. | |
| Bild: Stand der Bundeszentrale für politische Bildung bei der Didacta, Europas… | |
| Berlin taz | Es sorgte für [1][breites Unverständnis]: Während der | |
| Rechtsextremismus grassiert, wollen Bundesfinanzminister Christian Lindner | |
| (FDP) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ausgerechnet beim Etat | |
| der Bundeszentrale für politische Bildung sparen. Im kommenden Jahr soll es | |
| [2][20 Millionen Euro weniger geben]. Vor den finalen Haushaltsberatungen | |
| im Bundestag kommt nun auch aus der Ampel Widerstand gegen den Plan. | |
| Die Grünen-Innenpolitikerin Lamya Kaddor warnte: „Gerade angesichts der | |
| derzeitigen Popularisierung von rechtsextremem Gedankengut, Rassismus, | |
| Queerfeindlichkeit und Antisemitismus ist politische Bildung von besonders | |
| dringlicher Relevanz.“ Die Arbeit der Bundeszentrale sei „ein wichtiges und | |
| wirksames Werkzeug für die Stärkung von Demokratie und die Abwehr von | |
| gefährlichen Radikalismen“, sagte sie der taz. Die Grünen würden in den | |
| finalen Haushaltsberatungen „für eine Stärkung der politischen Bildung | |
| kämpfen“. | |
| Auch der SPD-Innenpolitiker Sebastian Hartmann bedauerte die geplanten | |
| Kürzungen bei der Bundeszentrale. „Wir werden dafür Sorge tragen, dass dort | |
| alle wesentlichen Projekte und Vorhaben umgesetzt werden können“, sagte er | |
| der taz. „Politische Bildung ist gerade in Zeiten erstarkenden | |
| Rechtsextremismus von hoher Bedeutung.“ | |
| Zuvor hatten bereits Verbände, die Linke oder auch CDU-Mann Norbert Röttgen | |
| [3][die Kürzungen kritisiert]. Auch SPD-Chefin Saskia Esken forderte, diese | |
| rückgängig zu machen. Statt der zuletzt 96 Millionen Euro soll die | |
| Bundeszentrale für 2024 nur noch 76 Millionen Euro erhalten – mit Verweis | |
| auf die Haushaltskonsolidierung. | |
| ## Innenministerium schlägt Umschichtungen vor | |
| Auch der FDP-Innenpolitiker Manuel Höferlin kündigte an, im Bundestag | |
| würden nochmal „auskömmliche Kapazitäten“ für die politische Bildung | |
| geprüft – dies indes „unabhängig von der Bundeszentrale für politische | |
| Bildung“. Neben mehr Finanzmitteln seien auch effizientere Strukturen | |
| denkbar, so Höferlin zur taz. | |
| Ingesamt spricht Höferlin von einem „sehr guten Haushaltsentwurf“, der die | |
| Schuldenbremse einhalte. Auch der SPD-Abgeordnete Hartmann betonte, dass | |
| das Innenministerium – wo die Bundeszentrale angesiedelt ist – anders als | |
| andere Ministerien insgesamt nur 1,4 Prozent seines Etats kürzen müsse. | |
| Auch Faeser selbst setzt sich inzwischen für Nachbesserungen bei der | |
| Bundeszentrale für Politische Bildung ein. Laut ihrem Sprecher wäre durch | |
| behördeninterne Umschichtungen von Geldern und die Nutzung noch vorhandener | |
| Mittel aus den Vorjahren bei den Kernprojekten der Bundeszentrale auch 2024 | |
| eine Finanzierung „in gleicher Stärke wie bislang“ möglich. Die | |
| Trägerförderung oder Projekte gegen Rechtsextremismus, Desinformation oder | |
| Verschwörungstheorien seien so gesichert. In „weniger prioritären | |
| Themenfeldern“ könne es aber zu Einsparungen bei Projekten oder | |
| Publikationen kommen, so der Sprecher zur taz. | |
| „Gerade in Zeiten aufeinanderfolgender Krisen und tiefgreifender | |
| Veränderungen ist eine starke politische Bildung zentral“, betont auch | |
| Faesers Sprecher. „Politische Bildung ist die beste Prävention gegen jede | |
| Form von Extremismus.“ | |
| Ob und welche Summe am Ende bei der Bundeszentrale gekürzt wird, | |
| entscheidet nun der Bundestag. Die Nutzung vorhandener Mittel aus den | |
| Vorjahren dürfte sich indes schwierig gestalten: Zwischenzeitlich bei der | |
| Bundeszentrale aufgestaute Millionen, die in der Coronazeit nicht | |
| ausgegeben werden konnten, sollen inzwischen verbraucht sein. | |
| ## Einsparungen auch beim Katastrophenschutz | |
| Der Haushalt des Innenministeriums wird am Donnerstag im Bundestag | |
| debattiert, sprechen will auch Faeser selbst. Kritik dürfte sie dabei auch | |
| für geplante Kürzungen beim Katastrophenschutz erwarten. So soll der Etat | |
| beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe um 49 Millionen | |
| Euro auf 162 Millionen sinken. Das Technische Hilfswerk soll nur noch 386 | |
| Millionen Euro bekommen – 42 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Nach | |
| taz-Informationen gibt es auch daran Kritik innerhalb der Ampel-Fraktionen. | |
| Lautstark übt diese bereits die Union. Die Kürzungen beim | |
| Katastrophenschutz seien „völlig untragbar“, kritisierte zuletzt etwa | |
| Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Der Bund begehe damit einen | |
| „Wortbruch“, da Faeser zuletzt [4][mehr Einsatz für den Katastrophenschutz] | |
| versprochen hatte. | |
| 7 Sep 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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