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# taz.de -- Bebauung des Tempelhofer Feldes: Steilvorlage für die Kampagne
> Mit einem städtebaulichen Wettbewerb soll die Debatte um eine
> Randbebauung Fahrt aufnehmen. Damit fällt Schwarz-Rot hinter die Pläne
> von 2014 zurück.
Bild: Wenn die Sonne über dem Feld untergeht, muss das noch kein schlechtes Om…
Dass die SPD das Tempelhofer Feld gerne bebauen würde, ist nichts Neues.
Auch nicht, dass sie, mit tatkräftiger Unterstützung des Koalitionspartners
CDU, willens ist, das Votum des [1][Volksentscheids von 2014] zu kassieren.
Interessant dabei ist aber das Vorgehen. Das ist so dilettantisch, dass die
Befürworter eines freien Feldes sich eigentlich die Hände reiben können.
Einen internationalen städtebaulichen Wettbewerb will Senatsbaudirektorin
Petra Kahlfeldt starten. International klingt natürlich gut. Und toll ist
es sicher auch, wenn Bedarfe abgefragt werden. Nach Wohnraum,
Gewerbeflächen und, klar, auch nach Freiflächen. Soll ja nicht alles
betoniert werden, ein kleiner Innenhof darf schon bleiben auf dem Feld.
Auch einen „Prozessvorschlag“ für einen Ideenwettbewerb und entsprechende
Beteiligungsformate habe Kahlfeldt in der Schublade, heißt es. Es braucht
wenig Phantasie, worauf es der Senatsbaudirektorin ankommt. Es sind Bilder.
Simulationen einer Bebauung entlang der Ringbahn und auf der Neuköllner und
Tempelhofer Seite. Spektakuläre Bilder, die zeigen sollen, dass auf dem
Feld nicht nur das Thema Wohnungsbau angepackt wird, sondern auch
innovative Architektur entstehen kann.
Leider, oder zum Glück, fällt der Senat damit hinter seine eigenen
Planungen aus der Zeit vor dem Volksentscheid zurück. Denn was in der
derzeitigen Diskussion völlig unbeachtet bleibt, ist die Frage, wer denn
überhaupt auf dem Feld Wohnungen bauen soll. Da war die von Michael Müller
(SPD) damals geführte Stadtentwicklungsverwaltung schon einen Schritt
weiter. Und hat den Entscheid trotzdem verloren, weil er den Gegnerinnen
und Gegnern einer Bebauung nicht weit genug ging.
## Ängste aus Neukölln
Damals stand fest, dass vor allem auf der Tempelhofer Seite Sozialwohnungen
entstehen sollen. Bauherrinnen sollten die landeseigenen
Wohnungsbaugesellschaften [2][Degewo und Stadt und Land sowie die
Genossenschaft Ideal sein. 1.700 Wohnungen sollten die drei Investoren am
Tempelhofer Damm errichten, die Hälfte davon als Sozialwohnungen.] Dagegen
gab es, außer 100 Prozent Tempelhof, kaum etwas einzuwenden.
Ganz anders dagegen sah es auf der Neuköllner Seite aus, wo 3.000 Wohnungen
gebaut werden sollten. Einen Letter of Intent wie am Tempelhofer Damm gab
es für die Bebauung nahe der Oderstraße nicht. Erst kurz vor der Abstimmung
[3][versuchte Michael Müller die Wogen zu glätten] und erklärte, auch dort
sollen Sozialwohnungen entstehen. Müller wusste, dass die Stimmen der
Neuköllnerinnen und Neuköllner womöglich entscheidend für das Ergebnis des
Entscheids sein würden.
Doch mit seiner überraschenden Wendung konnte Müller nicht mehr
durchdringen. Zu groß waren die Ängste vor Mietsteigerungen und Verdrängung
durch den Bau von Luxuswohnungen. Angeheizt wurden sie von der
mitregierenden CDU, die gefordert hatte, dass nicht nur private Investoren
zum Zuge kommen sollten. Auch Eigentumswohnungen sollten gebaut werden
dürfen.
Selbst wenn es Schwarz-Rot nun im zweiten Anlauf schaffen sollte, die
eigenen Pläne wie auch immer zur Abstimmung zu stellen. Die Ängste werden
die gleichen bleiben. Und inzwischen gibt es sogar ein Beispiel dafür, wie
sich ein eigentlich sozialverträgliches Quartier in sein Gegenteil
verkehren kann. [4][Ursprünglich sollten auch am Molkenmarkt bezahlbare
Wohnungen entstehen. Inzwischen aber hat Senatsbaudirektorin Kahlfeldt dem
Bau teurer Wohnungen Tür und Tor geöffnet.]
Kein gutes Omen für das Tempelhofer Feld. Internationaler Wettbewerb hin
oder her.
18 Aug 2023
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Volksentscheid_zum_Tempelhofer_Feld_in_Berlin
[2] /Volksbegehren-Tempelhofer-Feld/!5051027
[3] /Tempelhofer-Feld/!5046683
[4] /Stadtumbau-in-Berlin/!5907755
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Tempelhofer Feld
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