# taz.de -- Selbstfahrende Taxis in San Francisco: Grünes Licht für Robotaxis | |
> Trotz aller Bedenken dürfen Firmen mit selbstfahrenden Autos in San | |
> Francisco nun Geld verdienen. Manche finden's gruselig, andere wittern | |
> das große Geschäft. | |
Bild: In San Francisco jetzt erlaubt: Robotaxi von Waymo | |
SAN FRANCISCO dpa | San Francisco wird zu einem einzigartigen Testfeld für | |
Robotaxi-Dienste. Die Firmen [1][Waymo] und Cruise haben die grundsätzliche | |
Erlaubnis erhalten, zahlende Fahrgäste im gesamten Stadtgebiet rund um die | |
Uhr auch ohne einen Sicherheitsfahrer zu befördern. Die kalifornische | |
Regulierungsbehörde CPUC setzte sich mit ihrer [2][Entscheidung in der | |
Nacht zum Freitag] über den Widerstand der städtischen Verkehrsbetriebe und | |
einiger Einwohner hinweg. | |
Mit der erweiterten Erlaubnis kann nun nach Milliarden-Investitionen zum | |
ersten Mal im großen Stil ausprobiert werden, wie gut ein | |
[3][Geschäftsmodell mit selbstfahrenden Autos] funktioniert. Die Fahrzeuge | |
sind teuer. Sie müssen daher möglichst permanent ausgelastet sein und Geld | |
verdienen. San Francisco habe bestimmt mehr als 10.000 Menschen, die | |
Fahrdienste anbieten, räumte jüngst Cruise-Chef Kyle Vogt ein. „Diese | |
Fahrer arbeiten aber natürlich nicht 20 Stunden täglich, wie es ein | |
Robotaxi kann“, gab er zu bedenken. Vogt sieht Raum für mehrere tausend | |
autonome Taxis in großen Städten. | |
Kritiker führen an, die fahrerlosen Autos blockierten manchmal nach | |
Software-Fehlern die Straßen – und behinderten so den Verkehr und die | |
Arbeiten von Rettungsdiensten. Im Internet machen Augenzeugen-Videos die | |
Runde, in denen Autos von Cruise Kreuzungen verstopfen. Befürworter sehen | |
einen Vorteil in der höheren Sicherheit, da sich Computer am Steuer im | |
Gegensatz zu Menschen nicht ablenken lassen. | |
Waymo ist eine Schwesterfirma von Google, Cruise gehört dem Autoriesen | |
General Motors. Beide Unternehmen testen schon seit Jahren selbstfahrende | |
Autos in San Francisco. Aktuell sind ihre Fahrzeuge zum Teil bereits ohne | |
einen Menschen am Steuer unterwegs. Nur Cruise durfte in diesem Fall aber | |
Geld von Fahrgästen nehmen – und das lediglich nachts. Waymo-Autos mussten | |
bei kommerziellen Fahrten bisher einen Sicherheitsfahrer an Bord haben. | |
## Die Entscheidung öffnet Tür für Robotaxis | |
Cruise sieht San Francisco als perfektes Testfeld zum Training von | |
Roboterauto-Software. „Wenn wir selbstfahrende Autos in einer Stadt wie San | |
Francisco mit ihrem Nebel, Hügeln und Verkehr fahren lassen können – werden | |
sie so gut wie überall funktionieren“, betonte Vogt vor kurzem. Cruise | |
expandiert gerade auch in andere US-Städte. Waymo stellte die Entwicklung | |
selbstfahrender Lastwagen zurück, um sich auf Robotaxis zu konzentrieren. | |
Die Entscheidung der CPUC öffnet die Tür zur kommerziellen Nutzung | |
neuartiger Robotaxis ohne Lenkrad und Pedale. Jetzt verwenden Cruise und | |
Waymo zu selbstfahrenden Autos umgebaute Elektrofahrzeuge, sie bereiten | |
aber Autos mit Platz nur für Fahrgäste vor. Auch die inzwischen zu Amazon | |
gehörende Firma Zoox will solche Fahrzeuge auf die Straße bringen. | |
Die Kosten der Technologie sollen auch sinken. Cruise und GM entwickelten | |
gerade eine technische Plattform für die kommenden Robotaxis, die 75 | |
Prozent günstiger sein werde, sagte Vogt im Juli. Sie solle bis Ende | |
kommenden Jahres eingeführt werden. Dann werde bei den Kosten die „magische | |
Schwelle“ von weniger als einem Dollar pro Meile in Sichtweite sein, ab der | |
es für die meisten Menschen günstiger sei, mit einem Robotaxi zu fahren, | |
als ein Auto zu besitzen. | |
Die für Versorgungsdienste zuständige CPUC billigte die Ausweitung der | |
Dienste nach einer mehrstündigen Anhörung mit einer Mehrheit von drei der | |
vier anwesenden Kommissionsmitglieder. Zugleich wird für Herbst eine | |
weitere Anhörung mit einer ersten Zwischenbilanz erwogen. | |
Die Euphorie rund um das autonome Fahren flaute in den vergangenen Jahren | |
merklich ab. Es stellte sich heraus, dass die Technologie mehr Zeit und | |
Geld braucht als von vielen auch innerhalb der Branche ursprünglich | |
angenommen. Einige gaben zwischendurch auf. So verkaufte der | |
Fahrdienst-Vermittler Uber seine Roboterauto-Sparte. Apple lässt dagegen | |
weiter seine Testwagen Runden im Silicon Valley drehen. In Deutschland will | |
die zum Chip-Riesen Intel gehörende Firma Mobileye einen Robotaxi-Service | |
aufbauen. | |
11 Aug 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://docs.cpuc.ca.gov/PublishedDocs/Published/G000/M516/K812/516812344.P… | |
[2] https://www.cpuc.ca.gov/news-and-updates/all-news/cpuc-approves-permits-for… | |
[3] /BMW-und-Daimler-basteln-Roboter-Auto/!5577328 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz | |
Roboter | |
Taxi | |
Selbstfahrendes Auto | |
Silicon Valley | |
Zukunft | |
Stadtplanung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neue Stadt in Kalifornien: Die Superreichen proben den Auszug | |
Tech-Investoren aus dem Silicon Valley wollen eine neue Modellsiedlung | |
errichten. Ist das innovativ oder schlicht verantwortungslos? | |
Künstliche Intelligenz: Wer hat Angst vor ChatGPT? | |
Die Entwicklung von KI schreitet voran und menschliche Arbeit könnten bald | |
von Maschinen übernommen werden. Warum das kein Albtraum sein muss. | |
Hype um Smart Citys: Die Stadt ist kein Computer | |
Die Smart City beflügelt die Fantasie der Techkonzerne, die Industrie | |
wächst. Doch die Idee einer voll automatisierten Stadt ist gar nicht so | |
smart. | |
KI-Expertin über Daten und Macht: „Die Branche ist eine Monokultur“ | |
Meredith Whittaker ist Expertin für Künstliche Intelligenz und wechselte | |
von Google zur Signal Foundation. Ein Gespräch über das | |
Überwachungs-Geschäftsmodell. |