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# taz.de -- Zwischenlager in Würgassen: Atommüll kann wohl rollen
> Die Entsorgungskommission des Bundes befürwortet das Zwischenlager in
> NRW. Es soll den Müll aufnehmen, der später im Endlager Schacht Konrad
> landet.
Bild: Das neue Symbol der Anti-Akw-Bewegung? Protest in Würgassen im März 2023
Göttingen taz | Entsetzt reagierten Umweltschützer im Weserbergland, als
die Entsorgungskommission (ESK) des Bundes am Mittwoch ihre Empfehlung zum
[1][Bau eines großen Atommüllzwischenlagers in Würgassen] veröffentlichte.
Das Expertengremium kommt nämlich zu dem Ergebnis, „dass ein
Logistikzentrum für die optimierte Anlieferung an das Endlager Konrad
erforderlich ist“. Den Standort Würgassen hält die ESK für „plausibel“.
Auf dem Gelände des stillgelegten AKW Würgassen in Ostwestfalen, im
Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen, will die
bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) eine 325 Meter lange,
125 Meter breite und 16 Meter hohe Halle bauen. Ab 2029 soll sie sämtlichen
in Deutschland angefallenen schwach und mittelradioaktiven Müll aufnehmen,
der später für eine [2][Endlagerung im Schacht Konrad in Salzgitter]
vorgesehen ist – beispielsweise Pumpen, Rohre, Schutzkleidung, verstrahltes
Abbruchmaterial aus den Atomkraftwerken, aber auch Abfälle aus der Medizin
und Forschung, insgesamt rund 300.000 Kubikmeter.
In seinen geschätzt 30 Betriebsjahren wird das offiziell sogenannte
Logistikzentrum Konrad (LoK) in Würgassen den Planungen zufolge quasi rund
um die Uhr von Lastwagen und Zügen angefahren, die den strahlenden Schrott
anliefern und, teils neu sortiert, wieder abholen und nach Salzgitter
weitertransportieren. Die Kosten für die Errichtung des Zwischenlagers
werden auf mindestens 450 Millionen Euro geschätzt.
Bürgerinitiativen, Bürgermeister und Kommunalparlamente in allen drei
Anrainer-Bundesländern [3][machen seit Jahren gegen das Logistikzentrum
mobil]. „Atommüll aus der ganzen Republik soll nach Würgassen gekarrt
werden“, sagte Dirk Wilhelm vom Verein „Atomfreies 3-Ländereck“ der taz.
Die BGZ habe den potenziell durch Hochwasser gefährdeten Standort ohne ein
vernünftiges Genehmigungsverfahren und ohne Beteiligung der Öffentlichkeit
durchgedrückt. Durch das Lager werde sich zudem die Zahl der gefährlichen
Atommülltransporte durch Deutschland deutlich vermehren, die vorhandene
eingleisige Bahnlinie werde durch die Fuhren völlig überlastet.
## Ungeklärt, ob Endlager überhaupt in Betrieb geht
Völlig ungeklärt ist überdies, ob das Endlager Konrad überhaupt in Betrieb
geht. Denn die Umweltverbände BUND und Nabu haben den Widerruf der
Baugenehmigung beantragt. Die Kritik: Konrad entspreche nicht dem Stand von
Wissenschaft und Technik, es handele sich um ein altes Bergwerk, es habe
kein vergleichendes Auswahlverfahren gegeben. Der TÜV stellte kürzlich in
einer von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen beauftragten Studie
infrage, ob ein vorgeschaltetes Logistikzentrum überhaupt benötigt wird.
Die Landesregierung in Hannover positionierte sich ebenfalls gegen die
Pläne.
Die Entsorgungskommission kommt hingegen zu dem Schluss, „dass wesentliche
Schlussfolgerungen der TÜV-Bilanzierungsstudie auf nicht ausreichend
vollständigen, aktuellen und robusten Annahmen beruhen“. Nach einer
genaueren Betrachtung des zu erwartenden Transportaufkommens bestehe auch
keine Notwendigkeit für eine zweigleisige Anbindung. Die BGZ sieht sich
darin bestätigt, „dass nur mit dem Logistikzentrum eine schnelle und
reibungslose Anlieferung an das Endlager Konrad erfolgen kann“. Der
Generalbevollmächtigte für das LoK, Christian Möbius, sagte, die BGZ werde
jetzt zuversichtlich auf eine endgültige Entscheidung aus Berlin warten.
9 Aug 2023
## LINKS
[1] /Geplantes-Zwischenlager-in-Wuergassen/!5875773
[2] /Plan-fuer-Atommuelllager/!5951274
[3] /Entsorgung-von-radioaktivem-Muell/!5914412
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
Atommüllentsorgung
Schwerpunkt Atomkraft
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Debattenreihe Atomkraft
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