# taz.de -- Unruhen in Libyen: Diplomatisches Eigentor | |
> Mit dem Bekanntmachen des Außenministertreffens hat sich Israel selbst | |
> geschadet. Für die libyschen Oppositionellen ist es ein gefundenes | |
> Fressen. | |
Bild: Protest gegen das Treffen der libyschen Außenministerin Nadschla al-Mang… | |
Anfangs kamen Bilder, die man aus der arabischen Welt durchaus gewohnt ist. | |
Als die ersten Meldungen von dem Treffen der libyschen Außenministerin | |
Nadschla al-Mangusch mit ihrem israelischen Amtskollegen Eli Cohen | |
öffentlich gemacht wurden, brannten in mehreren libyschen Städten | |
Autoreifen. Demonstranten griffen das Außenministerium und das Haus des | |
Premierministers Abdul Hamid Dbaiba in Tripolis an. | |
Doch beim genaueren Hinsehen auf die [1][Proteste] gegen jegliche | |
Anerkennung des Staates Israel wird deutlich, dass sich trotz der | |
wirtschaftlichen und politischen Krisen in Nordafrika und dem Nahen Osten | |
viel verändert hat. In den meisten Landesteilen war niemand bereit gegen | |
das “zionistische Gebilde“ zu demonstrieren. Das über Jahrzehnte von den | |
Diktaturen der Region gepflegte Feindbild zieht nicht mehr. Außenministerin | |
Mangusch mußte nicht wegen des Treffens mit israelischen | |
Regierungsvertretern gehen. | |
Ihr modernes Auftreten missfällt den Ultrakonservativen schon lange. Die | |
gegen den Willen der libyschen Delegation veröffentlichten Details des | |
libysch-israelischen Treffens hat eine ungewöhnliche Allianz aus | |
Salafisten, dem noch aus [2][Gaddafi-Zeiten] stammenden Geheimdienst ISA | |
und den Gegnern der Regierung Dbaiba geschaffen. Sie schickte bezahlte | |
Demonstranten auch gegen die immer mutiger auftretenden weiblichen | |
Politikerinnen und Aktivistinnen in Libyen auf die Straße. | |
Für das Schicksal der durch [3][radikale jüdische Siedler] im | |
Westjordanland vertriebene Palästinenser interessieren sich nur wenige in | |
der Region. Der Eigennutz des israelischen Außenministers hat die frühere | |
Menschenrechts-Aktivistinnen Nadschla al-Mangusch in Gefahr gebracht. Mit | |
dem unsensiblen Ausplaudern des vertraulichen Treffens wollte die | |
israelische Regierung daheim punkten. | |
Auf der Agenda von Regierungschef Benjamin Netanjahu steht die | |
[4][Normalisierung zu Ländern in der arabischen Welt]. Ein Vorhaben, das | |
nach dem nun möglichen Sturz der libyschen Regierung eher schwieriger | |
werden dürfte. | |
29 Aug 2023 | |
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## AUTOREN | |
Mirco Keilberth | |
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