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# taz.de -- Unionbusting bei Tesla: Unheilbare Gewerkschaftsphobie
> Der Konzern droht Mitarbeiter:innen mit Kündigung, weil sie
> IG-Metall Aufkleber im Werk angebracht haben. Das offenbart eine
> irrationale Angst.
Bild: Mag Autos, aber keine Gewerkschaften: Tesla-CEO Elon Musk bei der Eröffn…
Grünheide taz | Ist es möglich, dass Unternehmen auch psychische Störungen
entwickeln können? Immerhin handelt es sich ja um juristische Personen,
die, wie gewöhnliche Menschen auch, Rechte und Pflichten haben. Warum
sollten sie nicht auch mal einen Knacks haben?
Es wäre zumindest eine geeignete Erklärung für das jüngste Verhalten des
US-Autobauers Tesla, der eine regelrechte Gewerkschaftsphobie entwickelt zu
haben scheint. So drohte die Werksleitung der „Gigafactory“ im
brandenburgischen Grünheide mehreren gewerkschaftlich organisierten
Angestellten mit der fristlosen Kündigung, wie Springers Wirtschaftsmagazin
Business Insider am Freitag berichtete. Der Grund: Sie sollen Sticker im
Werk geklebt haben, mit Aufschriften wie „Unsere Gesundheit ist wichtiger
als die nächste Milliarde für Elon“ oder „unsere Sicherheit ist wichtiger
als der nächste Produktionsrekord“.
Mit den Aufklebern wollte die Gewerkschaft auf Missstände bei den
Arbeitsbedingungen aufmerksam machen, erklärt IG-Metall-Sprecher Markus
Sievers: „Es gibt immer wieder Probleme mit zu langen Arbeitszeiten und
Sonderschichten.“ Darauf hinzuweisen, sei das Recht der Gewerkschaften, die
Drohung des Managements halte er für eine Überreaktion, zumal es sich bei
den Aufklebern um leicht entfernbare magnetische Sticker handelte. Dass
eine solche Kündigung vor einem Arbeitsgericht bestand hätte, gilt als
unwahrscheinlich.
Jessica Reisner von der Aktion Arbeitsunrecht vermutet, Tesla wolle im
Vorfeld der Betriebsratwahlen im kommenden Jahr schon einmal
Gewerkschafter:innen einschüchtern. „Es zeugt von zutiefst
antidemokratischem Geist, selbst bei kleinsten Unregelmäßigkeiten zu den
gröbsten Mitteln zu greifen“, sagt Reisner.
## Mittelfristig dumm
Dass insbesondere Tesla-Chef Elon Musk Gewerkschaften fürchtet wie der
Teufel des Weihwasser, ist kein Geheimnis. Auch in Grünheide reiht sich der
jüngste Einschüchterungsversuch nahtlos in die Bemühungen des Konzerns ein,
[1][jegliche Form gewerkschaftlicher Organisation zu verhindern]. So
erfolgte [2][die erste Betriebsratswahl im März] vergangen Jahres zu einem
Zeitpunkt, als noch kaum Arbeiter:innen in der Fabrik angestellt waren
– die Mehrheit im Betriebsrat wird daher zurzeit von arbeitgebernahen
Kandidaten aus den Managementebenen gestellt.Mittelfristig dumm
Auch wenn es zunächst einmal aus Konzernsicht rational erscheint, keine
Tariflöhne zahlen oder menschenfreundliche Arbeitszeiten anbieten zu müssen
– mittelfristig schadet sich Tesla mit seiner Gewerkschaftsphobie nur
selbst. Denn nach wie vor hat das Unternehmen Schwierigkeiten, genügend
Fachkräfte einzustellen; die eigenen Produktionsziele mussten zuletzt
deutlich heruntergefahren werden.
Aber wie so oft bei irrationalen Ängsten helfen die besten Argumente nicht
weiter – sondern nur die Konfrontation.
28 Aug 2023
## LINKS
[1] /Betriebsrat-fuer-Lieferdienst/!5844547
[2] /Produktionsstart-bei-Tesla/!5841228
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
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