# taz.de -- Design im Fränkischen Gasthof: Schick, aber unpraktisch! | |
> Es hat ein wenig gedauert. Aber jetzt weiß auch unser Autor, dass es bei | |
> der Einrichtung seiner Gästezimmer nicht nur auf die Ästhetik ankommt. | |
Bild: Und immer diese Staubfänger! | |
Wie unterschiedlich die Perspektiven auf die Ausstattung eines Hotels sein | |
können! Mir ist das zum ersten Mal aufgefallen, als ich für einige Zimmer | |
Garderobenständer kaufte. Sie haben einen leichten Industrial Chic, | |
erinnern mich an alte Bänke in den Sportumkleiden: Die Ständer bestehen zum | |
Großteil aus schwarzen Metallrohren. „Sieht nicht schlecht aus, oder?“, | |
sagte ich zur Zimmerfrau, als ich sie an ihren Platz gestellt hatte. | |
„Schwarzes Metall muss man ständig abstauben“, sagte sie nur. Das saß. | |
Inzwischen bin ich stark sensibilisiert: Es kann nicht alles nur danach | |
gehen, ob etwas den Gästen oder den [1][Wirtsleuten] gefällt. Es ist wie | |
auf dem Schachbrett: Der Gast ist König – selbstverständlich –, das | |
Personal aber ist die Dame: Gut, wenn die Figur freie Korridore hat. | |
Bei Anschaffungen und Erneuerungen werden daher folgende Fragen | |
bedeutsamer: Ist es stabil? Ist es einfach zu warten und zu reparieren? Ist | |
es kein Staub- oder sonstiger Schmutzfänger? Ist es vielleicht so schön | |
oder praktisch, dass es leicht „verschwinden“ könnte? Und ist es, falls | |
irreparabel kaputt oder verschwunden, leicht ersetzbar? Das Nachdenken | |
beginnt schon bei den Anhängern für die Hotelschlüssel – und falls Sie sich | |
das auch schon mal gefragt haben: Die können nicht groß und schwer genug | |
sein. | |
Über Hotelbetten ließe sich in dieser Hinsicht ein ganzes Kapitel | |
schreiben. Matratzen – sind [2][Gästen] tendenziell zu weich, den Menschen, | |
die sie beziehen, dagegen tendenziell zu hart. Denn je biegsamer die | |
Matratze, umso leichter ist das Spannbetttuch drübergezogen. Bettwäsche – | |
muss ständig gewechselt werden. Reißverschlüsse, eigentlich die | |
praktischste Erfindung, seit es Knöpfe gibt, sind da völlig unnütz. Niemand | |
will da irgendwas auf- oder zuziehen. | |
Unsere Bettwäsche trägt inzwischen einen „Hotelverschluss“, das ist eine | |
simple Überlappung, es fehlen auch die Abnäher rechts und links. Der Stoff: | |
je dicker, umso reißfester, außerdem scheint die Bettdecke garantiert nicht | |
durch. Dafür ist er aber auch umso schwerer, in Wäschesäcken summiert sich | |
das schnell spürbar. Mit leichtem Polyesteranteil kommt die Wäsche noch | |
glatter aus der Reinigung, und die Zimmerfrau sagt, es „flutscht nur so“ | |
beim Überziehen. | |
Das Blöde: [3][Praktikabilitätserwägungen] sind oft konkreter als | |
Geschmacks- oder Komfortfragen. Sie gewinnen daher leicht die Oberhand. Ich | |
schaue inzwischen oft auf die Art, wie in Italien oder Frankreich | |
Hotelbetten gemacht werden. Zwei Laken fest unter die Matratze gesteckt, | |
die Wolldecke drüber, fertig. Am Morgen hat sich Arrangement meist schon | |
von selbst abgezogen. Eigentlich super praktisch, oder? Mal sehen, was die | |
Zimmerfrau sagt. | |
31 Aug 2023 | |
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## AUTOREN | |
Jörn Kabisch | |
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