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# taz.de -- Filmempfehlungen für Berlin: Hemmungsloser Unsinn
> Diese Woche: 10 Jahre Amerikafilm, eine Robbe-Grillet-Interpretation von
> Alain Resnais und ein Animationskracher, der die Sprache der 70er
> spricht.
Bild: Die multitalentierten Minions in „Minions 2“ (2022)
Das zehnjährige Jubiläum der Berliner Produktionsfirma Amerikafilm feiert
das Wolf Kino mit einer Werkschau. Gespielt werden unter anderem ein
Kurzfilmprogramm, dazu verschiedene Filme, die bislang nur im Kontext von
Festivals oder Kunstausstellungen zu sehen waren, und eine Reihe durchaus
bekannter Langfilme: die böse Satire auf den Universitätsbetrieb
„Weitermachen Sanssouci“ von Regisseur Max Linz, der in „Ich will mich
nicht künstlich aufregen“ auch die seltsamen Verquickungen von
Kulturbetrieb und Politik aufs Korn nimmt, sowie „Golden Twenties“, eine
Studie von Sophie Kluge über die Orientierungslosigkeit einer Generation
von jungen Erwachsenen. Die Vorführungen werden von kurzen Einführungen
begleitet (10 Jahre Amerikafilm: Jubiläumsprogramm, 4. 8.-6. 8., [1][Wolf
Kino]).
Der Name von Alain Robbe-Grillet ist vor allem mit dem Nouveau Roman
verknüpft, einer literarischen Strömung im Frankreich der 1950er Jahre, als
sich eine Reihe von Schriftsteller:innen vom traditionellen
realistischen Roman zugunsten experimentellerer Formen abwandten. Eine
erste gelungene filmische Umsetzung von Robbe-Grillets Konzept der Aufgabe
des Raum-Zeit-Kontinuums zugunsten eines Geflechts aus Träumen,
Erinnerungen und erotischen Obsessionen war sein Drehbuch zu „Letztes Jahr
in Marienbad“ (1961) von Regisseur Alain Resnais.
Während sich die Ästhetik des Films mit ihren gleitenden Kamerafahrten
zweifellos auf Resnais zurückführen lässt, stammt die „Geschichte“ um ei…
Mann, der eine Frau davon zu überzeugen sucht, dass sie sich bereits im
vorigen Jahr in einem mondänen Kurort kennengelernt haben, von
Robbe-Grillet: beständige Wiederholungen und Variationen von kleinen
Erzählfragmenten jenseits herkömmlicher Narration. „Letztes Jahr in
Marienbad“ zeigt das Kino Arsenal in seiner Magical History Tour unter dem
Motto „Mind the Gap“ (6. August, 18 Uhr, [2][Kino Arsenal]).
## Die Siebziger animiert
Es ist ja eher selten, dass das Sequel eines Spin-Off-Prequels deutlich
besser ist als die Vorgänger-Filme, doch mit genau diesem Kunststück
warteten die Regisseure Kyle Balda, Brad Ableson, Jonathan del Val im
vergangenen Jahr mit dem Animationsfilm „Мinions – Auf der Suche nach dem
Mini-Boss“ auf. Gru, hier als zwölfjähriges Kind ein Superschurke in
Ausbildung, und seine kleinen gelben Helfer landen in einer
Auseinandersetzung, die das Konzept der „Мinions“-Filme perfekt bedient:
wenig zusammenhängende Handlung, dafür viele Verfolgungsjagden und Gags in
schneller Folge– und die meisten von ihnen zünden prima.
Vor allem aber kannte sich hier jemand mit popkulturellen Verweisen auf die
1970er Jahre richtig gut aus: weiße Schlaghosen, gewaltige Afrofrisuren,
Kung-Fu-Training, Chopper-Motorräder und ihr Äquivalent, das berühmte
Bonanza-Fahrrad, feiern fröhliche Urständ. Dazu läuft ein Soundtrack von
Disco bis Punkrock, und zwischendrin Linda Ronstadt mit „You're No Good“,
was die anwesenden Schurken natürlich als ihre Hymne begreifen. Sofern man
ein Verlangen nach hemmungslosem Unsinn verspürt, kann man sich hier
prächtig amüsieren (8. August, 10 Uhr, [3][Filmmuseum Potsdam]).
3 Aug 2023
## LINKS
[1] https://wolfberlin.org/de
[2] https://www.arsenal-berlin.de/kino/filmreihe/magical-history-tour-mind-the-…
[3] https://www.filmmuseum-potsdam.de/
## AUTOREN
Lars Penning
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