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# taz.de -- Austragungsort der Weltklimakonferenz: Russisches Veto gegen Bulgar…
> Kommendes Jahr sollen die UN-Klimaverhandlungen in einem postsowjetischen
> Land stattfinden. Die Kriege der Region mischen sich in die
> Standortsuche.
Bild: Teilnehmer der Weltklimakonferenz 2022 in Ägypten, für 2024 hat sich Bu…
Berlin taz | Russland hat ein Veto gegen die Bewerbung von Bulgarien als
Gastgeber der Weltklimakonferenz im kommenden Jahr eingelegt, wie die taz
aus Verhandlungskreisen erfahren hat.
Ein solcher Konflikt hatte sich abgezeichnet: Die Nachrichtenagentur
Reuters hatte im Juni über eine Mail der russischen Klimadelegation an
andere osteuropäische Länder [1][berichtet], in der sie erklärte, sie werde
einen EU-Gastgeber nicht unterstützen. Die geopolitischen
Auseinandersetzungen um Russlands Krieg gegen die Ukraine beeinflussen
insofern auch die Verhandlungen zum internationalen Klimaschutz.
Nach den Statuten der Vereinten Nationen „wandern“ die Klimakonferenzen in
einem festgelegten Turnus über den Globus. Im vergangenen Jahr fanden die
Verhandlungen in Ägypten statt, also in Afrika. In diesem Jahr ist Asien an
der Reihe, konkret die Vereinigten Arabischen Emirate. Am 30. November
startet der Gipfel in Dubai.
Und 2024 ist turnusgemäß ein Staat aus dem ehemaligen „Warschauer Pakt“
dran – jenem Militärbündnis, das die Sowjetunion einst anführte. Eigentlich
hat es sich 1991 aufgelöst. In der Welt der Klimadiplomatie [2][besteht es
noch]. Afrika, Asien, Sowjetimperium, Weststaaten, Südamerika – das ist der
Rhythmus der Weltklimadiplomatie.
## Bewerbungen auch von Armenien und Aserbaidschan
Auch in anderen Verhandlungen der Vereinten Nationen ist das noch immer so.
„Dieser Rhythmus spiegelt die Welt nach Gründung der Vereinten Nationen
wider“, sagt Reimund Schwarze, Professor an der Europa-Universität Viadrina
und Experte für die internationale Klimadiplomatie. Die Intervention
Moskaus gegen Bulgarien zeige nun, wie geopolitische Themen seit der
russischen Invasion in der Ukraine auch andere Weltprobleme beeinflussen,
so Schwarze.
Dreimal hatte zuletzt Polen den Part des „Warschauer Pakts“ bei den
Klimaverhandlungen übernommen: [3][2008 war Poznań Gastgeber], fünf Jahre
später die Hauptstadt Warschau, weitere fünf Jahre [4][später Katowice].
Für die nächste „Warschauer-Pakt-Klimakonferenz“ hatten neben Bulgarien
auch Armenien und Aserbeidschan eine Bewerbung als Austragungsort
eingereicht.
Auch dabei schwingt allerdings die große Geopolitik mit: Die beiden
transkaukasischen Länder [5][befinden sich im Krieg]. Zuletzt hatte der
armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan Aserbaidschan des Völkermords
beschuldigt. Russland wiederum ist „Schutzmacht“ Armeniens. Die Bewerbung
Armeniens um die Austragung der Weltklimakonferenz im kommenden Jahr
erscheint in diesem Licht gleich doppelt pikant.
Weil sich das UN-Klimasekretariat auf keine Seite der Konfliktparteien im
Krieg um die Region Berg-Karabach schlagen darf, glaubt Experte Schwarze
nicht, dass Aserbaidschan oder Armenien realistische Standorte wären.
Denkbar wäre eine Behelfslösung als Kompromiss: „Zur Debatte steht jetzt
Konferenzausrichter Armenien am Tagungsort Bonn“, sagt Beobachter Raimund
Schwarze.
In der deutschen Stadt sitzt das UN-Klimasekretariat, sie entspricht
sozusagen neutralem Boden. So eine Konstellation hat es bereits 2017
gegeben: Gastgeber waren damals offiziell die Fidschi-Inseln, getagt wurde
trotzdem in Bonn. Damals hatte das vor allem pragmatische Gründe: In
Fidschi hätte es nicht die logistischen Rahmenbedingungen für eine derartig
große Konferenz gegeben. Schwarze: „Oder es gibt ein Überspringen der
UN-Regionenfolge und die Konferenz findet in Australien statt.“
31 Jul 2023
## LINKS
[1] https://www.reuters.com/business/environment/russia-aims-block-eu-hosting-c…
[2] /Verhandlungen-zur-Emissionsminderung/!5940056
[3] /Weltklimakonferenz-in-Poznan-beendet/!5171147
[4] /UN-Klimakonferenz-in-Kattowitz/!5552070
[5] /Aserbaidschan-und-Armenien-im-Krieg/!5931968
## AUTOREN
Nick Reimer
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Russland
COP29: Klimakonferenz in Baku
Schwerpunkt Klimawandel
CO2-Emissionen
klimataz
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