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# taz.de -- Rosa von Praunheim in der Diskussion: Kein Sex mehr im Kirchenschiff
> Wo nur der Heiland nackt sein darf: In der Nürnberger Egidienkirche
> schließt Rosa von Praunheims Ausstellung nach Empörung und Kritik wieder.
Bild: Rosa von Praunheim bei einer Ausstellung mit seinen Bildern in Berlin im …
Diversity sells: Im Pride Month, im Juni, darf jedes noch so große
Unternehmen sein Regenbogenfähnchen in den Wind hängen – zumindest dort, wo
keine Konsequenzen zu befürchten sind. Im liberalen Europa führt ein bunt
leuchtendes Mercedes-Benz-Logo im Idealfall zur Umsatzsteigerung, im Nahen
Osten bleibt der Stern grau.
Wer allerdings tatsächlich noch Gefahr läuft, mit queerfreundlichen
Botschaften Kund:innen bzw. Mitglieder zu vergraulen, ist die Kirche.
Erstmals hat am Wochenende die evangelische Kirche unter dem Motto „Trau
dich“ einen Wagen zum [1][Christopher Street Day in Berlin] geschickt, um
Werbung für die Trauung homosexueller Paare zu machen.
Noch mehr traute sich die evangelische Egidienkirche in Nürnberg. Dort
eröffnete am Freitag die Ausstellung „Jesus liebt“ mit Bildern des
Regisseurs und Mitbegründers der deutschen Schwulen- und Lesbenbewegung
[2][Rosa von Praunheim].
Einige Bilder äußern dezidierte Kirchenkritik; „Fake News“ zeigen zwei
spielende Kinder in Begleitung eines Engels – ein Hinweis auf die vielen
Missbrauchsfälle. Andere Bilder sind expliziter: Auf „Jesus liebt“ haben
Männer neben dem Konterfei des Heilands Sex. Ein schwarzer Balken versperrt
den Blick auf allzu Nacktes. „Ficken für den Frieden“ zeigt hinter
Schmetterlingen drei Männer beim Akt. Weitere Männer mit perfekten Körpern
stehen um sie herum, ihre eigenen Penisse unzweideutig mit der Hand
umfassend.
Keine drei Tage nach Ausstellungseröffnung ist die Egidienkirche nun wieder
geschlossen. „Aufgrund der Vielzahl an Rückmeldungen“ werde sich der
Kirchenvorstand „zu der entstandenen Situation“ beraten, ließ die Kirche
auf ihrer Facebookseite verlauten. Die Kommentare unter dem Post lesen sich
wie aus einer anderen Zeit. „Ja, Jesus liebt“, schreibt eine Nutzerin.
„Aber doch nicht so! Er ist am Kreuz für diese Sünden gestorben.“
Der Pressesprecher des Dekanats äußerte gegenüber der Süddeutschen Zeitung
die Vermutung, dass die meisten negativen Rückmeldungen von Menschen kämen,
die sich die Ausstellung nicht selbst angesehen, sondern nur aus den Medien
davon erfahren hätten.
## Homophobie entlarvt
Rosa von Praunheim scheint angesichts der Schließung gelassen. „Es freut
mich, dass die Kirche reagiert“, sagt er auf Anfrage der taz. „Es zeigt,
wie konservativ sie immer noch ist und wie homophob.“ Er hoffe, dass nun
Diskussionen angestoßen werden und „die menschengemachten Märchen aus der
Bibel in Frage gestellt werden.“
Der erklärte Agnostiker setzt sich mit Religion regelmäßig auseinander.
Parallel zur Ausstellung werden im Filmhaus Nürnberg unter anderem die
Filme „Rosas Höllenfahrt“ und „Hitler und Jesus. Eine Liebesgeschichte“
gezeigt. Von Praunheims Beziehung zur Kirche lässt sich als schwierig
bezeichnen. Er finde es pervers, das manche offen Schwule Priester seien,
sagte er in einem Interview mit dem Spiegel 2021. „Wie kann man sich mit
einer Religion arrangieren, die so verlogen ist?“
26 Jul 2023
## LINKS
[1] /CSD-Parade-in-Berlin/!5946091
[2] /Dokumentation-ueber-Rex-Gildo/!5912862
## AUTOREN
Julia Hubernagel
## TAGS
Ausstellung
Kirche
Rosa von Praunheim
Homosexualität
Homophobie
Queer
Kirchentag 2023
Rosa von Praunheim
Paragraf 175
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