| # taz.de -- Nazis auf dem ostdeutschen Land: Uneingeschränkte Gewaltperformance | |
| > Es scheint, als könnten Nazis im Osten machen, was sie wollen. Was wäre, | |
| > wenn die Linke mit Gegengewalt käme? Ein fiktives Gespräch im fernen | |
| > Hamburg. | |
| Bild: Rechtsextreme Dauerpräsenz: Teilnehmer einer Veranstaltung der Jungen Al… | |
| „Wer ist denn da bei euch eigentlich zuständig für die Nazis?“, brüllt d… | |
| junge Frau nach Mitternacht auf dem Schulterblatt dem jungen Typen aus der | |
| Lausitz zu. | |
| „Wie jetzt zuständig?“, fragt er und steckt sich eine Zigarette in den | |
| Mund. | |
| „Na, warum hält die keiner in Schach?“, fragt sie und gibt ihm Feuer. | |
| „Ja, genau, da is doch grad ’ne [1][Familie zurück nach Berlin, weil die | |
| von Nazis bedroht wurden]!“, ruft eine andere. | |
| „Habt ihr keine aktive Polizei?“ | |
| „Eher passiv, hab mich unter anderem deshalb für’n Studienplatz in Hamburg | |
| entschieden.“ | |
| „[2][Lausitz, Brandenburg] und so weiter, haben Nazis da außerhalb der | |
| [3][Großstädte] Narrenfreiheit?“ | |
| Der Typ zuckt die Schultern: | |
| „Is’ irgendwie normal, wir sind so aufgewachsen, dass man sich vor denen | |
| selbst beschützen oder eben weg muss.“ | |
| „Wie jetzt?“, fragt ein Junge, „ihr seid dem da echt mehr oder weniger | |
| ausgeliefert?“ | |
| „Na ja, wird schon mal ermittelt, aber so richtig Ehrgeiz, defensiv gesagt, | |
| hat die Polizei nicht. Kommt vor, dass man die ruft und die sagen, ihr habt | |
| provoziert oder da war nix, ab nach Hause oder wir erteilen ein | |
| Platzverbot.“ | |
| „Und was dann?“ | |
| „Wir haben Nachrichtengruppen, Warnsysteme, organisieren uns selbst, holen | |
| uns irgendwo ab.“ | |
| „Was ist mit Bürgermeistern und so?“ | |
| „[4][Die wollen meist keinen Ärger mit Nazis], viele Lehrer und Lehrerinnen | |
| und die Schulleitung auch nicht.“ | |
| „Und die machen, tun, drohen weiter wie sie wollen, mit Gewalt und | |
| Gewaltbereitschaftsperformance?!“ | |
| „Tagein, tagaus.“ | |
| „Und da fragt noch jemand, warum immer mehr Leute extrem rechts wählen!“ | |
| „Scheint, als wären Nazis in Teilen des Ostens Superhelden, für die es | |
| keine Grenzen und Gesetze gibt!“ | |
| „Die eklige Seite der Macht!“ | |
| „Der Hype des Abgrunds!“ | |
| „Gibt eben Leute, die haben platt-pauschal Bock auf Helden!“ | |
| „Manchmal wird jemand gewählt, einfach weil der voll gut aussieht!“ | |
| „Oder eben die ausführende Gewalt ist!“ | |
| „Wenn die [5][Antifa] in gleichem Maß mit Gegengewalt käm’, wird die | |
| politische Linke dann wieder attraktiver und gewählt?“ | |
| „Gefährlicher Gedanke, würd’ ich sagen.“ | |
| „Dann wär’ auf sicher Krieg im Karton!“ | |
| „Deutschland ist doch kein Karton!“ | |
| „Dann schon irgendwie.“ | |
| „Genau das wollen die!“ | |
| „Die Antifa?“ | |
| „Die Nazis!“ | |
| „Mann gegen Mann und so.“ | |
| „Gewalt ist auch keine Lösung.“ | |
| „Aber keine Gewalt ist ja auch keine Lösung!“ | |
| „Na ja, wenn die richtigen sie mal ordentlich ausführen würden, vielleicht | |
| schon.“ | |
| „Ja, hier Gewaltenteilung, gesetzlich verankert, grad Abi drüber | |
| geschrieben.“ | |
| „Aber wenn das nie so richtig klar passiert?“ | |
| „Dann schmeißen Nazis Fenster ein, brüllen Nazi-Zeug wie in Lieberose und | |
| die Leute hauen ab nach dahin, wo es sicher ist!“ | |
| „Die Familie war echt nach drei Tagen wieder in Berlin!“ | |
| „Was hätten die sonst machen sollen? Ihre Kinder in ’ner Rüstung in die | |
| Schule schicken?“ | |
| „Am Ende muss es der [6][Kapitalismus] regeln.“ | |
| „Aber der hat es doch 1990 mit angerichtet.“ | |
| „Und jetzt muss er wieder ran!“ | |
| „Wegen der Fachleute aus dem Ausland!“ | |
| „Der Touris!“ | |
| „Niemand will neben Nazis zelten oder nach Feierabend auf dem Stepper neben | |
| der Nazibraut trainieren.“ | |
| „Und ihr meint, Geld regelt das so einfach?“ | |
| „Eher drucken die Nazis unbehelligt ’ne eigene Währung.“ | |
| 21 Aug 2023 | |
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| Jasmin Ramadan | |
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