| # taz.de -- Hengameh Yaghoobifarah über „Habibitus“: „Fashion und Haltun… | |
| > Fast sieben Jahre lang schrieb Hengameh Yaghoobifarah die taz-Kolumne | |
| > „Habibitus“. In Hamburg liest Yaghoobifarah eine Auswahl daraus. | |
| Bild: Keine Kompromisse: Hengameh Yaghoobifarah | |
| taz: Hengameh Yaghoobifarah, ist [1][Ihr Buch „Habibitus“] eine Abrechnung | |
| mit der taz? | |
| Hengameh Yaghoobifarah: Es ist einfach der Abschluss von fast sieben Jahren | |
| Kolumne, aber nichts Rachemäßiges. Für manche Kolleg_innen schreibe ich | |
| manchmal noch. Nur im Moment mache ich nicht mehr so viel journalistische | |
| Arbeit, weil ich an meinem Roman sitze. | |
| Ist Karriere wichtiger geworden? | |
| Literatur schreiben heißt ja nicht unbedingt, Karriere machen. Ein | |
| Lesbendrama zu schreiben, statt kommerzorientiert zu entscheiden, ist schon | |
| mal eine Absage an Karrierismus. | |
| Machen Sie nur, worauf Sie Lust haben? | |
| Sofern man das in kapitalistischen Zwängen machen kann. Wenn ich nur machen | |
| würde, worauf ich Lust hätte, würde ich wahrscheinlich meine Miete nicht | |
| bezahlen können. Ich mach halt nichts, was mich langweilt. | |
| Was erwidern Sie Ihren einstigen taz-Kolleg_innen auf den Vorwurf, dass | |
| Ihre Kolumne [2][„All cops are berufsunfähig“] die Menschenwürde verletzt… | |
| Ich finde, das ist eine sehr bürgerliche, liberale Haltung zur Polizei, die | |
| die Systemkritik darin nicht sieht und die Polizei in Individuen | |
| herunterbricht. Für eine linke Zeitung eigentlich ein Armutszeugnis. | |
| Ihre Kolumnen erscheinen nun als Buch. Welche Texte finden sich darin? | |
| Ich habe die Texte ausgewählt, bei denen ich das Gefühl hatte, dass sie | |
| eine gute Rückschau auf die Debatten der letzten acht Jahre sind. | |
| Welcher ist denn Ihr Lieblingstext? | |
| Die [3][Kolumne über Vokuhilas]. | |
| Was denken Sie, wie die Öffentlichkeit Sie heute wahrnimmt? | |
| Welche Öffentlichkeit? Ich schreibe meine Texte vor allem so, dass queere | |
| Genoss_innen am meisten Spaß dran haben. Für manche Leute bin ich die | |
| Person, die über Crocs schreibt, für andere die Person, die über die | |
| Abschaffung der Polizei geschrieben hat, und für wieder andere die Person, | |
| die Deutschen ans Bein pisst. Man kann die Projektion anderer Menschen | |
| nicht steuern, egal, was man macht. Besonders wenn es um queere, | |
| rassifizierte oder feministische Stimmen geht, gibt es historisch wie auch | |
| gegenwärtig Dynamiken der Dämonisierung. Davon muss man sich gut abgrenzen | |
| können und das habe ich in der Zeit, in der ich die Kolumnen geschrieben | |
| habe, gelernt. | |
| Haben Sie ein Alter Ego in Ihren Texten? | |
| Kolumnen sind eine Form der Autofiktion, entsprechend unterscheidet sich | |
| das literarische Ich von mir als Privatperson. | |
| Läuft denn auch etwas gut in Deutschland? | |
| Bei all den katastrophalen Dingen, die hier passieren, habe ich gar keine | |
| Lust, über positive Seiten Deutschlands nachzudenken. Das ist ja ein Land | |
| mit Geschichte und Gegenwart, und nicht einfach irgendeine Location. | |
| Haben Sie denn beim Schreiben schlechte Laune? | |
| Ich glaube, es sind Zustände, die die meisten vernünftigen Leute wütend | |
| machen. Die Kolumne war immer ein Kommentieren der Gegenwart, das was mir | |
| auf dem Herzen brennt. Es wird ja auch viel mit Humor gearbeitet. Bei | |
| genussbasierten Themen wie Essen, Mode oder Popkultur war auch nicht | |
| unbedingt Wut der Motor. | |
| Wer soll Ihr Buch lesen? | |
| Wer Bock drauf hat, keine Kompromisse zu machen in Interessensfeldern von | |
| linkem und queeren Diskurs, Mode und Lifestyle, der wird Texte finden, die | |
| Spaß machen oder denen man widerspricht. Das macht ja auch wieder Gespräche | |
| auf. | |
| 16 Aug 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.aufbau-verlage.de/blumenbar/habibitus/978-3-351-05115-0 | |
| [2] /Abschaffung-der-Polizei/!5689584 | |
| [3] /Die-Rueckkehr-des-Vokuhilas/!5734052 | |
| ## AUTOREN | |
| Nina Christof | |
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