# taz.de -- Höckes „Sommerinterview“ beim MDR: Lasst es endlich sein! | |
> Jedes Jahr wird Björn Höcke vom MDR eingeladen. Die Gleichbehandlung der | |
> Parteien hat ihre Grenzen – denn es geht um Menschenwürde. | |
Bild: Er hat seine Freude an der Provokation: AfD-Politiker Björn Höcke | |
Seit Tagen wird mit einer Mischung aus Empörung und Überraschung sowie | |
einer gehörigen Portion Lust am Grusel über das diskutiert, was [1][der | |
Thüringer AfD-Chef Björn Höcke im MDR-„Sommerinterview“] so von sich | |
gegeben hat. Dass die Empörung bleibt, wenn jemand im Nazi-Jargon von | |
„Gleichschaltung“ spricht oder Inklusion als ein „Ideologieprojekt“ | |
diffamiert, von dem man die Schulen befreien müsste, ist richtig und | |
notwendig. An Menschenfeindlichkeit darf man sich nicht gewöhnen. | |
Aber Überraschung? Wenn man einen Rechtsextremisten zum Gespräch einlädt, | |
wird er höchstwahrscheinlich rechtsextreme Sachen sagen. Das ist nun | |
einmal sein Programm. Die Frage ist eher, warum der MDR Jahr für Jahr Höcke | |
zum Interview lädt und zulässt, dass der AfD-Mann dort seinen Hass | |
verbreitet. Von einem freundlichen Moderator begleitet [2][und auf diversen | |
Kanälen live gestreamt], ganz so, als wäre Höcke einfach nur ein | |
Parteichef unter anderen. Aber das ist der Mann eben nicht. | |
Der MDR argumentiert damit, wie die öffentlich-rechtlichen Sender es | |
überhaupt in dieser Frage tun, dass sie der Vielfalt verpflichtet seien und | |
die Chancengleichheit im politischen Wettbewerb achten müssten. Die AfD sei | |
eine demokratisch gewählte Partei, die größte Oppositionsfraktion im | |
Thüringer Landtag dazu, deshalb könne man Höcke nicht ausschließen. Was | |
dabei außen vor bleibt: Die Thüringer AfD ist eine gesichert rechtsextreme | |
Bestrebung, das hat der Verfassungsschutz amtlich bestätigt. Und Höcke, der | |
Chef vom Ganzen, ist ein Rechtsextremist. | |
## Es braucht Mut der Öffentlich-Rechtlichen | |
Und spätestens an diesem Punkt muss Schluss sein mit der Chancengleichheit. | |
Es ist überfällig, dass sich der MDR dieser Debatte stellt und nicht | |
alljährlich die immer gleichen Argumente vorträgt. Das braucht eine Portion | |
Mut, denn natürlich würde die AfD massiv gegen den verhassten | |
öffentlich-rechtlichen Sender vorgehen, Klage inklusive. Ohne Mut aber wird | |
das nichts mit dem Kampf gegen Rechtsextremismus – und möglicherweise würde | |
die AfD eine solche Klage sogar verlieren. Schließlich sind die | |
Öffentlich-Rechtlichen auch der Wahrung der Menschenwürde und der | |
Demokratie verpflichtet. | |
Das heißt im übrigen nicht, dass man sich nicht mit Politik und Zielen der | |
AfD auseinandersetzt. Das ist dringend geboten. Nur funktioniert das in | |
einem solchen Sommerinterview nicht. Und wer jetzt mit dem Argument kommt, | |
dann könne sich die AfD mal wieder als Opfer gerieren und das müsse | |
verhindert werden, möge sich bitte das Interview anschauen, auch wenn es | |
schwer erträglich ist. Da stilisiert sich Höcke ruckzuck zum Opfer. Mit | |
einer guten halben Stunde Sendezeit. | |
12 Aug 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Debatte-um-Hoecke-Aussage/!5949598 | |
[2] https://www.mdr.de/video/mdr-plus-videos/video-mdr-thueringen-sommerintervi… | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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