# taz.de -- Bremens AfD sucht Schuldigen: Strafe muss sein | |
> Bremens AfD laboriert immer noch an dem Streit, der zu konkurrierenden | |
> Wahllisten und dem Ausschluss von der Bremer Bürgerschaftswahl geführt | |
> hat. | |
Bild: Tief zerstritten: Landesvize Sergej Minich und „Notvorstand“ Heinrich… | |
Der Streit hält bei der Bremer AfD weiter an, obwohl die vergangene | |
Landtagswahl schon einige Monate her ist. Daran durfte sie im Mai nämlich | |
nicht teilnehmen: Weil es zwei innerparteilich konkurrierende Wahllisten | |
gab, hatte die Wahlleitung [1][die Kandidatur der selbsternannten | |
Alternative untersagt] – erstmals seit der Parteigründung misslang deshalb | |
ein Antritt zu einer Wahl. | |
Kommt Zeit, kommt Ruhe? Nicht bei der AfD. In dem Landesverband – derzeit | |
ohne offiziellen Landesvorsitzenden – wird seitdem nicht nur nach den | |
Verantwortlichen für dieses Desaster gesucht – sie sollen auch Konsequenzen | |
spüren. | |
„Die Nichtzulassung der AfD zur Bürgerschaftswahl in Bremen stellt einen | |
schweren Schaden für die Partei dar“, beklagen der stellvertretende | |
Landesvorsitzende Sergej Minich und die Schriftführerin Antje Zeller. Mit | |
Unterstützung von AfDlern auch aus anderen Landesverbänden meinen sie die | |
Schuldigen dafür gefunden zu haben. Die Nichtzulassung zur Wahl sei | |
„maßgeblich erst durch das missbräuchliche Handeln der | |
Schiedsgerichtsbarkeit möglich“ geworden. | |
In einem der taz vorliegenden Antrag zum am vergangenen Wochenende | |
stattgefundenen Bundesparteitag fordern die Delegierten um Minich, dass | |
„Schiedsrichter Martin Braukmann sein Amt“ freiwillig abtreten soll. | |
Auf drei Seiten legen sie im Antrag dar, warum der dem sächsischen | |
Landesverband angehörende Braukmann für die Nichtzulassung zur Landtagswahl | |
verantwortlich sei. Denn Braukmann soll als Vorsitzender des zuständigen | |
Bundesschiedsgericht der Partei den sogenannten Notvorstand des | |
Vorsitzenden Heiner Löhman und des Schatzmeisters Frank Magnitz unterstützt | |
haben. Doch der „Rumpfvorstand“ um Minich sei eigentlich der legitime | |
Landesvorstand gewesen. | |
Zuvor hatte sich die Bremer AfD so zerstritten, dass [2][zwei Lager | |
entstanden waren, die zu zwei Vorständen führten]. Die Folge: Zwei | |
Vorstände legten zwei Listen für eine Wahl vor. Die Wahlleitung hatte früh | |
klar gemacht, dass nur ein Liste vorgelegt werden dürfe. Der Bitte um | |
interne Klärung kamen die Kontrahenten nicht nach. | |
Profitiert hatte vom Zwist dann die Partei „Bürger in Wut“: Ohne Konkurrenz | |
vom weit rechten Bereich erreichte sie zehn Prozent. Seit dieser einmaligen | |
Wahl-Konstellation hoffen die Wutbürger*innen, die sich [3][derweil in | |
„Bündnis Deutschland“ umbenannt haben], bei weiteren Wahlen Erfolgen | |
erzielen zu können. | |
Der Antrag zum AfD-Parteitag spiegelt aber auch die Ambitionen von Minich | |
und Zellner wider, beide wollen nicht die Verantwortung für das Wahldebakel | |
übernehmen, stattdessen künftig den Landesverband unangefochten anführen. | |
Der Antrag blieb anscheinend aber ohne Wirkung: Auf der AfD-Webseite wird | |
Braukmann weiterhin als Vorsitzender angegeben. Der Streit dürfte damit | |
aber noch nicht zu Ende sein – auch wenn Minich eine Anfrage der taz dazu | |
nicht beantwortete. | |
3 Aug 2023 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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