| # taz.de -- Afrobeat-Sänger Asake: Jetzt ist seine Zeit | |
| > Der nigerianische Afrobeatskünstler Asake bricht alle Streamingrekorde. | |
| > Nun kommt er mit seinem Erfolgsalbum „Work of Art“ nach Deutschland. | |
| Bild: Afrobeatsstar und ausgebildeter Tänzer: Asake | |
| Der nigerianische Künstler Asake befindet sich auf einem Höhenflug und es | |
| sieht nicht danach aus, als würde er bald landen. Dementsprechend passend | |
| ist auch der Name des Eröffnungssongs, „Olorun“, auf seinem neuen Album | |
| „Work of Art“. Olorun ist Yoruba, Asakes Muttersprache, und bedeutet König | |
| der Himmel. | |
| Mit seinen astronomischen 1,75 Milliarden Streams ist Asake tatsächlich der | |
| aktuelle König des Afrobeats, unter dem Himmel zumindest. „Work of Art“ ist | |
| sein zweites Album nach „Mr. Money with the Vibe“ (2022). Mit dem ihm | |
| sofort der Durchbruch gelang und er [1][zu anderen nigerianischen | |
| Musikgrößen] wie [2][Burna Boy,] WizKid oder Tems aufschließen konnte. | |
| Bevor es musikalisch auf „Work of Art“ richtig losgeht, holt Asake sich auf | |
| „Olorun“ erst mal den Beistand von ganz oben. Die Melodie im Intro klingt | |
| sinnlich und atmosphärisch. Sein Gesang ist so langsam, dass der Song eher | |
| einer Andacht oder einem Einschwören auf ein transzendentes Erlebnis | |
| gleicht. | |
| Ein Gespräch zwischen Asake und Olorun wahrscheinlich. Asake heißt | |
| eigentlich Ahmed Olade und wird 1995 in Lagos geboren. Die Stadt, die schon | |
| seit den mittleren 1960ern westafrikanischen Pop in den Rest der Welt | |
| exportiert. Asake ist eigentlich ausgebildeter Tänzer, studierte | |
| darstellende Künste mit ebenjenem Schwerpunkt Tanz. Den Wechsel hin zur | |
| Musik vollzieht er erst 2018. Mit seinem Song „Lady“ (2020) macht er zum | |
| ersten Mal über die Grenzen Nigerias auf sich aufmerksam. | |
| ## Einfluss aus Südafrika | |
| Seitdem ist sein Aufstieg so kometenhaft, wie das Genre selbst, in dem er | |
| mischt, Afrobeats. Und Asake ist nun das neue Aushängeschild. Der Sound von | |
| „Work of Art“ ist allerdings deutlich vom zeitgenössischen Amapiano-Sound | |
| geprägt. Einem Subgenre von House, das aus Südafrika kommt und von dort via | |
| Großbritannien zum Massenphänomen avancierte. Auf „Awido“ dem zweiten Song | |
| des Albums, etabliert Asake das Klangbild, das die Musik insgesamt | |
| charakterisiert. | |
| Mit wenig Bass, aber dafür mit einem harmonischen Mix aus Deephouse, Jazz | |
| und Synthie-Melodien werden Zuhörer:innen nach vorne getrieben. Mit | |
| motivierenden Zeilen, die er im Wechsel auf Englisch und Yoruba singt: „My | |
| ship never sinking / They wanna know what I’m thinking“, heißt es etwa beim | |
| Song „Awido“. | |
| Sein Wirken in der darstellenden Kunst zeigt sich in mehreren Facetten. Der | |
| spielerische Einsatz von Gesang tritt in der Musik immer wieder in den | |
| Vordergrund. An einigen Stellen setzt er mit dem Gesang Breaks, an anderer | |
| Stelle singt er gewohnt auf dem Takt. Vielleicht ist das auch der Grund für | |
| Asakes radikale Hinwendung zum Amapiano-Sound. Auch weil es abstrakter als | |
| der traditionelle Afropop aus Westafrika klingt. Aus europäischer Sicht | |
| zumindest. | |
| Dann ist da noch die Hommage an den New Yorker Künstler Jean-Michel | |
| Basquiat, dessen Frisur er sich für das Albumcover angeeignet hat. Dazu der | |
| Song „Basquiat“ auf dem Album. Auf dem Asake sich selbst mehr feiert als | |
| den US-Künstler: „Walking poetry, I am greater / I’m the work of art, | |
| Basquiat“, heißt es in einer Zeile des Songs. | |
| ## Klangelemente variabel eingesetzt | |
| Zugleich erinnert er auch an die Vergänglichkeit des Lebens, was als | |
| Rechtfertigung für sein Selbstlob verstanden werden kann: „Shelayeyin,Iwo | |
| gbon gbon, E de turn turn“, singt er in einem Mix aus Yoruba und | |
| nigerianischem Pidgin-Englisch. Das bedeutet so viel wie: „Das Leben bewegt | |
| sich, also ist heute deine Zeit, aber später wird es die von jemand anderem | |
| sein.“ Angesichts des großen Erfolgs, den der 28-Jährige gerade hat, ist | |
| schwer zu behaupten, dass gerade nicht seine Zeit ist. Er genießt den | |
| Moment. | |
| Die Rhythmen auf „Work of Art“ zeigen keine großen Variation. Beeindruckend | |
| ist aber, wie variabel einzelne Klangelemente eingesetzt werden. Mal haben | |
| die Synthesizer ein kurzes Einschwingverhalten, mal blubbern sie leicht | |
| auf. Dadurch bekommt jeder Song auf dem Album seine eigene Note, ohne zu | |
| sehr vom Gesamtkonzept abzuweichen. | |
| Lediglich „Lonely at the Top“ sticht ein wenig aus dem Muster heraus und | |
| nähert sich westlichen Popsounds an. Textlich macht er eine Reise in die | |
| jüngere Vergangenheit, als sein Spitzname „Mr. Money“ war. Dort versprüht | |
| er den ambitionierten „Hustler“-Geist, den viele Menschen in Lagos mit sich | |
| tragen: „Money on my mind / Don’t care what they yarning about me in | |
| particular.“ | |
| Das Anpreisen von Geld kommt in der Musik ebenso zum Ausdruck wie | |
| spirituelle Momente. In „Work of Art“ geht es mehr um die Atmosphäre | |
| insgesamt als um einzelne Themensongs. Und die Atmosphäre wechselt von | |
| motivierend bis spirituell, aber niemals klingt es negativ. Und, es gibt | |
| keinen schlechten Song, alle sind eingängig und zugleich mit Tiefgang. Das | |
| ist nicht selbstverständlich für Musik, die für den Mainstream produziert | |
| wurde. Kein Lied, das sich so anhört, als sei es bloß Füllmaterial. Sogar | |
| die Auskopplungen „2:30“ und „Amapiano“ liefern musikalische Qualität … | |
| Quantität auf Youtube, mit jeweils neun Millionen Klicks. | |
| Die spirituelle Session, die „Wort of Art“ in weiten Teilen ist, klingt mit | |
| dem etwas kitschig anmutenden Songnamen „Yoga“ und meditativen Sounds aus. | |
| Von den clubtauglichen Songs geht es zurück zum König der Himmel. | |
| 31 Jul 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Victor Efevberha | |
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