# taz.de -- Gewalt gegen Reporterin in Tschetschenien: „Verschwindet von hier… | |
> Eine russische Journalistin der „Novaya Gazeta“ und ein Anwalt sind in | |
> Tschetschenien schwer verletzt worden. Sie wollten über einen Prozess | |
> berichten. | |
Bild: Die russische Journalistin Jelena Milaschina auf einem Archivbild von 2009 | |
Pressefreiheit auf Tschetschenisch: Die russische Investigativjournalistin | |
Jelena Milaschina, Mitarbeiterin der oppositionellen [1][Novaya Gazeta], | |
und der Anwalt Aleksandr Nemow sind bei einem Überfall in der | |
Nordkaukasusrepublik schwer verletzt worden. Das teilten | |
Menschenrechtsaktivist*innen von der Nichtregierungsorganisation | |
„Gruppe gegen Folter“ am Dienstag mit. | |
Die beiden befanden sich auf dem Weg vom Flughafen in die tschetschenische | |
Hauptstadt Grosny. Dort wollten sie an einem Prozess gegen Zarema Musajewa | |
teilnehmen. Sie ist Mutter von drei tschetschenischen Oppositionellen, die | |
aus Tschetschenien geflohen sind. | |
Im Januar 2022 war Musajewa in der russischen Stadt Nischni Nowgorod von | |
tschetschenischen Sicherheitskräften entführt worden. Derzeit sitzt sie in | |
Grosny in Haft. Die Vorwürfe lauten auf Betrug und Gewaltanwendung gegen | |
einen Polizeibeamten. Am 15. Juni hatte die Staatsanwaltschaft fünfeinhalb | |
Jahre Straflager gefordert. Genauso lautete das Strafmaß, das das Gericht | |
am Dienstag verkündete. | |
Nach bisher vorliegenden Informationen soll der Wagen der Geschädigten von | |
drei Fahrzeugen blockiert worden sein. Angaben des Anwalts zufolge seien | |
sie getreten und unter vorgehaltener Waffe mit dem Tod bedroht worden. „Man | |
hat euch gewarnt. Verschwindet von hier und schreibt nichts“, soll einer | |
der unbekannten Täter gesagt haben. | |
## Mehrmals das Bewusstsein verloren | |
Nach Berichten der russischsprachigen oppositionellen Novaya Gazeta Europe, | |
die im Exil ansässig ist, sollen Milaschina an beiden Händen mehrere Finger | |
gebrochen worden sein, sie habe mehrmals das Bewusstsein verloren. Zudem | |
sei ein Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert worden. Im Netz kursiert ein | |
Foto, das Milaschina mit bandagierten Armen zeigt, ihr Kopf ist geschoren | |
und das Gesicht mit grüner Farbe beschmiert. Für Sergej Babinets von der | |
„Gruppe gegen Folter“ besteht kein Zweifel, dass der Angriff in | |
Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit der beiden Opfer steht. | |
Es wäre nicht das erste Mal. Bereits im Februar 2020 waren Milaschina und | |
die Anwältin Marina Dubrowina in Grosny zusammengeschlagen worden. Auch | |
damals waren sie auf dem Weg zu einem Prozess gegen den Autor eines Videos | |
über Kadyrow und dessen Mitarbeiter. Besagter Kadyrow ist Präsident | |
Tschetscheniens und für seine Brutalität berüchtigt. Ein Teil seiner | |
Truppen kämpft an der Seite Russlands in der Ukraine. | |
4 Jul 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Russlands-Umgang-mit-der-Novaya-Gazeta/!5940406 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Feinde der Pressefreiheit | |
Novaya Gazeta Europe in der taz | |
Tschetschenien | |
Russland | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Tschetschenien | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Pressefreiheit in Russland: US-Journalistin in U-Haft | |
Einer amerikanisch-russischen Mitarbeiterin von Radio Liberty droht | |
jahrelange Haft. Sie habe sich nicht als „ausländische Agentin“ | |
registriert. | |
Angriff auf Reporterin in Tschetschenien: Held*innen von heute | |
Kritik ist in Tschetschenien gefährlich. Nun leitet Moskau Ermittlungen zur | |
geschlagenen Journalistin Milaschina ein. Es dürfte wenig dabei | |
herauskommen. | |
Tschetschenischer Anwalt im Interview: „Glieder einer Kette“ | |
Abubakar Jangulbajew ist Menschenrechtler und Anwalt. Er spricht über die | |
Dekolonisierung Russlands und den Überfall auf die russische Journalistin | |
Jelena Milaschina. | |
Ukrainische Hafenstadt Odessa: Eine Stadt in Habachtstellung | |
Die ukrainische Hafenstadt Odessa liegt nicht an der Front, trotzdem ist | |
der Krieg auch hier dauerpräsent. Ein Streifzug durch den Ort. | |
Russlands Umgang mit der Novaya Gazeta: Solidarität zeigen! | |
Durch Kriminalisierung und Repressionen glaubt Putins Regime immer noch, | |
sein Lügengebäude aufrecht erhalten zu können. Es darf ihm nicht gelingen. | |
Manifest der „Novaya Gazeta Europe“: Wir werden weiter sagen, was ist | |
Die im Exil produzierte Zeitung ist in Russland zur „unerwünschte | |
Organisation“ erklärt worden. Die Redaktion will sich nicht einschüchtern | |
lassen. | |
Friedensnobelpreisträger über die Ukraine: „Für den Tod wird bezahlt“ | |
Dmitri Muratow, Chefredakteur der russischen Zeitung „Nowaja Gaseta“, kommt | |
auf Einladung der taz Panter Stiftung zum Gespräch. Er redet über Hoffnung | |
und Solidarität. |