Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Wassermelonen-Anbau in Niedersachsen: Der Zelt-Trick
> Bald könnten Melonen aus Südniedersachsen statt aus Südspanien in
> Supermarktregalen liegen. Bauern wie Paul Schofer pflanzen die Früchte
> jetzt an.
Bild: Haben den Eltern versprochen, Neues auszuprobieren: Paul Schofer (l) und …
Hamburg taz | Spargel, Erdbeeren, Wassermelonen, Himbeeren, Weizen –
richtig, ein Wort passt nicht in die Reihe. Das sieht Landwirt Paul Schofer
anders. Er pflanzt im niedersächsischen Vordorf, südlich von Braunschweig,
tatsächlich Wassermelonen an. Und das läuft ziemlich gut. Bald könnten
Melonen aus Südniedersachsen statt aus Südspanien in Supermarktregalen
liegen.
Schofer ist mit der Landwirtschaft aufgewachsen, seine Eltern hatten einen
Hof, auf dem sie Getreide anbauten. In Kiel und den Niederlanden hat er
Agrarwissenschaften studiert. Heute ist er einer von drei Gesellschaftern
des Eickenhofs, zusammen mit Christian Hansen und Malte Isermeyer. „Wir
arbeiten in zweiter Generation zusammen“, sagt Schofer.
Die Eltern der drei haben ab den 1990ern ihre Felder gemeinsam
bewirtschaftet. Das Geschäft durften sie unter einer Bedingung übernehmen:
etwas Neues mitzubringen. Das haben sie sich zu Herzen genommen. Neben dem
klassischen Getreide wie Weizen pflanzten sie zunächst auch Spargel an,
später Himbeeren und Erdbeeren, Tulpenzwiebeln, später auch Schnittblumen.
Nun ranken auf dem Eickenhof auch Wassermelonenpflanzen. [1][Auf
benachbarten Äckern] habe Schofer Wassermelonen schon früher gesehen.
Andere Landwirt*innen klagten aber über die späte Reifezeit der Pflanzen
– im Oktober will niemand mehr Wassermelonen essen. Die Lösung für dieses
Problem sei dann aber relativ einfach gewesen: „Wir bauen die Wassermelonen
unter Dach an.“ Unter Dach heißt, dass die etwa 1.500 Pflanzen in
Plastikzelten wachsen. In ihnen ist es wärmer als draußen. Deshalb reifen
die Pflanzen schneller.
## Regionaler Anbau spart Transportkilometer und Wasser
Die Früchte auf dem Eickenhof sind ungespritzt, weil in den Zelten auch
Nützlinge wie Schlupfwespen ausgesetzt werden können, die Blattläuse essen
und so die Schädlinge bekämpfen. Außerdem lässt sich die Bewässerung gut
kontrollieren, wenn das Wasser nicht im Boden versickert. Deshalb bräuchten
die Pflanzen gar nicht so viel Wasser, wie ihr Name vermuten lässt.
Schofer kümmert sich auf dem Eickenhof um die Sonderkulturen, also um
alles, was nicht klassisches Getreide ist. An einem normalen Tag läuft er
die verschiedenen Kulturen ab, überprüft, ob alle Pflanzen gesund sind.
Zudem begrüßt er täglich die bis zu 1.200 Mitarbeiter*innen auf dem
Hof, sagt er. Die meisten sind Saisonarbeiter*innen. Viele kommen jedes
Jahr wieder, etwa 80 Prozent schätzt er. Schofer sagt, er habe selbst vor
ein paar Jahren Polnisch gelernt, um besser mit ihnen über ihre Anliegen
sprechen zu können.
Paul Schofer hat die [2][Melonen] schon probiert. Sie schmeckten gut, sagt
er, nur die Farbe stimme noch nicht ganz. Bisher sind sie noch blass und
nicht so schön rot, wie man es erwartet. Die Nachfrage aber sei jetzt schon
groß. Und ganz nebenbei sei der Melonenanbau auch gut fürs [3][Klima], sagt
er.
Denn in der Regel werden Wassermelonen Tausende Kilometer weit mit
Lastwagen transportiert. Alle benötigten Samen passten dagegen in einen
Umschlag. Unter dem langen Transport leiden Geschmack, Preis und Klima. In
den Standard-Ausbaugebieten gibt es extreme Trockenheit oder starke
Regenfälle, beides schadet dem Anbau. „Faktisch“, sagt er, „exportieren …
damit Wasser aus Regionen, in denen es wenig davon gibt.“
20 Jul 2023
## LINKS
[1] /!5867504/
[2] /!5867504/
[3] /Schwerpunkt-Klimawandel/!t5008262
## AUTOREN
Lisa Bullerdiek
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Landwirtschaft
Niedersachsen
Wasserversorgung
Obstanbau
Schwerpunkt Klimawandel
Landwirtschaft
Kolumne Alles getürkt
Freihandelsabkommen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Überwachung der Elbe wegen Niedrigwasser: Schifffahrt und Fische in Gefahr
Die Trockenheit sorgt dafür, dass viele Flüsse und Seen weniger Wasser
führen. In Niedersachsen soll die Elbe nun extra eng kontrolliert werden.
Klimaschutz trifft Landwirtschaft: Theorie und Praxis am Acker
Statt die Klimakrise weiter zu verschärfen, könnte Landwirtschaft an ihrer
Lösung teilhaben. „Hof mit Zukunft“ bringt Bauern und Aktivisten zusammen.
Türken und Deutsche: Das Wassermelonen-Erlebnis
Wer etwas über Türken und Deutsche erfahren möchte, muss nur nach dem Weg
fragen – einmal in Deutschland und einmal in der Türkei.
Re-importierte Pestizide in Obst: Fragwürdige Früchte
In Dutzenden Sorten Import-Obst hat Greenpeace Spuren von verbotenen
Pestiziden entdeckt. Diese könnten von deutschen Chemieriesen stammen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.