Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Graffitisprayer in Berlin: Vom Tunnel aufs Dach
> Eine Doku folgt den Graffitisprayern „Rocco und seine Brüder“ durch
> Berlin. Zum Glück ignoriert sie die langweiligste aller Fragen.
Bild: Rocco und seinen Brüdern geht es immer auch um Spaß
Wer eine Warnweste trägt, bleibt in der Großstadt unsichtbar. „Das orangene
Camouflage“ nennt es Rocco, ein weltweit aktiver Graffitisprayer. Lange
Zeit malte er vor allem Züge an. Das orangene Camouflage, erfährt man in
der Doku „Rocco und seine Brüder“, ist ihm als Tool genauso treu wie die
Spraydose.
Die Doku folgt [1][Rocco und seinen Brüdern] (Bruder ist dabei
geschlechtslos) durch Tunnel und auf Dächer Berlins und ignoriert die
langweiligste aller Fragen: „Graffiti – Kunst oder Vandalismus?“
Es zeigt sich: Graffiti ist vieles zugleich. [2][Kunst], Aktionismus,
[3][Aktivismus], Egoismus, Vandalismus. Und Rocco, ein verschmitzter Typ,
der zwar offen spricht, aber immer mit verpixeltem Gesicht und bearbeiteter
Stimme auftritt, ist ehrlich: beim Besprühen von Zügen produziere man vor
allem Bilder für die Szene. Was also tun?
Rocco und seine Brüder entschieden sich dazu, ihr subkulturelles Kapital
und all die angelernten Tricks zu nutzen, um sich auf sozialpolitische
Kunst zu fokussieren. 2016 bauten sie ein Zimmer in einen U-Bahn-Schacht.
Seitdem fahren weniger Züge mit „Rocco“-Schriftzug. Dafür werden die
Aktionen immer ausgefeilter – und mittlerweile auch im institutionellen
Rahmen ausgestellt.
## Die Aktionen werden immer ausgefeilter
Der Film folgt einer Gruppe nicht mehr ganz so junger Männer und Frauen,
die von Graffiti irgendwann mehr wollten, als ihrem eigenen Ego zu
schmeicheln und Katz und Maus mit der Polizei zu spielen. Heraus kommen
Arbeiten, die sich mit [4][Gentrifizierung], der Waffenindustrie oder
Überwachung beschäftigen und wirklich Menschen erreichen, anregen,
provozieren. Doch trotz der inhaltlichen Ernsthaftigkeit geht es weiter um
eins: Das System aus Spaß mit seinen eigenen Mitteln zu untergraben.
Glück bedeutet für Rocco, als Bauarbeiter verkleidet ein präpariertes
Dixiklo vorm Ordungsamt aufzustellen, darunter den Noteingang zum
U-Bahn-Schacht aufzusägen und eine Etage tiefer unbemerkt sein Werk zu
verrichten. Denn natürlich kommt in Deutschland niemand auf die Idee, die
Ordnungsmäßigkeit eines aufgestellten Baustellenklos anzuzweifeln.
15 Jul 2023
## LINKS
[1] /Streetart-in-Berlin/!5423947
[2] /Archiv-fuer-Street-Art-zu-verkaufen/!5937960
[3] /Berliner-Graffiti-Buch-BITTE-LEBN/!5864673
[4] /Gentrifizierung-in-Berlin/!5941725
## AUTOREN
Johann Voigt
## TAGS
Dokumentation
Street Art
Aktivismus
Berlin im Film
Graffiti
Street Art
EU-Flüchtlingspolitik
Street Art
## ARTIKEL ZUM THEMA
Flinta*-Graffiti-Crew PMS: Die Stadt der Politisch Motivierten Schlampen
PMS erobert die männerdominierte Sprayerszene. Ihre antifaschistischen,
antikapitalistischen und feministischen Malereien prägen Berlins Stadtbild.
Archiv für Street Art zu verkaufen: „Eben Kunst auf Zeit“
Seit 48 Jahren dokumentiert Norbert Martins Street Art in Berlin. Erst im
Westen, dann im Osten. Ein Gespräch über die Vergänglichkeit von
Wandbildern.
Protest gegen Flüchtlingspolitik: Gehängte Puppe war Politkunst
Berliner Künstlerkollektiv bekennt sich per Video zu an Baukran
aufgehängter Flüchtlingspuppe. In Berlin demonstrieren 2.500 Menschen für
„Seebrücke“.
Streetart in Berlin: Dreist kommt durch
Das Kollektiv „Rocco und seine Brüder“ steht für spektakuläre
Installationen im öffentlichen Raum. Ein Treffen mit dem Initiator.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.